Landau Viele Fische sind tot

Es stinkt. So sehr, dass man am Ufer des Schwanenweihers am Sonntagmittag nur durch den Mund atmen möchte. Auf einer größeren Fläche zur Ludowicistraße hin schwimmen tote Fische in einer grau-braunen Suppe. Zig Fliegen sitzen auf den halb aus dem Wasser ragenden toten Körpern und bedienen sich. Auf dem Weiher schwimmen Enten und Schwäne an weiteren leblosen Fischen vorbei. Am Ufer sitzen fünf Fischreiher. Auf frischen Fisch können die Vögel nicht mehr hoffen. Denn die meisten Tiere sind tot. Der Weiher ist am Samstag umgekippt. Um kurz nach 20.30 Uhr melden Anwohner der Feuerwehr tote Fische auf dem Schwanenweiher. Unnatürlich viele tote Fische. Die Feuerwehr rückt mit 26 Einsätzkräften an, das Technische Hilfswerk (THW) mit elf Mann und einem Boot, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) mit acht Kräften und einem Boot. Und dann heißt es tote Fische einsammeln. Es seien etwa hundert, sagt Daniel Kaul, Mitglied der Stiftung „Water is Right“. Drei von ihnen sind bis zu 80 Zentimeter groß. In zwei Booten gleiten die Einsatzkräfte durchs Wasser und holen die Kadaver mit Keschern heraus. Diese landen in Containern, die verschlossen werden. Das städtische Umweltamt lagert die toten Fische auf dem Bauhof zwischen, bevor sie heute zu einer Tierkadaverbeseitigungsanlage gebracht werden. Die Helfer werfen gebundenen Sauerstoff ins Wasser. Ein Granulat ähnlich dem Mineralienmix, den eine Fachfirma dem Weiher am Mittwoch zugeführt hat, um die Wasserqualität zu verbessern (wir berichteten). Die Feuerwehr pumpt Wasser aus dem Weiher und schießt es in hohem Bogen wieder zurück, um Sauerstoff aufzuwirbeln. Die Aktion am Wochenende rüttelt weitere Anwohner auf. Einige kommen mit Getränken und Eimern und helfen, die wenigen noch lebenden Fische – Stadtfeuerwehrinspekteur Dirk Hargesheimer schätzt die Zahl auf 50 bis 70 – aus dem Wasser zu holen und in die nahegelegene Queich zu setzen. „Wir können nur hoffen, dass sie das überlebt haben“, sagt Hargesheimer. Welche Fische im Weiher leben und wie viele, können weder Hargesheimer noch Kaul oder Stadtpressesprecherin Sandra Diehl genau beantworten. „Ich gehe davon aus, dass es Karpfen, Kois und Goldfische sind“, sagt Diehl. Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass der Schwanenweiher umkippt? Und das, obwohl erst am Mittwoch eine Spezialfirma damit begonnen hatte, das Gewässer zu sanieren? Oder ist dieser Einsatz gar schuld am Umkippen? „Nein. Wir waren einfach zu spät“, bedauert Kaul. Die Stadt hat nach eigenen Angaben in der Vergangenheit mehrere „kleinere Maßnahmen“ gestartet, um den Schwanenweiher zu retten. „Ein Ausbaggern ist aber schlicht zu teuer“, sagt Pressesprecherin Diehl. Auch für Daniel Kaul ist das nur die letzte Lösung: Ein Ausbaggern würde die Stadt in eine einzige Kloake verwandeln, da beim Ausheben des vielen Schlamms üble Schwefelgerüche freigesetzt würden. „Das will ganz sicher niemand.“ Eine 50 Zentimeter hohe Schlammschicht hat sich im Lauf der Zeit in dem ein Meter tiefen Weiher gebildet. „Das ist Laub, das in den See gefallen ist, Tierkot, Tierkadaver, aber vor allem auch Brotreste von Leuten, die die Enten und Schwäne füttern“, sagt Kaul. Beim Verfaulen setze der Schlamm Gase frei, die – in Verbindung mit Sonneneinstrahlung – den Algenwuchs fördern und den für die Fische überlebenswichtigen Sauerstoff binden. Am Mittwoch habe man Phosphat- und Ammoniumwerte gemessen, „die waren unkritisch“. Den Sauerstoffwert habe man aber nicht gemessen. Am Samstag ist der kritische Punkt erreicht: Der Sauerstoffgehalt fällt unter drei Milligramm pro Liter. Zeitweise liegt der Wert bei nur 0,7 Milligramm. Am Tag darauf sieht es besser aus. „Es ist kein Sterben mehr zu erwarten“, sagt Kaul. Die Chancen, dass der Weiher gerettet werden konnte, seien hoch. Er hält an den Erfolgsaussichten der Weihersanierung fest. Es brauche bis zu zwölf Wochen, bis sich der Weiher erholt habe. Und die toten Fische? Darum kümmert sich das THW am Sonntagnachmittag. Die Stadt will sich heute zum weiteren Vorgehen äußern.

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