Ludwigshafen Ab 6 Uhr klingelt das Telefon

Los geht’s: Start zum Rennen um den „Goldenen Römer“.
Los geht’s: Start zum Rennen um den »Goldenen Römer«.

«ALTRIP.» Gestern Morgen um 6 Uhr klingelte bei Karl-Martin Gensinger zum ersten Mal das Telefon. „Fahrt ihr?“, lautete die Frage, die der Vorsitzende des MSC Altrip im Akkord beantworten musste. Und? Ja, sie fuhren, das 66. Internationale Sandbahnrennen auf dem Altriper „Ei“ ging ohne Probleme über die Bühne.

„Aus Siegen haben sie angerufen und gefragt, ob wir fahren, die haben vier Stunden Fahrt. Andere haben erzählt, bei uns ist Land unter, wie sieht’s bei euch aus?“, schilderte Gensinger. Ja, die Fans bangten angesichts der Großwetterlage mit den angekündigten Gewittern, und die Verantwortlichen und Helfer des MSC Altrip bangten auch, denn eine Stunde nach Mitternacht hatte es in Altrip geblitzt, gedonnert und aus allen Kübeln geschüttet. „Wir hatten 12,5 Liter pro Quadratmeter, in Neuhofen waren’s nur 2,5“ berichtete Gensinger. Also Bahndienst um 6 Uhr morgens. „Wir haben zwei große Wasserabsauger besorgt. Einen hat die Feuerwehr, den anderen hat die Gemeinde zur Verfügung gestellt. Zum Glück sind wir in Altrip gut vernetzt“, freute sich Christian Karl vom MSC-Organisationsteam über schnelle unbürokratische Hilfe. Vor allem auf der Zielgeraden hatten sich einige kleine Seen gebildet, aber die waren nach einer Stunde trockengelegt. „Die Bahn hat’s gut weggesteckt. Dank unserer regelmäßigen Arbeit ist sie in einem guten Zustand“, sagte der Zweite Vorsitzende des MSC, Steffen Schneider. Dem jährlichen Treffen der Langbahn-Spezialisten auf der 702,5 Meter langen Bahn, die den Spitznamen „Ei“ den beiden unterschiedlichen Kurvenradien verdankt, stand also nichts mehr im Weg. Vier Wettbewerbe standen an, 18 Rennen wurden ausgefahren, zum krönenden Abschluss der Sonderlauf um den „Goldenen Römer“. In der Spitzkehre und auf der Böschung an der Gegengeraden hatten es sich die Zuschauer unter Pavillonzelten gemütlich gemacht. Einige hatten auch ihren eigenen Grill mitgebracht – was dem Veranstalter selbstverständlich gar nicht gefällt, entgehen ihm und den beteiligten Vereinen, die Essstände betreiben, doch wichtige Einnahmen. Nur ein kleines Tuch hatte die 81 Jahre alte Eva Goschir als Sitzfläche mitgebracht. Die Seniorin ist seit vielen Jahren ein Stammgast beim Altriper Sandbahnrennen. Unter den Zuschauern, die sich eingangs der Zielkurve niedergelassen haben, ist sie seit Jahren schon bekannt. Deshalb bieten sie ihr auch einen Campingstuhl an, auf dem sie den Renntag verfolgen kann. „Wenn sie sich die Kurven legen und beschleunigen, das gefällt mir einfach“, erzählt die früher in Dannstadt-Schauernheim und jetzt in Mundenheim lebende Rentnerin, die gar nicht genau sagen kann, wie lange sie schon nach Altrip kommt. Früher sei sie noch mit dem Rad gefahren, blendet sie zurück. „Heute haben mich meine Enkel hergefahren und holen mich auch wieder ab“, erzählte Eva Goschir, die sich auch für Fußball interessiert, dort dem 1. FC Kaiserslautern und den Münchner Bayern die Daumen drückt. Auch auf Weinfesten ist sie gerne unterwegs und der jährliche Besuch auf dem Dürkheimer Wurstmarkt ist ebenso Pflicht wie der Abstecher zum Altriper „Ei“. „Ich bin halt gerne unterwegs“, sagt sie und lacht.

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