Landau „Susula“ für die Gäste

In der Mitte des Saals stehen rund ein Dutzend großer Trommeln. Alles macht sich bereit für den Empfang. „Wir müssen uns noch ein wenig gedulden“, sagt Konrektor Alexander Broll. „Unsere Gäste haben etwa zehn Minuten Verspätung.“ Draußen prasselt der Regen. Drinnen vertreiben sich Kinder und Lehrer währenddessen die Zeit mit afrikanischer Musik. Doch dann ist es endlich so weit. Zwei Autos fahren vor und der weit gereiste Besuch trudelt ein. Die Delegation besteht aus zehn Vertretern von Organisationen oder Institutionen, die am rheinland-pfälzischen Partnerschaftschaftsprogramm mit Ruanda beteiligt sind. Heidi Rhein aus Mainz vom Referat für Entwicklungs- und Zusammenarbeit begleitet die Gäste während des einwöchigen Aufenthaltes und zeigt ihnen verschiedene Schulen und Werkstätten. Dabei spielt das Thema Inklusion eine wichtige Rolle, also die gemeinsame Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder in Tagesstätten und Schulen. Die Paul-Moor-Schule ist für die Delegation die fünfte von zwölf Stationen im Land. Die Schüler haben für den Besuch eigens ein afrikanisches Lied namens „Susula“ einstudiert. Es wird gesungen, getanzt und getrommelt. Dann werden die Gäste offiziell begrüßt und vorgestellt, Schulleiter, Lehrer und Parlamentarier. „Im Rahmen des Austauschprogramms war ich bereits letzten Oktober in Ruanda. Die Leute dort sind sehr freundlich, offen und engagiert“, sagt Broll. Allerdings sei die Ausstattung für die Menschen mit Behinderung schlecht und die Auseinandersetzung mit ihnen verbesserungswürdig. „In einer Klasse werden oftmals 70 Schüler von einem Lehrer unterrichtet.“ Ganz anders sind die Eindrücke, die in der Landauer Einrichtung vermittelt werden. Der Konrektor stimmt ein ruandisches Lied an, bläst die Trompete. Die Melodie hatte er bei einer Busfahrt in Ruanda aufgeschnappt und sich eingeprägt. Es dauert nicht lange und die Gäste setzen sich hinter die Trommeln und begleiten ihn. Die Schüler klatschen und tanzen. Es herrscht Afrikastimmung. Egide Nkurikiyimfura, Lehrer der Partnerschule Home de la Vierge des Pauvres (HVP), freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Schule. Er hoffe auf eine lange Partnerschaft, übersetzt eine Dolmetscherin seine Worte. Die Schüler schauen ihn fragend an. Einige werden ungeduldig. Doch der Lehrer weiß Abhilfe. Beim Thema Fußball-Weltmeisterschaft hat er sofort wieder die Aufmerksamkeit der jungen Zuhörer. Gemeinsam mit seinen Landsleuten stimmt er die Melodie zu „Finale oh oh, Finale oh woh woh“ an. In der Aula bricht Jubel aus. Man könnte meinen, Deutschland wäre schon Weltmeister geworden. Während sich die Schüler wieder auf den Weg in ihre Klassen machen, führt Broll die zehn Ruander durch die Schule. Die Klassenzimmer, der Musik- und Werkraum sowie die Kantine werden gezeigt. Die Gäste sind deutlich beeindruckt. Für einen abschließenden Plausch im Lehrerzimmer bleibt jedoch nur noch wenig Zeit. Der nächste Termin steht an: die Werkstätten der Lebenshilfe in Bad Dürkheim. Die beiden Autos der Ruander verschwinden im Regen. (chim)

x