Ludwigshafen „Guten Ruf in der Szene“

Meinung am Montag: 60 Stunden Live-Musik auf drei Bühnen, Stadtlauf und Festmeile: Das sind die Zutaten fürs 24. Stadtfest (8. bis 10. Juli). Organisator Stefan Tielkes spricht über Topact Lena, den Verzicht auf Fußball-Übertragungen und Whisky auf Wunsch.

Herr Tielkes, Lena Meyer-Landrut als Stargast zu ködern, war sicher nicht ganz einfach. Wie lief das ab?

Wir diskutieren mit unseren Sponsoren und Medienpartnern im Vorfeld über viele Künstler, die infrage kommen. Letztlich muss alles passen: das Finanzielle, die Kalenderplanung, das Gesamtpaket. Da stockte es zunächst an einigen Stellen. Dann kam das Angebot von Lenas Management, dass da was machbar wäre – mit der Maßgabe, dass man kurzfristig ein klares Ja brauche und alles wasserdicht sein müsse. Dann haben wir uns mit der BASF und SWR 3 kurzgeschlossen. Aufgrund der Qualität des Namens waren wir uns schnell einig. Nach dem Konzert von The Boss Hoss im Vorjahr haben Sie gesagt, dass deren Auftritt kaum zu toppen sei. Ist Lena Ihrer Einschätzung nach ein ähnliches Kaliber? In der Tat habe ich mir auf dem Nachhauseweg die Frage gestellt, was kann denn jetzt noch kommen. Die Lösung ist: Wir machen es nicht genauso, aber wir machen es genauso gut mit einem ganz anderen Ansatz. Eine ähnliche Show mit einer zehnköpfigen Rock’n’Roll-Band, und so sehe ich The Boss Hoss, werden wir in der nächsten Zeit nicht hinbekommen. Das war etwas Besonderes. Das zu kopieren und das Niveau nicht zu erreichen, konnte also nicht unser Ziel sein. Wir wollten eine ganz andere Musik und Ausrichtung, andere Fangruppen. Und Lena … … ist für mich ein ähnliches Kaliber und sogar bekannter als The Boss Hoss. Das merken wir an den vielen Reaktionen auf unsere erste Facebook-Meldung. Wirklich jeder hat eine Meinung zu Lena, weil sie einfach eine Medienfigur ist. Das hilft uns beim Stadtfest total, auch wenn der eine oder andere sagt: Ich mag die nicht. Der kann ja dann zu den anderen Bühnen gehen. Lena wird eine weniger aufwendige Show haben, aber der Besucherandrang wird ähnlich hoch sein, glaube ich. Sie fängt früher an, um 20.30 Uhr, was uns die Möglichkeit bietet, danach ab 22 Uhr einen angesagten DJ bei der SWR-3-Party auflegen zu lassen. Mögen Sie denn Lenas Musik? (lacht herzhaft) Ich sag’s mal so: Letztes Jahr bin ich von der Musik besser abgeholt worden. Was Boss Hoss abgezogen haben, war genial. Die musikalisch etwas härtere Gangart liegt mir einfach mehr. Fürs Image des Stadtfests war der Boss-Hoss-Auftritt also Gold wert? Eine Band wie Boss Hoss zu bekommen, hätte ich vor einem Jahr noch für unmöglich gehalten. Wir haben es dennoch hinbekommen. Durch unseren Medienpartner SWR 3 haben wir jetzt ein ganz anderes Standing bei Künstlern, an die wir sonst nicht herangekommen wären. Damit steigen aber auch die finanziellen Ansprüche. Ja sicher, ich kann jetzt zwar keine Gagen nennen, aber bei Bands wie Boss Hoss im letzten Jahr können wir eigentlich nicht mithalten, da sind wir völlig draußen. Das heißt, so eine Band bekommen wir nur im Gesamtpaket über SWR 3. Das war insgesamt ein Paukenschlag. Die Band hat sich wohlgefühlt, das Konzert war klasse und gut organisiert – bis zum Starkstromkabel für