Landau Und es brennt schon wieder

Damit hatte wohl niemand gerechnet. Auch nicht die drei Jungs, die auf der Queichheimer Brücke stehen und auf Flammen starren. Immer wieder holen sie ihre Handys aus den Hosentaschen, um Fotos zu schießen. Fotos von dem, was sich da vor ihren Augen abspielt. Sehr viel Rauch, viele blinkende Lichter, überall Schaulustige. „Schon komisch, dass das Gebäude jetzt schon wieder brennt“, sagt einer der Jugendlichen. Und das schießt an diesem Freitagabend gegen 22 Uhr wohl allen durch den Kopf, die das Feuer am alten Güterbahnhof in Landau sehen. Der Voodoo-Club brennt. Schon wieder. 40 Feuerwehrleute sind damit beschäftigt, die Flammen in den Griff zu bekommen, die bereits von Weitem im Dunkeln zu sehen sind. Wenige Meter weiter achten Polizisten darauf, dass die vielen herbeigeeilten Schaulustigen dem Feuer nicht zu nahekommen. „Ey, geht da weg“, schnauzt ein ziemlich gereizter Polizist mehrere junge Leute an, die sich neben seinen Dienstwagen gestellt haben, rund 20 Meter weit weg vom Feuer. „Hier ist ein Einsatz.“ Und dieser Einsatz weckt Erinnerungen. Erinnerungen an jene Sommernacht vor rund zwei Jahren. An die Horrornacht. Am 10. Juli 2015, an einem frühen Freitagmorgen, war der bei vielen Südpfälzern so beliebte Voodoo-Club von Betreiber Gerd Weber, der in rund dreieinhalb Wochen am neuen Messegelände seine neue Disco Jeanne d’Arc eröffnen wird, bei einem Brand völlig zerstört worden. Rund 170 Wehrleute aus der ganzen Region hatten Stunden gegen die zerstörerischen Flammen gekämpft. Übrig blieb am Ende nicht mehr viel. Nur Gemäuer, Kabel, Rohre, ein deformierter Fahrradständer und sonstige Gegenstände, die nur noch erahnen ließen, was sie einst gewesen sind. Knapp sechs Wochen später entdeckten die Ermittler im Chaos schließlich Spuren in einem Büro im ersten Obergeschoss – weswegen sie sich ziemlich sicher waren: Ein technischer Defekt muss den Großbrand verursacht haben. Also keine Feuerteufel am Werk. Und dieses Mal? Die Kripo ermittle, sagt die Polizei noch am späten Freitagabend. Man geht davon aus, dass jemand das Feuer vor 22 Uhr gelegt hat. Doch mit weiteren Infos halten sich die Beamten zurück. Auch ein Kripo-Sprecher will am Wochenende nichts zu dem Brand sagen – nur so viel: Ab Montag will man versuchen, die Ursache fürs Feuer herauszufinden. Verletzt wurde niemand. „Wir hatten das Feuer relativ schnell im Griff“, berichtet Stadtfeuerwehrinspekteur Dirk Hargesheimer. Bis etwa 1 Uhr nachts sei man mit 40 Kräften beschäftigt gewesen. Im Internet verbreitet sich die RHEINPFALZ-Eilmeldung, dass es an der Queichheimer Brücke wieder brennt, wie ein Lauffeuer. „Zwei Jahre her – und jetzt stehen die Kameraden schon wieder da und löschen“, schreibt ein Facebook-Nutzer. „Langsam wird’s komisch“, kommentiert ein anderer. Manche Facebooker gehen mit einem Augenzwinkern von „Voodoo-Zauberei“ aus, während eine Frau im Netz berichtet, dass in der Vergangenheit immer mal wieder Leute in die Brandruine spaziert seien, „habe ich selbst gesehen“. Der Bauzaun vor dem ehemaligen Nachtclub an der Paul-von-Denis-Straße sei umgetreten gewesen, „schön länger“. Und eine Anwohnerin teilt mit, dass der viele Rauch am Freitagabend in ihr Haus gedrungen sei. Es habe „gestunken wie die Pest“. „Und Reste von Verbranntem liegen im Garten rum.“ Auch am Tag danach riecht es noch ein bisschen nach dem Brand. Auf dem Boden liegen Schläuche, Reste von Fenstern, verkohlte Holzlatten. Und mehrere große weiße Säcke stehen in der Gegend rum, auf denen „aaa“ zu lesen ist. Asbest vielleicht? Dazu kann Stadtfeuerwehrinspekteur Hargesheimer nichts sagen. Er wisse nur, dass die Säcke dort bereits vor dem erneuten Feuer herumgestanden hätten. Sie enthielten Bauschutt und seien nicht von den Flammen berührt worden. Fest steht jedenfalls: Nach dem Brand sieht es dort noch verheerender aus als zuvor. Die Brandruine ist jetzt nur noch mehr Brandruine. Das Feuer vom 10. Juli vor zwei Jahren hatte alles zerstört, nicht nur die Räume des Voodoo-Clubs, sondern auch die der Physiotherapie-Praxis Perry und des Instituts für Weiterbildung. Eigentlich hätte die Ruine schon längst abgerissen werden sollen. Die Versicherung der beiden Eigentümer – zwei Männer aus Neustadt und Haßloch – wird nicht nur die Kosten für den Abriss übernehmen, sondern diesen auch organisieren und eine Entschädigung in Höhe von 775.000 Euro zahlen, hieß es im Frühjahr. Doch der Schandfleck, in dessen Nachbarschaft zurzeit eine neue Polizeidirektion entsteht, ist noch immer nicht verschwunden. Die Stadt Landau würde gerne etwas gegen die Brandruine unternehmen, möchte auch nach dem erneuten Feuer das Grundstück haben. „Wir sind nach wie vor mit den Eigentümern im Gespräch über die Zukunft des Areals“, teilt Oberbürgermeister Thomas Hirsch am Wochenende auf RHEINPFALZ-Anfrage mit. Wie es weitergeht? Das weiß noch niemand so genau.

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