Ludwigshafen Briefe an die Lokalredaktion:

Die Bayreuther Straße war von Freitag, 8. August, bis Montag, 11. August, geöffnet. Das ärgert Otto Normalverbraucher. (…) Viele Menschen halten mich auf der Straße an und fragen, wieso die Stadt die Durchfahrt wieder geschlossen hat. Die Menschen reagieren mit völligem Unverständnis, da die meisten Autos durch West fahren und keine Anwohner sind. Die Flut von ablehnenden Leserbriefen zur Aufführung des Theater Titanick (…) überrascht und gibt zur Verwunderung Anlass. War das so schwer zu verstehen? Es entsteht Chaos. Es wird geübt, gespielt und geprobt, wie man die Irrfahrten des Odysseus technisch auf eine Bühne bringen könnte. Dabei geschehen allerlei Missgeschicke, und die Mannschaft des Theaters Titanick hangelt sich an den Versatzstücken der Irrfahrten des Odysseus entlang. Es ging um Mord, Sex und Verrat und um den Kampf mit dem Zorn der Götter. Blut floss in Strömen. Eine gewaltige Geräuschkulisse und ein „wildgewordener Spezial-Lkw“ symbolisierten das ständig vom Untergang bedrohte Schiff. Die versprochenen atemberaubenden Spezialeffekte zogen alle Zuschauer in ihren Bann, das Feuerwerk war gewaltig und die Stimmung untergangsbedrohlich spannend. Die Elemente Feuer, Wasser, Wind, denen Odysseus und seine Männer auf Leben und Tod ausgesetzt waren, kamen hier spürbar über den Europaplatz (…). Bei dem, was das Internet heutzutage Kindern zugänglich macht, müssen die nackten Menschen, die abgeschlagenen Köpfe und Gliedmaßen, aus denen literweise Theaterblut floss, wie aufklärende Zeitlupenaufnahmen des Realen gewesen sein, an denen keines der anwesenden Kinder (…) Schaden genommen haben wird. Die Gruppe verzichtete auf Text und das gesprochene Wort zugunsten der rasanten Aktions-Bilder, die sie auf den Platz zauberte. So war beim Zuschauer Fantasie und Einfühlungsvermögen gefragt. Es ging nicht um Detailwissen der Odyssee. Es fehlt manchen, Leserbrief schreibenden Rezipienten an der Bereitschaft, sich auf unkonventionelle Darstellungsformen einzulassen. Die Akteure haben Großartiges geleistet und sich bis zur Grenze des Möglichen verausgabt, sind technisch hohes Risiko gegangen, und man fühlte sich in eine Filmkulisse der großen Studios von Babelsberg versetzt. Mir haben sie einen ungewöhnlichen Abend beschert (…). Es war eine spektakuläre, unvergessliche Open-Air-Inszenierung mit phänomenalen Theaterbildern, gigantischen Maschinenkonstruktionen und atemberaubenden Spezialeffekten. Wir möchten uns noch mal für den tollen Nachmittag/Abend bedanken. Das war eine „super Sommertour“. Pfarrer Bauer schreibt recht nachvollziehbar, warum bezüglich der Kirchenaustritte und der mangelnden Bindung zur Kirche Trauer angesagt ist. Ich (…) denke, dass es die Kirche selbst über Jahrzehnte versäumt hat, den Menschen den nahe zu bringen (…), der Namensgeber von Christen ist, nämlich Jesus Christus selbst. Die Bibel und deren Aussagen wird heute in breiten Kirchenkreisen hinterfragt und als nicht mehr zeitgemäß angesehen. Vieles wird umgedeutet, angezweifelt, nicht mehr ernst genommen. (…) Die Kirche gräbt sich doch auch damit selbst das Grab. Jesus hat in den Evangelien (Evangelium = frohe Botschaft) immer wieder betont, dass es in erster Linie beim Glauben an ihn um Herzensveränderung, um innere Prozesse geht, um die Hinwendung des Menschen an ihn ganz persönlich. Er betont, wie wichtig es ist, von den Götzen der Zeit (zum Beispiel auch Geldgier) loszukommen, diese auszuloten im eigenen Leben und ihn alleine anzubeten. Kann uns das heute noch gelingen? Wer sagt uns denn ernsthaft, wie das gehen kann? (…) Wir leben doch aber in einer Welt, in der der ach so moderne und scheinbar so aufgeklärte Mensch Gott nicht braucht, ihn nicht (mehr) nötig hat, ihn längst an die Seite gedrängt und ins (Lebens-)Abseits gestellt hat. (…) Ich wünsche der Kirche und Pfarrer Bauer, dass der Austritt von den bindungsunwilligen „Christen“ vielleicht auch ein positives Signal für die Kirche ist, wieder (neu) aufzubrechen, wieder stärker an die eigenen Wurzeln zu erinnern, diese zu bekennen und mit den Leuten, die (noch) mitarbeiten/mitdienen wollen, stärker als zuvor hervorzugehen. Dazu Gottes reichen Segen!

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