Ludwigshafen Alte Plage im neuen Jahr

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Ludwigshafen. Auch 2016 sind die Deutschen wieder im Visier von Kriminellen im Internet oder am Telefon. Das Jahr ist noch jung. Aber schon hatten viele Bürger wieder gefälschte Rechnungen, Mahnungen oder Datenabfragen in ihrem E-Mail-Postfach.

Die Absender tarnen sich weiter frech als Anwälte, Inkassofirmen, Banken, als Unternehmen wie Paypal, Amazon, Postbank oder Telekom. 2015 sei bereits „ein starkes Jahr in Sachen Abzocke“ gewesen, wie Esther Jontofsohn-Birnbaum, Juristin der Verbraucherzentrale Bayern, berichtet. Das Abkassieren und Ausspionieren geht munter weiter. Zugleich werden die Methoden der Gauner immer ausgefeilter und professioneller. Gesetze haben bisher wenig geholfen. Wer sich gegen Nepp schützen will, „muss wachsam sein, im Internet, am Handy wie im Festnetz“, betont auch Janine Hartmann, Verbraucherschützerin aus Sachsen. Gauner versuchen, speziell Senioren rücksichtslos in teure Verträge zu drängen oder mit dem „Enkeltrick“ Kasse zu machen. Das sind die gängigsten Tricks: Gefälschte E-Mails „Paypal hat auf Ihrem Konto Betrug festgestellt.“ „Ihre Visa-Kreditkarte wurde ausgesetzt“, oder ganz plump „Rechnung noch offen.“ Wer solche Nachrichten in seinem E-Mail-Postfach findet, sollte auf der Hut sein. Die angeblichen Rechnungen, Mahnungen oder Sicherheitschecks sind oft täuschend echt formuliert. Wer den Text nur anklickt, hat noch nicht viel zu befürchten. Gefährlich wird es, wenn mitgeschickte Anhänge oder Links geöffnet werden. Dahinter verstecken sich Schadprogramme. Ein unbedachter Mausklick und der Rechner ist infiziert. Über eingeschleuste Viren, meist Trojaner, können Fremde von außen die Kontrolle übernehmen. Wer sich dann auch noch unter Druck fühlt und Geld überweist, geht den Betrügern zum zweiten Mal auf den Leim. Gefährlich sind auch die Versuche, Bank- oder Kreditkartenkunden auszuspionieren und sich Zugang zu Konten zu verschaffen. Unter dem Vorwand „Wichtige Informationen bezüglich Ihres Kontos“ werden die Angeschriebenen etwa aufgefordert, Kontodaten neu einzutippen. Die Eingaben landen dann direkt in den Händen der Betrüger. Unter phishing@vz-nrw.de sammelt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen die schlimmsten Online-Betrügereien. Inkasso- und Abmahnwellen Auf der Hut sein sollten Bürger, wenn sie aus heiterem Himmel Inkasso- und Anwaltsforderungen via E-Mail oder per Post bekommen. Nach einer Studie der Verbraucherzentralen ist jede zweite Forderung wegen angeblicher Zahlungsrückstände völlig aus der Luft gegriffen. Häufig geht es um Waren, die man nie bestellt hat, um erfundene Downloads, Verträge mit Dating-Portalen oder Kreditkarten, die gar nicht existieren. Zugleich wird Zahlungsverweigerern mit Schufa-Einträgen, Strafanzeigen oder Zwangsvollstreckung gedroht. Angeschriebene sollten auf keinen Fall gleich zahlen, sondern erst die Forderung prüfen. Gibt es dafür keine Grundlage, sollten Betroffene dennoch schriftlich widersprechen, rät Hartmann. Sonst reißen die Schreiben nicht ab. Wichtig: Inkasso-Mails sind in der Regel gefälscht und gehören gleich gelöscht. Verbraucherzentralen beraten und halten Musterbriefe bereit. Die vor gut einem Jahr in Kraft getretenen neuen Regelungen zum Schutz vor unseriösen Praktiken durch Inkassounternehmen haben bislang nicht viel genutzt. SMS-Fallen Seit vergangenem Herbst grassiert verstärkt der Datenklau via Smartphone. Per SMS werden verlockende Gewinnnachrichten über 500 Euro bei Unternehmen wie Amazon oder Rewe verschickt. Klickt der vermeintliche „Glückspilz“ auf den Link, soll er erstmal Adresse und Finanzdaten preisgeben. Schlimmstenfalls muss er mit einem Angriff aufs Konto rechnen. „Niemals auf dem Handy neugierig einen Link anklicken“, rät Verbraucherschützerin Hartmann. Häufig landet man damit auch direkt in einer Abo-Falle. Die Folge sind teure Mobilfunkrechnungen am Monatsende. Die Abo-Falle wieder abzuschütteln ist schwierig. Wer sich gegen unerwünschte Links schützen will, sollte bei seinem Mobilfunkanbieter eine kostenfreie Drittanbietersperre beantragen. Diese verhindert, dass die eigene Smartphone-Nummer bei einem unbedachten Klick weitergereicht wird und Firmen dreist abkassieren können. Werbeanrufe Auch am Telefon müssen Bürger weiter auf der Hut sein. Unerlaubte Werbeanrufe sind für viele eine Massenplage. Vor allem Senioren werden gezielt bequasselt und überrumpelt. „Sie wollen doch sicher sparen? Oder gewinnen?“, sind die am meisten gebrauchten Sprüche. Ja klar, sagen viele Leute arglos – und haben Lotterielose gekauft, persönliche Daten preisgegeben, Nahrungsergänzungsmittel bestellt, Finanzprodukte, Versicherungen und Abbuchungen vom Konto am Hals oder sind zu einer neuen Telefongesellschaft gewechselt. Dabei sind ungebetene Werbeanrufe, sogenannte cold calls, verboten. Seit 2013 sieht das Anti-Abzocke-Gesetz Bußgelder vor.

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