Ludwigshafen „Ich muss Haltung zeigen“

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Bülent Ceylan, Sie haben vor kurzem Ihren 40. Geburtstag gefeiert. Nehmen Sie das Älterwerden eher locker oder suchen Sie jeden Morgen panisch in der Bürste nach einem grauen Haar?

Nein, ich sehe das ganz entspannt (lacht). Und bei grauen Haaren kann man ja nachhelfen. Immerhin waren Sie letztes Jahr nicht beim Metal-Festival in Wacken, aber dafür auf Kreuzfahrt. Ist das ein erstes Signal für einen künftig gesetzteren Bülent? Das war eine Heavy-Metal-Cruise. Da ging es richtig ab. Es gab ein Theater auf dem Schiff, dort hatte ich zwei Auftritte. Es gab viele Konzerte, dauernd lief irgendwo Musik, und zwischen drin eben der Türke. Das Publikum war der Hammer. Ungefähr 2000 Metaler waren auf dem Schiff – und das für vier Tage. Da hatte ich viel Kontakt mit Fans. Das hat richtig Spaß gemacht. Die offizielle Premiere von „Kronk“ ist am 4. Februar in Karlsruhe. Wieso nicht in Mannheim? Weil des kronk is! (lacht). Nein, das hat sich so ergeben, weil die SAP-Arena erst im April frei war. Die drei Vorstellungen im Capitol sind ja im Prinzip wie eine Premiere. Aber Karlsruhe ist eben die erste große Halle, die wir bespielen und in der das ganze Bühnenset zum Einsatz kommt. Das ist im Capitol aus Platzgründen nicht möglich. Was ist denn für Bülent Ceylan so wirklich „kronk“? Das sind viele Sachen. Ich bin politischer geworden und beschäftige mich stark mit aktuellen Themen wie Flüchtlinge, Pegida oder Nazis. Aber die Leute sollen auch ablachen können. Natürlich kommen wieder Harald, Mompfred, Hassan und Anneliese vor. Harald lernt zum Beispiel Bettina kennen, die ist eine extreme Veganerin und will, dass er auch vegan wird. Mompfred geht mit seiner Waltraud shoppen, das ist für mich auch kronk, und als Mompfred kann ich mich da richtig austoben. Aber ich will nicht zu viel verraten. Sie touren mit Ihrem Programm durch die ganze Republik, und Monnemerisch spricht nicht jeder. Müssen Sie den Nordlichtern in Hamburg oder Kiel erst erklären, was „kronk“ bedeutet? Ich war am Dienstag bei Radio Hamburg, und die haben Menschen auf der Straße gefragt, was „kronk“ bedeutet. Da kam alles mögliche heraus – zum Beispiel, dass es der Name eines Affen sein könnte. Doch dann hat jemand wirklich gesagt, es sei Dialekt und bedeutet auf Hochdeutsch „krank“. Ich finde es schön, wenn sich die Leute Gedanken dazu machen. Der Titel für sich genommen könnte auch der Name eines neuen japanischen Computerspiels sein. Im Kontext auf der Bühne kommt natürlich sehr schnell heraus, was ich mit „kronk“ meine. Sie haben gesagt, dies sei wohl Ihr bestes Programm bis jetzt. Worauf gründet sich diese Einschätzung? Es ist eine super Mischung zwischen Niveau und Blödelei geworden. Man kann Ablachen, aber es gibt auch hier und da eine Message, und es wird um die Ecke gedacht. Das liegt vielleicht auch am Alter. Das ist ein Programm, auf das ich stolz bin. Es ist auf keinen Fall politisches Kabarett, sondern immer noch Comedy. Aber es passt zu mir und zur Zeit. Ich finde, ich muss auch Haltung zeigen und kann nicht einfach immer nur so Rumblödeln. Ich glaube, dass wünschen sich viele Leute von mir. Apropos Haltung: Auf Facebook hat Ihr Beitrag zum Hallenbad-Verbot für männliche Flüchtlinge in Bornheim teilweise für Empörung gesorgt. Ich wollte eigentlich nur aufzeigen, wie extrem so ein generelles Verbot ist. Ich will sexuelle Gewalt gegen Frauen bestimmt nicht schön reden, um Himmels willen! So was geht gar nicht, da bin ich für harte Strafen. Aber es kam wohl anders rüber – auch weil die Leute meine Post anscheinend nicht zu Ende gelesen haben. Es ging mir darum, dass man nicht alle Flüchtlinge über einen Kamm scheren darf. Wie haben Sie auf die negativen Kommentare reagiert? Ich hätte nie gedacht, dass das so viele Menschen in den falschen Hals bekommen. Ich habe noch einmal etwas geschrieben und auf jedes Wort geachtet. Das war dann besser. Aber es gab auch sehr rassistische Kommentare, bei denen ich gedacht habe: „Alder Vadder, so kenne ich Deutschland gar nicht.“ Das hat mir schon ein wenig Angst gemacht. In den vergangenen Monaten gab es nicht viel zu lachen, wenn man sich die Weltlage anschaut. Wie gehen Sie als Comedian damit um? Ich hatte im November am Tag der Terroranschläge von Paris einen Auftritt. Ich kam auf die Bühne und es herrschte eine ganz komische Atmosphäre. Dann habe ich gesagt: „Wir dürfen uns das Lachen von den Terrorosten nicht nehmen lassen.“ Da gab es einen riesigen Applaus, und die Leute haben erst recht noch mehr gelacht. Das war krass. Ich glaube, das hat den Menschen gut getan. Es ist eine schwere Zeit für Komiker, aber auch eine Herausforderung für mich gerade jetzt dagegen anzugehen und die Leute zum Lachen zu bringen. Termine und Karten Die drei Vorstellungen im Mannheimer Capitol sind bereits ausverkauft, das Gastspiel am 4. und 5. Februar in Karlsruhe auch. Es gibt noch Karten für die Mannheimer SAP-Arena am 20. April, der 21. April ist ebenfalls ausverkauft. Karten sind noch erhältlich für den Auftritt am 7. Oktober in der Ludwigshafener Eberthalle.

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