Ludwigshafen Blick fürs große Ganze

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Seit drei Jahren wird beim Festival des deutschen Films der Ludwigshafener Drehbuchpreis verliehen. Diesmal ging er an den Frankfurter Autor Michael Proehl, dessen Film „Das weiße Kaninchen“ im Wettbewerb auf der Parkinsel läuft.

Als Festivalbesucher, Kinogänger und Fernsehzuschauer sehe man den fertigen Film, begann Michael Kötz seine Laudatio, „und wenn er gelungen ist, dann vollzieht sich seine Geschichte in logischer Konsequenz sozusagen wie von selbst“. Dann scheinen der filmische Handlungsverlauf und die Figuren, die ihn vorantreiben, geradezu einer Natur der Ereignisse zu folgen. „In Wahrheit freilich ist noch die kleinste Wendung das Produkt einer differenzierten Reflexion, in der jemand erst das große Ganze, dann die dafür nötigen Teile und schließlich das gesamte Gebäude errichtet und zwar auf dem Papier“, so Kötz. Das Verfassen eines Skripts lebe davon, dass der Autor das Kino sehr gut kenne. „Denn die Bilder und Szenarien müssen im buchstäblichen Sinne machbar sein, für die Darsteller, für die Kamera, für das Licht, den Ton, die Ausstattung und den Schnitt“, so Kötz weiter. Der Drehbuchpreis, der in seinem ersten Jahr gleich an drei Autoren für drei Filme ging und seitdem jährlich nur an einen Preisträger verliehen wird, soll die Bedeutung guter Bücher für das Gelingen von Filmen betonen. Abweichend von der bisherigen Gepflogenheit ehrt die rote Preis-Plastik künftig nicht mehr einen einzelnen aktuellen Film, sondern das Gesamtwerk eines Autors. Michael Proehl, vor 40 Jahren in Frankfurt geboren, studierte Drehbuch an der Filmakademie Baden-Württemberg. Noch während dieser Ausbildung schrieb er das Buch zum Film Noir „Katze im Sack“, das sein fast gleichaltriger Kommilitone Florian Schwarz umsetzte. Der Film, der beim ersten Ludwigshafener Festival 2005 zu sehen war, markiert den Beginn der Zusammenarbeit von Proehl und Schwarz, aus der sieben weitere Produktionen hervorgegangen sind, zuletzt „Das weiße Kaninchen“. Proehl schrieb die Drehbücher für die Kinofilme „Blindflug“ und „Driften“, für die Fernsehfilme „Kahlschlag“, „Hannah Mangold & Lucy Palm“ und „Schwarzach 23 und die Hand des Todes“ sowie für sechs „Tatorte“. „Zur Hochform läuft er offenbar immer dann auf, wenn er seine Drehbücher für den Freund Florian Schwarz schreibt“, stellte Kötz fest. „Das Schneckenhaus“, die Frankfurter „Tatorte“ „Waffenschwestern“ und „Weil sie böse sind“ und der herausragende Tukur-Tatort „Im Schmerz geboren“, die alle unter der Regie von Schwarz entstanden, bestätigen das. Proehl, der das Festival zum dritten Mal besuchte, erklärte, als er den Preis im vollen Kinozelt entgegennahm: „Ich bin nicht so prominent wie andere, die schon hier waren und dieses Jahr Preise bekommen haben.“ Zu seiner Verteidigung vermöge er aber zu sagen, dass er bereits ein Drehbuch für Ulrich Tukur, einen der beiden diesjährigen Preisträger für Schauspielkunst, geschrieben habe und in diesem Zusammenhang auch zu Gast in Tukurs Landhaus in der Toskana gewesen sei. „Also, ich bin der Typ, der im Landhaus von Ulrich Tukur war, und ich habe auch schon mit Maria Furtwängler in einem Büro Kaffee getrunken.“ Das Festival sei einfach wunderbar, fügte Proehl an, seine Macher „vom Leben gegerbte Charakterköpfe“. Es sei eine individuell und liebevoll geführte Veranstaltung mit tollen Leuten. „In der Gegend müssen einfach tolle Menschen leben!“

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