Landau Statt Lego gibt’s Muscheln

Morgen feiert der Landauer Waldorfkindergarten in der Dörrenbergstraße 3 sein 30-jähriges Bestehen. Kinder und Erzieher können es kaum erwarten, denn den Gästen soll einiges geboten werden. Aber was genau unterscheidet den Waldorfkindergarten eigentlich von den Regelkindergärten?

Johannisbeeren pflücken, beim Blumen gießen helfen oder einfach mit den anderen Kindern toben – nach dem gemeinsamen Frühstück im Landauer Waldorfkindergarten ist Freispiel im Garten angesagt. „Das heißt, die Kinder können frei wählen, was sie draußen machen wollen“, erklärt Leiterin Karola Hornbach. Springen und laut sein sei dabei genauso erlaubt, wie den Erziehern bei kleineren Arbeiten zur Hand zu gehen. „Wenn die Kinder sehen, wie wir draußen die Pflanzen pflegen oder im Herbst Laub fegen, wollen sie oft mitmachen und helfen.“ Und genau das sei Teil der Waldorfpädagogik. Die folgt nämlich zwei großen Grundprinzipien. Hornbach erläutert: „Das erste Prinzip ist Vorbild und Nachahmung. Die Kinder sehen etwas bei anderen, schauen sich das ab und ahmen es nach.“ Das umfasse zum Beispiel kleinere Tätigkeiten wie das Tischdecken oder -abräumen in den Gruppen. Vorbilder seien dabei nicht nur die Erzieher selbst, sondern auch die älteren Kinder. So orientierten sich die Kleinen oftmals auch an den Größeren. Das zweite Prinzip bezieht sich auf Rhythmus und Wiederholung. Hornbach erklärt: „Alles Lebendige unterliegt einem Rhythmus. Das kann der Tages-, Wochen- bis zum Jahresrhythmus sein.“ Auch der Tagesablauf im Kindergarten sei rhythmisch. Nach der Begrüßung der Kleinen gebe es immer eine erste Freispieleinheit. „Da sind die Kinder dann in ihren Gruppen und können drin spielen.“ Lego und Playmobil sind in der Elfen-, Zwergen- und Wichtelgruppe des Waldorfkindergartens allerdings Fehlanzeige. „Wir legen Wert auf natürliche Spielmaterialien“, betont Hornbach. Dazu gehören Muscheln, Baumwolltücher oder Holzklötze, Strickspielfiguren und Puppen aus Stoff. Damit soll die Fantasie der Kinder gefördert werden. „Die Kinder sind da durchaus kreativ. Da werden kleine Sandsäckchen auch schon mal als Schlittschuhe zweckentfremdet“, sagt Hornbach und lacht. Weniger ist mehr, heißt es also im Waldorfkindergarten. Da sieht Hornbach auch den Unterschied zu den Regelkindergärten. „Wir haben hier keinen fertigen Kaufladen oder Küche. Die Kinder nutzen ihre Fantasie und bauen sich das selbst aus verschiedenen Holzteilen zusammen.“ Außerdem sei der Waldorfkindergarten zwar christlich orientiert, aber nicht an eine Konfession gebunden. „Wir haben auch einen Tischspruch und danken nach dem Essen, aber gebetet wird nicht.“ Neben Kreativität wird aber auch die Gemeinschaft groß geschrieben. Die Mahlzeiten, also Frühstück und Mittagessen, gibt es deswegen immer zusammen. Dabei achtet der Kindergarten auch auf gesunde Ernährung. „Wir kaufen unsere Lebensmittel entweder auf dem Markt beim Bio-Bauern oder im Bio-Laden“, berichtet Hornbach. Gemüse und Obst steht dabei weit oben auf der Einkaufsliste. Fleisch sei dagegen eher die Ausnahme: „Das gibt es eigentlich nur zu besonderen Ausnahmen. Wir grillen auch mal im Sommer Würstchen, aber prinzipiell ist hier alles vegetarisch.“ Auch der Frühstücksspeiseplan folgt einem Rhythmus. So werden zum Beispiel jeden Freitag gemeinsam Brötchen gebacken. „Der Teig ist zwar schon vorbereitet, aber die Kinder helfen dann fleißig beim Kneten und Formen der Brötchen.“ Vor dem Frühstück steht für die Kinder noch der Reigen auf dem Programm. Dabei handelt es sich um jahreszeitenabhängige Lieder und Sprüche, die von Gesten begleitet werden. Normalerweise veranstaltet den jede Gruppe für sich. „Im Hinblick auf unsere Jubiläumsfeier haben wir den aber in den letzten Wochen alle zusammen gemacht. Der wird nämlich am Samstag aufgeführt“, sagt Elisabeth Bausbacher, die mit Hornbach die Tandem-Leitung des Kindergartens übernimmt. Und die Kinder freuen sich schon. „Die zählen die Nächte“, erzählt Bausbacher. „Klar, die wollen den Reigen jetzt natürlich auch ihren Eltern zeigen.“ Darüber hinaus erwartet die Gäste im Kindergarten am morgigen Samstag ab 14.30 Uhr ein buntes Programm. Es gibt Spielstationen wie Angeln, Schminken oder Edelsteinschürfen. Eltern können sich mit den Erziehern über den Waldorfkindergarten und dessen Konzept unterhalten. (soma)

x