Ludwigshafen Auf Umwegen zu Gott gefunden

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Auf Umwegen zu Gott kommen: Ein Satz, mit dem ein Pfarrer seine Predigt eröffnen könnte. Für Marion Kuhn fasst er ihre eigene Geschichte zusammen. Seit November ist die 53-Jährige Vorsitzende der Ludwigshafener Ortsgruppe der Evangelischen Allianz, ein Zusammenschluss von Christen aller Couleur.

„Die Allianz steht prinzipiell allen Christen offen, ob evangelisch, katholisch oder auch aus den Freikirchen“, erläutert Kuhn. Die Frau hat eine bewegte Vergangenheit: „Wir, mein Mann und ich, sind von Haus aus beide katholisch, waren aber überhaupt nicht christlich unterwegs“, berichtet sie von den Zeiten vor ihrer Hochzeit. Damals hatte ihr Mann einen Betriebsunfall, den er schwer verletzt überlebte. Im Krankenhaus reifte der Gedanke, „dass es da noch etwas geben muss“, wie Kuhn es ausdrückt. „Das kam mir erst komisch vor, aber schließlich gingen wir beide auf die Suche und landeten zunächst bei den Zeugen Jehovas.“ Jedoch nur kurz. Marion Kuhn ist gelernte Arzthelferin und in Teilzeit im Labor eines Dialysezentrums tätig: „Ich nehme leidenschaftlich gerne Blut ab. Das ging nun gar nicht zusammen“, schildert sie lachend. Nächste Station war die Begegnung mit dem evangelischen Pfarrer Alwin Schneevoigt, der seinerzeit die Johannesgemeinde im Niederfeld betreute: „Wir wollten ein Gespräch mit ihm, aber erst wollte er nicht, zwei Katholiken, was wollen denn die...“, erzählt Kuhn. Schließlich gab er nach, und so heirateten die Kuhns evangelisch. Es folgte ein Hauskreis, und auf einer Ostertagung lernte sie Jesus kennen, wie sie sagt. Fortan engagierte sich Kuhn im Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum, auch heute noch ihre Gemeinde, und beim Christlichen Verein junger Menschen (CVJM), wo ihr Mann lange Jahre Vorsitzender war. Die gebürtige Friesenheimerin, die erst vor vier Jahren in die Melm zog, liebt ihre Stadt: „Jedes Mal, wenn wir aus dem Urlaub kommen und die BASF sehen, denke ich, jetzt bist du zu Hause.“ Überhaupt reist sie gern: „Ein Höhepunkt ist China, da fahren wir wieder hin, und ich liebe London. Als Kind war ich mal die Einzige, die nicht mit der Klasse mitreisen durfte, als Erwachsene bin ich schließlich hingefahren.“ Über den CVJM bekam Marion Kuhn Kontakt zur Evangelischen Allianz, die jährlich im Januar dort ihre Gebetswoche abhält. „Suchet der Stadt Bestes“ ist deren Motto. Für Marion Kuhn geht es um Sichtbarkeit: „Überall auf der Welt finden wir uns als Christen. Das ist toll. Und in Ludwigshafen geht es darum, sichtbar zu sein und zu merken, wir sind viel mehr, als wir manchmal denken. Es tut den Leuten auch gut, wenn sie sehen, dass man etwas bewegen kann.“ Zur Sichtbarkeit dienen auch Ereignisse in der Stadt, wie ein Konzert mit Daniel Kallauch im Kulturzentrum Das Haus am Freitag, 4. März, das Kuhn organisiert. Über die Aufgaben einer Vorsitzenden hat sie sich früher nicht viele Gedanken gemacht: „Ich bin noch dabei, erst mal zu schauen, was ich machen muss. Die Organisation des Konzerts zum Beispiel ist viel mehr Aufwand als ich gedacht hatte!“ Entrückt wirkt die Mutter zweier erwachsener Kinder und begeisterte Oma gar nicht. Marion Kuhn ist sogar Fußballfan: Ihr Herz schlägt für Dortmund. „Und für Kaiserslautern.“

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