Landau Saftige Strafe

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Der Einbrecher beobachtet die Hausbesitzerin in Landau. Sie schließt gerade ihre Haustür ab und geht zur Arbeit. Er wartet kurz. Dann klingelt er, um sicherzugehen, dass keiner mehr zu Hause ist. Niemand öffnet. Er geht ums Gebäude herum, nimmt eine Stange und schlägt die Terrassentür ein. Der Mann durchwühlt alles und nimmt Gegenstände und Bargeld im Wert von zirka 5500 Euro an sich. Dabei hinterlässt er nicht nur Sachschaden: Das Opfer leidet bis heute unter dem Verbrechen. „Ein solches Chaos habe ich noch nicht gesehen“, sagt ein Polizist am Rande der Verhandlung am Dienstag im Amtsgericht Landau. Die Bilder, die Richter Jörg Bork in der Verhandlung zeigt, bestätigen diesen Eindruck. Verwüstung, soweit das Auge reicht. Vor Gericht beschreibt das Opfer sein Gefühlsleben. „Ich war fassungslos und panisch. Das Ausmaß ist nicht vorstellbar.“ Die Erinnerungen kommen wieder, die Frau ist den Tränen nahe. Der Einbruch verfolgt sie bis heute. Bevor sie das Haus verlässt, versichert sie sich, dass alle Fenster und Türen geschlossen und die Rollläden unten sind. „Sonst kann ich nicht weg.“ In den Wochen nach der Tat habe sie in alltäglichen Situationen immer wieder Angstattacken gehabt. „Was passiert gerade zu Hause?“, fragte sie sich. Das „Nach-Hause-Kommen“ sei schwierig. „Was, wenn es wieder so aussieht?“ Gestohlen wurden viele Dinge. Unter anderem zwei Laptops und die Digitalkamera, auf denen Urlaubsbilder gespeichert waren. „Die Erinnerungen sind einfach weg“, sagt sie. Auch weg: ihr Schmuck. Darunter Stücke, die seit dem 19. Jahrhundert innerhalb der Familie vererbt wurden. „Sie waren das Wichtigste, die kann ich nicht ersetzen.“ Die Tat selbst ist vollkommen unstrittig, gleich zu Prozessbeginn erklärt Verteidiger Sebastian Göthlich aus Ludwigshafen, dass sein wegen anderer Straftaten bereits inhaftierter Mandant gesteht. Der wird diesmal erwischt, weil er plötzlich Durst bekommt und sich im Kühlschrank des Opfers mit Multivitaminsaft bedient. Doch der ist vergoren, also spuckt er ihn aus. Beim Aufräumen nach dem Einbruch bemerkt das Opfer, dass Boden und Schränke kleben. Sie ruft die Polizei. Es ist der entscheidende Hinweis: Am Flaschenhals werden DNA-Spuren des Täters gefunden. Diese haben die Ermittler bereits im System: Der Mann hat eine lange kriminelle Karriere hinter sich. Er ist Mitte 30 und war bereits Jahre hinter Gittern. Wegen unzähliger Diebstähle, Betrügereien und Einbrüche, schwerer Körperverletzung und Drogenhandels. Es gibt bereits ein weiteres aktuelles Urteil gegen den Landauer, mit dem eine Gesamtstrafe gebildet werden kann. Unter Berücksichtigung dieses Urteils fordert Staatsanwältin Ernst drei Jahre und vier Monate. Göthlich hält zwei Jahre und zwei Monate für angemessen. Richter Bork verurteilt ihn zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft. Zusammen mit der Strafe, die der Täter bereits verbüßt, wird er im Mai 2020 wieder frei kommen – und dann die Hälfte seines Lebens im Gefängnis verbracht haben. |fare

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