Ludwigshafen Begegnung mit Hildegard Knef

Verleiht Knef-Liedern eine große Stimme: Nicole Metzger.
Verleiht Knef-Liedern eine große Stimme: Nicole Metzger.

Wenn man Ella Fitzgerald glauben darf, war Hildegard Knef „die beste Sängerin ohne Stimme“. Gut 150 Chansons hat die Berlinerin gesungen und viele auch getextet. Jetzt kommt Nicole Metzger, eine Sängerin mit wirklich großer Stimme, und verspricht „eine musikalische Begegnung“ mit dem Werk der 2002 verstorbenen Schauspielerin. Im Mannheimer Theatercafé konnte man diese Begegnung erleben.

„Es geht nicht darum, die Knef nachzumachen. Natürlich singe ich so, wie ich singe“, meinte Nicole Metzger nach dem Konzert im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Das ist auch gut so, denn Metzger hat stimmlich und technisch ganz andere Möglichkeiten als die Knef, die, so ehrlich muss man sein, keine begnadete Sängerin war. Das Konzert hatte einen dramaturgischen Ablauf, der sehr geschickt eine Verbindung von Metzger und Knef herstellte. Es begann mit einer Probensituation, die Musiker trudelten nacheinander ein, Metzger machte sich noch den Spaß und klopfte, „komme gleich“ gestikulierend, von außen an die Scheiben des Theatercafés. „Was machen denn deine Recherchen?“, fragt einer der Musiker, als alle da sind, und Metzger berichtet und schlägt ein Buch auf. „Der geschenkte Gaul“ ist Knefs 1970 erschienene Autobiografie, die ein Bestseller war. Daraus entspinnt sich der rote Faden, an dem sich die Musikstücke aufreihen. Der Regisseur Peter Kühn hat dabei geholfen. Nach und nach wechselt Metzger in die Rolle der Knef, die nun als „ich“ spricht und mit den Musikern interagiert. Bei der Musik hat Metzger die Schlager außen vor gelassen. Es gibt feinsten Jazz wie „Let’s do it“ von Cole Porter, das Hildegard Knef als „Sei mal verliebt“ gesungen hat. Porter holte die Knef 1955 an den Broadway, wo sie in seinem Musical „Silk Stockings“ spielte – als erste und immer noch einzige Deutsche in einer Broadway-Hauptrolle. Die Texte von Knefs Liedern haben einen eigenen Stil aus Abgeklärtheit und lakonischer Lässigkeit. Die Musikstücke sind verbunden durch autobiografische Texte der Knef und zeigen unterschiedliche Facetten ihrer Persönlichkeit. „Lass das Vergangene vergangen sein“ versteht man vor dem Hintergrund, dass die 1925 geborenen Künstlerin Nazis und Krieg erlebte. „Doch nie für mich“ (Gershwins „But not for me“, deutsch von Gerhard Bronner) schildert das lyrische Ich als ewigen Pechvogel. „Geh fort von hier“ handelt von einer gescheiterten Liebe. Was fasziniert Metzger an Knef? „Sie hat so viel erlebt, aber war nie Opfer, sondern immer ein Stehaufmännchen“, sagt die Sängerin dazu. Während die Knef sich oft zwischen Sprechen und Singen bewegte und saubere Intonation zweitrangig war, kann Nicole Metzger richtig gut singen. Das tut den Stücken gut, Höhepunkte werden wirklich ausgesungen, Töne gehalten, große Dynamik und stimmliche Bandbreite unterstreichen Text und Inhalt. Metzgers herausragende Fähigkeiten sind hier bestens eingebracht. Manches Stück strahlt in neuem Glanz. Und so entsteht etwas Besonderes: Hildegard Knef ist mit ihren Liedern und ihrer autobiografischen Erzählung spürbar präsent, aber zugleich ist da eine großartig singende und swingende Nicole Metzger. Unbedingt zu loben ist auch die hervorragende Band mit Daniel Prandl am Klavier, Hanns Höhn am Bass und Jean-Marc Robin am Schlagzeug.

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