Landau Sekunde zwischen Leben und Tod

Der Sekundenschlaf am Steuer kann schlimme Folgen haben. Aktuelles Beispiel ist ein Unfall am Neujahrsabend. Ein 74-Jähriger, der mit seinem Auto auf der B10 in Richtung Pirmasens unterwegs war, schlief unmittelbar nach der Anschlussstelle Godramstein kurz am Steuer ein und kam nach rechts von der Straße ab. An einem Baum im Straßengraben endete die Fahrt. Der Mann hatte großes Glück, er blieb laut Polizei unverletzt.

Doch nicht immer enden Unfälle glimpflich. „Schläfrigkeit stellt eine der häufigsten Ursachen für tödliche Unfälle im Straßenverkehr dar und ist gleichzeitig am meisten unterschätzt.“ Das sagt der Psychologe Hans-Günter Weeß, Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums des Pfalzklinikums in Klingenmünster und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Er beruft sich in einer Pressemitteilung auf eine Studie der AAA Foundation for Trafic Safety von 2011, wonach jeder sechste Unfalltote auf Sekundenschlaf am Steuer zurückzuführen ist. Nach Schätzungen des deutschen Verkehrssicherheitsrates und einer Studie des Huk-Verbandes von 1994 sei es sogar jeder vierter Unfalltote. Weeß zitiert Untersuchungen der European Sleep Research Society (ESRS), wonach Deutschland unter 19 europäischen Ländern im Mittelfeld der schläfrigkeitsbedingten Unfälle liegt. „Basierend auf diesen wissenschaftlichen Daten dürften zwei - bis dreimal so viele Unfalltote im Straßenverkehr auf Schläfrigkeit und Sekundenschlaf als auf alkoholbedingte Einflüsse zurückzuführen sein.“ Der Mediziner sieht eine grobe Diskrepanz darin, mit welchem Aufwand vor alkoholbedingten Unfällen gewarnt wird und wie nachlässig dazu im Vergleich die Warnung vor schläfrigkeitsbedingten Unfällen ausfällt. Ursachen für Sekundenschlaf gibt es viele, Weeß führt in erster Linie zu lange Lenkzeiten bei Viel- oder Berufskraftfahrern an, zu wenig und nicht ausreichender Nachtschlaf, Autofahrten zu chronobiologisch, also zu nach der inneren Uhr ungünstigen Zeiten in der Nacht und am frühen Morgen. Die meisten tödlichen Unfälle ereignen sich laut Weeß zwischen 4 und 7 Uhr und am frühen Nachmittag zwischen 13 und 16 Uhr. Auch Schlafstörungen oder Krankheiten können das Risiko für Unfälle erhöhen (wir berichteten am 27. Dezember). (sas)

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