Ludwigshafen Filme auf der Baustelle

Das Cinema Quadrat muss weichen, Mannheims kommunales Kino hat im Collini-Center keine Zukunft mehr. Das Gebäude ist baufällig und längst schon eingerüstet, um Passanten vor eventuell herabfallenden Fassadenteilen zu schützen. Das seit 43 Jahren bestehende Kino braucht dringend einen neuen Standort.

Wer sich dem Gebäude nähert, denkt, er kommt auf eine Baustelle: rundherum Warnbaken und rot-weißes Flatterband, Absperrgitter, Auffangnetze und vor allem ein Gerüst bis hinauf zum Dach. Die temporären Absperr- und Sicherungsmaßnahmen sind keine Begleiterscheinung einer Instandsetzung des Gebäudes, sondern dienen allein dem Schutz von Besuchern und Passanten vor den Gefahren vor Ort. Sie wurden nicht etwa aufgestellt und angebracht, weil gebaut oder renoviert würde, sondern lediglich um zu verhindern, dass etwas passiert. Das Cinema Quadrat liegt hinter all den Zäunen und Netzen, die die Sicht behindern, noch verborgener als sonst. So finden seit etwa zwei Jahren immer weniger Zuschauer den Weg in Mannheims anspruchsvollstes Kino. Das Collini-Center, in das das Cinema Quadrat 1990 einzog, wurde in der ersten Hälfte der 1970er Jahre errichtet, als anlässlich der Bundesgartenschau von 1975 auch der Mannheimer Fernmeldeturm und die Herzogenried-Siedlung gebaut und in den Quadraten die Planken zur Fußgängerzone wurden. Der Büroturm und der höhere Wohnturm des Centers ruhen auf einem gemeinsamen Fundament, einer riesigen Betonplatte, und sind oberirdisch durch eine Passage miteinander verbunden. Der 95 Meter hohe Wohnturm scheint baulich in Ordnung, die Passage und der Büroturm sind dagegen erheblich sanierungsbedürftig beziehungsweise dem Abriss geweiht. Das Hallenbad, die „Kurpfalz-Thermen“ unten am Wohnturm, sind seit 1990 geschlossen, das Stadtarchiv wird voraussichtlich 2016 aus der Passage in den Ochsenpferchbunker an der Jungbuschbrücke umziehen, der derzeit zu diesem Zweck ausgebaut wird. Das Technische Rathaus im Büroturm leert sich nach und nach, die meisten Behörden sind schon ausgezogen. Jüngst hat ein Ausschuss des Gemeinderates die Verlegung der Fachverwaltung auf das frühere Vögele-Gelände in Neckarau empfohlen. Neben anderen Einrichtungen sucht nun auch das Cinema Quadrat nach einer geeigneten neuen Adresse. Als Besucher bemerkt man im Kino selbst nur mit geschärftem Blick etwas von der prekären Situation. Das Team um Geschäftsführerin Verena Schlossarek und Vereinsvorstand Ernst Gramberg weiß sich zu helfen. Wenn immer möglich, werden Schäden zumindest provisorisch behoben, und wenn es von der Decke tropft, wird eben ein Eimer druntergestellt. Auf lange Sicht kann das aber nicht so bleiben. Die neuen Räumlichkeiten, nach denen man nun sucht, müssen freilich einige Anforderungen erfüllen. Für ein Kino mit Saal und Vorführraum benötige man eine Fläche von etwa 200 Quadratmetern bei einer Raumhöhe von knapp sechs Metern, errechnet der zweite Vereinsvorsitzende Peter Bär. Dazu ist ausreichend Platz für ein Foyer oder Café, für ein Büro und ein Lager gefragt. Dann benötigt man noch Toiletten und einen behindertengerechten Zugang. Was außerdem zählt, ist natürlich die Lage. Schon ins Collini-Center kommt kaum Laufkundschaft, sondern nur Publikum, das gezielt den Weg ins kommunale Kino sucht. Wenn man zurück in die Quadrate käme, die bei der Gründung 1971 namensgebend waren, würde sich das sicher ändern. Dennoch prüft man auch andere Möglichkeiten. Die Reithalle in den Turley Barracks im Herzogenried wären da eine Option. Investor Tom Bock zeigt offen Sympathie für die Idee, doch dann wäre das Kino noch weiter weg von der Innenstadt. Infrage kommen auch die seit langem leerstehende Disco und der Braukeller direkt hinter der Alten Feuerwache, eine obere Etage im Stadthaus N1, die Stadtgalerie in S4 oder ein Neubau am Alten Messplatz. Optimal ist jedoch keiner dieser Standorte, und die zu tätigenden Investitionen sind noch unüberschaubar. Die Suche geht weiter.

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