den Nightlinerbus. Da hat alles gepasst. Das spricht sich rum, das hilft uns. Dadurch bekommen wir einen guten Ruf in der Szene. Außerdem ist das Stadtfest ein friedliches Festival. Wir haben praktisch keine Zwischenfälle zu beklagen, und die Besucher gehen insgesamt sehr vernünftig mit Alkohol um. Das Festbudget liegt bei 350.000 Euro, 60.000 Euro trägt die Marketinggesellschaft Lukom. Das ist viel Geld. Es ist aber gut angelegt, weil es enorme Auswirkung auf das Image Ludwigshafens hat, auf die Außenwirkung. Außerdem wird hier eine Menge Geld ausgegeben, zehn bis 15 Euro pro Gast. Für die Stadt ist das unterm Strich ein gutes Geschäft. Der Effekt, der von so einem Fest ausgeht, und das Erlebnis rechtfertigen solche Investitionen. Sie haben bei der Topact-Präsentation gesagt, neben Lena noch einige Pfeile im Köcher zu haben. Welche? Mehrere Pfeile am Berliner Platz, bekannte Leute aus der Pop-, DJ- und Comedy-Szene, und weitere an den anderen Bühnen. Zwei, drei Local Heros, Coverbands der Region, die dabei sein müssen, runden das Bild ab. Mehr erfahren Sie bei der Programmvorstellung am 9. Juni. Sie haben auch gesagt, Sie stricken noch an Details. An welchen? Wir kennen alle Künstler, die auftreten, aber wir wissen noch nicht genau bei allen, wann sie auftreten. Es geht ferner um Fragen wie: Wo kommen die Künstler unter, wie ist die gewünschte Flasche zwölfjähriger Whisky zu bekommen und wo muss sie stehen, wenn die Betreffenden einchecken. Hinzu kommt die Abwicklung mit Behörden und Ämtern. Um solche Dinge geht es da. Beeinträchtigt die Großbaustelle am Berliner Platz das Fest? Die ist in der Tat ein wenig gewachsen, aber nicht wesentlich größer als im Vorjahr. Wir werden einen Teil der Umzäunung etwas zurückverlegen für unsere Logistik und um genug Platz zu haben für Fluchtwege und den Stadtlauf. Gibt es kostenlose Parkplätze? Das gehört noch zu den Details, die wir nicht geklärt haben. Zum jetzigen Zeitpunkt kenne ich jedenfalls kein Parkhaus, in dem man kostenfrei parken kann. Wird Comedy wieder ein Programmschwerpunkt von SWR 3 sein? Zumindest ein wichtiges Stilelement. Darauf setzt der Sender. Für wie viele Leute wird das Klassik-Open-Air sonntags bestuhlt? Für 1200. Das ist ausreichend. Es gibt auch viele, die nur eine Zeit lang zuhören und dann weiterziehen. Gibt’s ein Public Viewing zur Fußball-EM? Am 10. Juli ist ja das Finale. Nein. Wir haben länger überlegt, aber in Abwägung der Chancen und Risiken gesagt, das lohnt sich nicht. Es weiß ja auch keiner, ob die deutsche Elf das Endspiel erreicht. Und die Uefa verlangt bei solchen Veranstaltungen für eine Übertragung 5000 Euro plus x. Mich hätte das sehr gereizt, aber das finanzielle Risiko im fünfstelligen Bereich wäre zu hoch gewesen. Lieber stecken wir das Geld in andere Programmpunkte. Ich persönlich finde es dennoch schade, dass das nicht klappt. Worauf freuen Sie sich am meisten? Auf die Abende, wenn die großen Künstler auftreten. Dann sind Tausende Menschen auf dem Platz und es flirrt diese spezielle Energie. Von einer bestimmten Stelle aus sehe ich sowohl die Musiker als auch die glücklichen Gesichter des Publikums. Das ist der schönste Moment.

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