Ludwigshafen Basketball-Leidenschaft als Lückenfüller

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Ludwigshafen. Fabian Rozwadowski präsentiert sich neuerdings in ungewohntem Look: luftige Schlabber-Shorts, ärmelloses Trikot, Sportschuhe, die über die Fußfesseln ragen. Der ehemalige Frankenthaler Hockey-Trainer ist bei den Skyflyers Ludwigshafen unter die Basketballer gegangen – ein Zeitvertreib auf unbestimmte Dauer.

Rozwadowski wirkt wie ausgewechselt. Er hat Anfang des Jahres den Hockeyschläger gegen den Basketball und zugleich die Seitenlinie gegen das Spielfeld eingetauscht. Doch da ist noch mehr. Rozwadowski hat auf einmal jede Menge Zeit. Zeit für sich und für seine Hobbys. Ein Umstand, der noch vor einigen Monaten undenkbar gewesen wäre. Noch im Dezember des vergangenen Jahres leitete er als Coach in Frankenthal die Geschicke des ansässigen Hockeyclubs. Dann teilte sein Arbeitgeber, der Bundesligist TG Frankenthal, dem 33-Jährigen am 2. Januar 2016 überraschend dessen Freistellung als Trainer der ersten Herrenmannschaft mit. Im ersten Moment ein herber Schlag, denn der Hockeycoach war hauptberuflich bei der TGF engagiert. Aus seiner plötzlichen Freistellung machte der Wormser das Beste und versuchte, seine neu gewonnene Zeit zu genießen – und erfüllte sich einen heimlich gehegten Wunsch: Er vertiefte seinen Hang zum Basketballsport. „Es war einfach der richtige Moment gekommen, meine versteckte Leidenschaft intensiver zu leben“, verrät Rozwadowski. Während seines Engagements als hauptamtlicher Übungsleiter der TGF-Herren sei eine solche Zweigleisigkeit „aus zeitlichen und vor allem emotionalen Gründen nicht möglich gewesen. Meine Verpflichtungen als Trainer haben mich auch wegen der im Hockey üblichen Doppelspieltage mental ausgepowert. Für den Basketball konnte ich mich nicht loseisen“, sagt der studierte Sportwissenschaftler. Doch warum viel die Wahl ausgerechnet auf Basketball? Die Differenzen zwischen den beiden Sportarten scheinen auf den ersten Blick enorm zu sein: kleiner Ball – großer Ball, Schläger – kein Schläger, gebeugte Haltung – je größer, desto besser. Rozwadowski sieht das anders. Der Blondschopf stellt vielmehr die Gemeinsamkeiten der beiden Sportarten heraus, die sein Leben prägen. Die Korbjagd begeistert ihn. Die Augen des 1,81 Meter großen Mannes beginnen zu strahlen, wenn er über Basketball spricht. „Ich bewundere die Mixtur aus Koordination, Technik, Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Körpermasse. Ein Basketballer benötigt ein großes Repertoire aus verschiedenen athletischen Elementen“, schwärmt Rozwadowski. So verwundert es kaum, dass er als Hockeytrainer in seinen Trainingseinheiten gelegentlich auf Übungen aus dem Basketball zurückgriff. „Die Kernelemente, die auch beim Hockey helfen, beziehen sich auf das Verhalten im eins gegen eins. Im Basketball wie im Hockey gilt es, Lösungen auf engem Raum zu finden und dabei den Ball laufen zu lassen. Zudem bringen die Fastbreak-Situationen sehr viel Input für den Hockeysport“, erklärt der Fan der San Antonio Spurs. Basketball hat Rozwadowski im Übrigen schon immer nebenher „gezockt“. Nur eben nicht im Verein, sondern mit den Kumpels draußen auf den Street-Courts am Benderplatz in Frankenthal. Die Courts sind unglaublich beliebt. 50 bis 60 Spieler treffen sich dort an warmen Sommertagen, um sich miteinander zu messen. Sie strömen aus den umliegenden Städten auf das Areal in Frankenthal. „Der Platz ist ein Magnet, der meistbesuchte der Region. Leider ist es mittlerweile gefährlich dort zu spielen, aber die Stadt hat bereits Renovierungsmaßnahmen zugesichert“, sagt Rozwadowski optimistisch. Unter anderem dort entstand der Kontakt zu den Spielern der Skyflyers Ludwigshafen. Aus guten Freunden wurden schließlich Mannschaftskameraden. In der Landesliga bestritt der Neuling die letzten vier Saisonspiele, konnte den Abstieg seines neuen Teams aber nicht abwenden. Dieser sei für das Sportass kein Problem – ganz im Gegenteil. „Die Landesliga ist eine Liga zu hoch für mich. Ich habe mich unter anderem für die Skyflyers entschieden, weil sie nicht den breitesten Kader haben und sich damit meine Einsatzchancen erhöhen“, gibt Rozwadowski zu, der seit dem Debüt auf dem Basketball-Court sein Körpergewicht um 14 Kilogramm reduzierte. „Mit der Technik der anderen kann ich nicht mithalten. Meine Stärken liegen in der Verteidigung, darin Rebounds zu ergattern. Harte Verteidiger sind beim Gegner nicht beliebt. In der Offensive stelle ich Blocks und schaffe Freiräume für die anderen“, schildert der ehemalige Hockeytorhüter seine Stärken und Schwächen. 1996 begann er mit dem Hockeysport. Seine tiefe Position im Hockeytor käme ihm heute bei der extrem wichtigen Beinarbeit im Basketball zugute, erklärt er. Obwohl Rozwadowski in Ludwigshafen relativ schnell Fuß fasste, ist und bleibt der Basketballsport eine Durchgangsstation – und ein Hobby. Ein netter Zeitvertreib, um den Kopf frei zu bekommen und Kraft zu tanken. Freilich sehnt sich der Übungsleiter nach einem neuen Job. Wer ist schon gerne arbeitslos? Dabei hält sich der Pfälzer alle Optionen offen. „Mein neuer Job kann hier in der Region, bundesweit oder sogar im Ausland sein“, sagt er. Gut möglich, dass nach vier Spielen im Trikot der Skyflyers schon wieder Schuss ist. Eine Anstellung als Hockeytrainer besaß in der Vergangenheit und besitzt weiterhin oberste Priorität.

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