Ludwigshafen Interview: „Tim Bendzko ist ein Glücksfall für uns – ich bin begeistert, dass er kommt“

Stefan Tielkes (49), Abteilungsleiter Stadtmarketing und Festorganisator, zu Tim Bendzko und Typen aus dem letzten Jahrhundert.

Herr Tielkes, passend zum Auftrittsort Berliner Platz könnte Tim Bendzko ja die Baustellen-Hymne anstimmen: „Nur noch kurz das ,Metropol’ retten“. Was halten Sie davon?

Das ist ein heikles Thema. Habe ich einen Telefonjoker? Nein. Dann antworte ich mit anderen Titeln von Tim Bendzko. Die Sache hängt „am seidenen Faden“, ist aber „zum Greifen nah“. Und falls Investor Günther Tetzner zum Stadtfest kommt, rufen wir ihm zu: „Die Geier kreisen schon“, „sag einfach ja“ zum Baubeginn. Aber mal ernsthaft: Natürlich hoffe ich, dass bald eine zukunftsfähige Lösung präsentiert wird. Die Stadt braucht das. In Bendzkos Hit „Nur noch kurz die Welt retten“ geht’s um die Rastlosigkeit in der Gesellschaft, wenn es da heißt „Noch 148 Mails checken, dann flieg ich zu dir“. Wie viele E-Mails haben Sie gelesen oder verschickt, bis das Programm stand? Das habe ich nie gezählt, da kommen aber sicher viel mehr als 148 zusammen. Trotzdem geht nichts über den direkten Draht. Zwischen den Beteiligten ist etwas gewachsen, das letztlich auf menschlichen Qualitäten beruht – Sympathie, Vertrauen, die gemeinsame Ambition, das Bestmögliche herauszuholen. Da wir in verschiedenen Städten sitzen, läuft viel über Telefon, wir sind halt Typen aus dem letzten Jahrhundert (lacht). Eigentlich sehen sich alle nur einmal im Jahr persönlich – zum Ludwigshafener Stadtfest. War es schwer, Bendzko zu ködern? Ja und Nein. In Gesprächen mit SWR 3 und der BASF ist dieser tolle Künstler seit Jahren ein Thema. Bislang gab es aus diversen Gründen keine Chance, aber jetzt haben wir es geschafft – und alles ging ganz schnell. Die persönlichen Beziehungen der Musikredaktion von SWR 3 waren da ausschlaggebend. Sie sind 15 Jahre älter als Tim Bendzko. Können Sie dennoch etwas mit seinen Soulballaden anfangen? Das muss ich gar nicht, weil ich ja Künstler präsentieren möchte, die unser Publikum faszinieren. Er hat unglaublich viele Fans und ist fürs Stadtfest ein großer Glücksfall – ich bin begeistert, dass er kommt. Und wie gefällt Ihnen seine Musik? Ehrlich gesagt, spricht Tim Bendzko mich persönlich überhaupt nicht an. Das hat aber nichts mit dem Alter zu tun. Warten Sie mal ab, wir präsentieren noch Künstler, die halb so alt wie ich sind, die ich aber auf jeder Sommerparty gerne hören würde. Was hören Sie privat? Ich bin großer Liebhaber der Oper. Dazu Jazz aus den 60er- und ein paar Altlasten aus den 80er-Jahren wie die Talking Heads. Das ist alles Musik, bei der meine Frau und Nachbarn sagen: Bitte benutze einen Kopfhörer. Für mich persönlich gehört es aber auch dazu, viel Musik der Künstler zu hören, die wir nach Ludwigshafen holen wollen. Gutes Stichwort: Boss Hoss, Lena und Clueso, das waren die Top-Interpreten der Vorjahre. Welcher Auftritt hat Sie am meisten beeindruckt? In jeder Hinsicht war für mich Boss Hoss herausragend. Da gab es so viele Schwierigkeiten zu lösen, bevor so eine Band nach Ludwigshafen kommen konnte. Und dann dieser bombastische Auftritt, der direkt in den Bauch ging. Die Band hatte das Publikum völlig im Griff, das ist bei einem Stadtfest nicht so einfach, weil nicht nur Fans vor Ort sind. Allerdings befürchte ich, dass die Band die nötige Betonsanierung der Hochstraße Süd verursacht hat, aber das werden Sie ja sicher niemandem sagen. (grinst) Versprochen. Apropos Sicherheit: Wenn eine Viertelmillion Menschen in die City strömt, rückt dieser Aspekt zwangsläufig etwas in den Vordergrund. Beunruhigt Sie das? Dieser Aspekt wird leider jedes Jahr wichtiger. Es kann keine hundertprozentige Sicherheit geben, zumal bei einem Straßenfest. Aber wir machen viel mit Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt. Für mich ist das auch ein gesellschaftliches Thema. Wie gehen wir heute mit aktuellen Bedrohungsszenarien um? Ich ändere jedenfalls meinen Lebensstil nicht. Ich bin froh, dass wir hier in Ludwigshafen sagen: Unser Stadtfest ist ein Magnet für die ganze Region – und das soll auch so bleiben. Samstags gibt’s am Berliner Platz ein Public Viewing zur Fußball-WM, wenn die deutsche Elf auf Schweden trifft. Als gebürtiger Westfale sind Sie eingefleischter Dortmund-Fan. Ihre Prognose fürs WM-Turnier? Da habe ich eine klare Vorstellung. Im Finale schlägt Deutschland Frankreich durch ein Tor in der 119. Minute. Ein Vollspannschuss von Marco Reus nach einem Zuckerpass von Mario Götze. So wird es sein, denken Sie an meine Worte.

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