Ludwigshafen Ein Hauch von Scorpions

Romantische Melodien sind hier gefragt: Gery Klein vom Royal Guitar Club.
Romantische Melodien sind hier gefragt: Gery Klein vom Royal Guitar Club.

„Sail over Europe“ heißt ihre aktuelle Tournee, und an Land ging der Royal Guitar Club bei seiner Segeltour auch im Ludwigshafener Kulturzentrum Das Haus. Viel musikalisches Strandgut haben die vier Musiker dabei auf ihren Fahrten aufgelesen und in ihren Songs verarbeitet.

Als Vorgruppe von Hubert von Goisern und John McLaughlin tourten sie über die Bühnen, längst schon gehen sie aber auch alleine auf Tour. Rock, Folk, Flamenco, vieles fließt zusammen in den Songs der vier langmähnigen Gitarristen, die äußerlich ein bisschen an die vier Musketiere erinnern. „The Voice of a Bard“ hätte auch ein Song von Metallica sein können, das beschwörend repetierte Gitarrenriff und der Gesang ließen allemal daran denken. Drei akustische Gitarren und ein E-Bass sind vereint im Spiel der vier Musiker, die aus Bayern und Österreich kommen. Vom Unterwegssein, vom Segeln über die Weltmeere singen sie oft. Axel Friedrich ist der Sänger in der Band und seine schöne Stimme würde jeder großen Rockband zur Ehre gereichen. Oft steuerte Armin Bruckmeier die zweite Stimme bei, und gemeinsam beschworen sie die Sehnsucht nach der Ferne. Instrumental ließ sich Bruckmeier gerne auf zweistimmige Soli mit Gery Klein ein: Romantische Melodien, die in parallelen Sexten oder Terzen besonders süß zu Herzen gingen. Alex Hilzensauer an der Bassgitarre ist der Vierte im Bunde, auch der ist ein Virtuose am Instrument und begleitet gerne mal mit reich verästelten Kontrapunkten. „Kingly Desperadoes“ heißt das vorletzte Album, den Titelsong daraus spielten die vier auch im Haus: Der Song bietet viel Western-Romantik, und in die Soli der akustischen Gitarren mischten sich spanische Elemente. Für den Flamenco und die Musik von Paco de Lucia hat der Royal Guitar Club überhaupt ein Faible. Wie in „The Calling“, dessen romantische Melodik von knallenden Akkorden und rasanten, hart angerissenen Staccato-Läufen aufgemischt wurde. Gut singen können sie und auch trefflich musizieren, und hatten jede Menge Spaß dabei. Eine vergnügte Folk-Nummer war „Rondo a la Gipsy“, ein unkompliziertes Instrumentalstück, das mit percussiven Einlagen, Trommeln auf die Gitarrendecke und Klatschrhythmen wie im Flamenco belebt wurde. Schöne, eingängige Melodien lieben die vier Musiker, Rockballaden und Flamenco gehen dabei eine gute Mischung ein, wird der Rock-Habitus immer wieder von sonnigstem andalusischem Gefühl durchdrungen. Schnellfingrig rasende Läufe und gefühlvoll hymnische Melodien feierten ein Fest. Ein Hauch von Scorpions mit hymnischen Gesängen und eingängigen Melodien wehte gleichfalls durch die Segel dieser gitarristischen Weltenbummler. Auch Welthits wie Marc Cohns „Walking in Memphis“ machten sie sich in ihrem unverwechselbaren Stil zu eigen. Vitale Nummern wie „Frickle Freckle“ und Gefühlvolles wie „The Silence between us“ ließ das Publikum schwelgen oder begeistert mitgehen.

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