Ludwigshafen Irlands Tom Waits

Die preisgekrönte Konzertreihe „Das Vereinsheim“ gastiert seit einigen Jahren drei Mal im Jahr in der Alten Feuerwache. Die Shows sind regelmäßig ausverkauft. Gäste waren diesmal der irische Singer- und Songwriter Mick Flannery und der Kölner Musiker Maxim.

Die Halle war anders als sonst. Die Bühne befand sich mitten im Raum, Tücher hingen von der Decke, die später wie die Hallenwände als Projektionsflächen dienten. Gerade einmal 300 Stühle erwarteten die Vereinsheim-Kenner und Neulinge. „Pop in Wohnzimmeratmosphäre“ lautet der Untertitel der Veranstaltungsreihe. Es ist ein Versprechen, dem der Abend einmal mehr mit einem intensiven und unmittelbar erfahrbaren Konzerterlebnis gerecht wurde. Die Idee ist nicht unbedingt neu, aber Garant für ein einmaliges Konzerterlebnis. Ein fünfköpfiges Künstlerkollektiv aus der Region schafft mit wechselnden Gästen ein Konzert-Unikat. Der Instrumental-Opener „Die Reise“ fungierte nun als Ouvertüre für ein Popkultur-Kunstwerk, das rein für den Moment geschaffen wurde. Er stand zugleich aber auch für das gesamte Konzert. Denn in den darauffolgenden zwei Stunden nahm die „Vereinsheim“-Band mit David Maier (Gesang), Tommy Baldu (Schlagzeug) und Nico Schnepf (Tasten) nebst Sounddesigner Rouven Eller und Visual Artist Haegar das Publikum mit auf eine Reise in ungewohnte perzeptive Dimensionen. Genre-Grenzen wurden gnadenlos missachtet. So verwoben Elektro-Klangbilder der „Vereinsheim“-Crew Folk und Americana des Iren Mick Flannery, den Deutschpop des Kölners Maxim und den Heavy-Metal-Exkurs des Dauergastes Omar Gudjonsson aus Reykjavik. Mick Flannery, der zu den talentiertesten Singer- und Songwritern seiner Heimat zählt, ist hierzulande wenig bekannt. Seine vier Titel „Galfond“, „How High“, „Red to Blue“ und „The Small Fire“ berichteten melancholisch-elegisch vom Lauf des Lebens und sozialer Ungerechtigkeit. Seine markant angeraute, berührende Stimme zog sofort in den Bann und war perfekt eingebettet und getragen von unaufdringlichen, doch fein elaborierten Klangstrukturen. In seinem Heimatland hat sich Flannery einen Namen als lokale Version von Tom Waits gemacht. An diesem Abend erweckte er zudem die emotionale Einfühlsamkeit eines Bruce Springsteen. „Scherzkerzen“, „Pille aus Luft“ oder „Von Nichts“ des Sängers Maxim schlugen ebenfalls in die düster-melancholische Kerbe des Iren, doch zeugten auch sie von Hoffnung, wie Maxim augenzwinkernd bemerkte. Passionierte Musiker trafen hier auf sensible Geschichtenerzähler. Mit „Did We Do Enough?“ ging es mit dem Duo Rofofo, das ist Vereinsheim-Schlagzeuger Baldu und der Isländer Omar Gudjonsson, in der Indie-Rock-Ecke mit Heavy-Metal-Note ein wenig lautstärker zu. Nicht zuletzt bewiesen die Gastgeber zwischendurch, wie weit auch sie den musikalischen Bogen spannen können. Die nunmehr 19. „Vereinsheim“-Ausgabe verband wie gewohnt Kunstanspruch mit Virtuosität, gewiss jenseits des Massenkonsums.

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