Handball Der Fels in der Brandung bei den Eulen Ludwigshafen

Wichtig in der Abwehr: Julius Meyer-Siebert
Wichtig in der Abwehr: Julius Meyer-Siebert

Zweitligist Eulen Ludwigshafen hat gegen den Ligazweiten Hamm-West gewonnen. Auch dank eines 2,06-Meter-Hünen, der an diesem Abend in der Eberthalle mehr machen durfte als nur die ihm auferlegte Abwehrarbeit.

Als es wieder einmal knapp war, war er da. Nachdem die Gäste aus Hamm nach langem Rückstand den 24:24 Ausgleich durch Jakub Sterba erzielt hatten, drohte den Eulen wieder einmal die Wende. Aber diesmal blieben sie bissig, dazu noch cool. Daran hatte einer Anteil, der zuletzt im Angriff kaum noch zum Zuge gekommen war: Julius Meyer-Siebert. Der 2,06 Meter große Rückraumspieler mit dem „Hammerwurf“ aus der Distanz erlebte am Mittwochabend wieder eine Sternstunde. Fünfmal warf er auf das Tor und erzielte fünf Tore.

Der 23-jährige war am Ende nach dem 32:31 (16:14)-Sieg gegen den Tabellenzweiten ASV Hamm-West sichtlich erleichtert. Der gebürtige Bayreuther strahlte, lächelte, lehnte sich an die Bande. Mit fünf Toren durfte er diesmal auch seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellen. Das war schon lange nicht mehr so. Seit dieser Saison setzt Cheftrainer Johannes Wohlrab ihn vorwiegend im Innenblock und damit in der Defensive ein, um Mex Raguse fürs Angriffsspiel Verschnaufpausen einzuräumen. Aber diesmal stand Meyer-Siebert länger als sonst auf der Platte. Nach der frühen und der zweiten Zeitstrafe für Raguse wollte Wohlrab den drohenden Ausfall des Torjägers nicht riskieren, weshalb er den Ex-Leipziger auch im Angriff auf dem Spielfeld ließ.

Taktische Maßnahme

Das war auch eine taktische Maßnahme. Mit den geringeren Wechseln sollte das Tempospiel nicht verlangsamt werden. Davon profitierte Meyer-Siebert. So sorgte er nach dem anfänglichen Rückstand seiner Mannschaft mit seinem Treffer aus neun Metern für die verdiente 6:5-Führung der Eulen. Dann lief es bei den Gastgebern vor 1472 Zuschauern in der Eberthalle. „Eigentlich sind wir noch gut ins Spiel gekommen, da macht es mehr Spaß, wenn man nicht hinterherlaufen muss“, stellt Meyer-Siebert fest.

Eigentlich ist er inzwischen der personifizierte Abwehrspieler. Eine Rolle, die für ihn in dieser Saison völlig neu ist. Denn Mex Raguse hat ihn verdrängt. „Ganz einfach war das für mich nicht“, verrät er. Daran hatte er wohl zu knabbern. Es geht auch um seine sportliche Zukunft. Sein Vertrag bei den Eulen läuft zum Saisonende aus. Was dann kommt, ist ungewiss. Meyer-Siebert hat aber inzwischen seine Aufgabe gefunden. „Jetzt habe ich eine große Rolle in der Abwehr. Es wird von Spiel zu Spiel besser, aber es ist schon mein Ziel, mehr Spielanteile im Angriff zu bekommen. Wenn man vorne ein Tor macht, fühlt man sich noch besser“, weiß der 23-Jährige.

Herz und Leidenschaft

Gegen seinen früheren Vereinskameraden beim SC DHfK Leipzig, Philipp Jungemann, zeigte der Bayreuther viel Herz und Leidenschaft und erwies sich als Fels in der Brandung im Abwehrzentrum: „Wir kennen uns noch aus der Zeit in der Akademie beim SC DHfK Leipzig, aber wir haben kaum Kontakt miteinander.“ Bis zur 47. Minute sah es nach einem klaren Sieg der Eulen aus, dann kam Hamm zurück. „Hintenraus waren wir in der Abwehr nicht mehr zu effizient, vielleicht vom Kopf etwas ausgelaugt“, sagt Meyer-Siebert. Und da unterlief ihm auch der ein oder andere Fehler. „Aber wenn man mehr spielt, lange spielt, dann tut ein Fehler nicht so weh“. Und der Hüne war auch in der entscheidenden Phase auf der Höhe. So traf er nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich der Westfalen zur erneuten 25:24-Führung. Vier Minuten später folgte der Zuckerpass zu Max Haider an den Kreis, den der Kapitän zum 27:24 verwandelte.

Am Ende kam es noch zu einem saarländischen Duell der Akteure aus der einstigen Handball-Hochburg Niederwürzbach. Verkürzte Björn Zintel, der Spielmacher der Westfalen noch zum 30:29, nachdem sein früherer Mitspieler aus dem gleichen Dorf, Tim Schaller, den Ball über den Kopf von Felix Hertlein bugsiert hatte. Dann war es erneut Schaller, der zum 32:30 traf. Kian Schwarzer, Dritter im Bunde aus dem Saarpfalz-Kreis, kam wegen Erkrankung nicht zum Einsatz. „Es hat heute einfach vieles geklappt, wir waren einfach von Anfang auf der Höhe“, erklärt der 2,06-Meter-Blondschopf, als ihm Ex-Weltmeister Christian „Blacky“ Schwarzer zum verdienten Sieg gratuliert.

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