Landau Pfadfinder kurz vor Start der Weltreise

 Anna-Lena und Sebastian Schmitt haben ein Feuerwehrfahrzeug zum Expeditionsmobil umgebaut.
Anna-Lena und Sebastian Schmitt haben ein Feuerwehrfahrzeug zum Expeditionsmobil umgebaut.

Die Taschen sind gepackt, der Tank gefüllt, die letzten Arbeiten am Auto abgeschlossen. Nach vier Jahren Planung und Vorbereitung heißt es für Sebastian und Anna-Lena Schmitt sowie ihre Tochter endlich: auf ins große Abenteuer, auf Pfadfinder-Mission einmal rund um die Welt.

Sie haben Großes vor: Die Landauer Pfadfinder Sebastian und Anna-Lena Schmitt wollen um die Welt reisen, um die Werte ihrer Bewegung hinauszutragen: Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und Toleranz. Über den Süden Europas in den Nahen Osten, nach Zentralasien, China und weiter nach Südostasien. Von dort geht es mit der Fähre nach Südamerika, weiter nach Mittelamerika, in die USA und schließlich nach Kanada. An jeder Station werden sie bei den jeweiligen Pfadfindern zu Gast sein. Das Ganze soll auf Video festgehalten werden. Dabei werden sie von einem Team von Pfadfindern aus der heimischen Pfalz unterstützt, die auch jeweils einige Etappen mit unterwegs sein werden.

Das umgebaute Feuerwehrauto, mit dem Sebastian Schmitt mit Frau und Kind um die Welt reisen will, ist ein einzigartiges Vehikel: halb Fahrzeug, halb Tiny-Haus. Der Feuerwehr-typische Aufbau mit Rollläden, hinter denen die Einsatzgerätschaften verstaut waren, wurde gegen einen Wohnkoffer getauscht. Jeder Quadratzentimeter ist verplant für eine möglichst effiziente Raumnutzung.

Platz ist in der kleinsten Hütte

Im Tiny-Haus: Sitzecke, Küche, Bad und Schlafbereich.
Im Tiny-Haus: Sitzecke, Küche, Bad und Schlafbereich.

Wer die Treppe in den Wohnbereich hinaufsteigt, steht als Erstes im Bad. Links das Waschbecken, oben der Duschkopf, unter dem Holzboden ein Abfluss, in der Seitenwand eine herausziehbare Toilette – alles auf nur etwa einem Quadratmeter. Einen Schritt weiter hat man die Küche vor sich, mit Herdplatte und Gasbackofen, der aber nur im Notfall benutzt werden soll, wenn die solarbetriebene Außenküche gerade keinen Saft hat. In den Schubladen ist genug Nahrung, um eine Zeit lang autark leben zu können. Neben dem Herd ein Mixer, mit dem die Schmitts vegane Gerichte zubereiten können.

Es gibt eine Pumpe, mit der sie Flusswasser abschöpfen können, und einen Filter, der es trinkbar macht. Im hinteren Teil des Wagens ist der Schlafbereich mit zwei Matratzen – einmal das Ehebett und neben einer Stoffwand das Bett für die kleine Tochter. Am anderen Ende des Gefährts sind zwei Sitzbänke und ein Tisch, der sich je nach Bedarf verschieben lässt. Selbst in den Treppenstufen zum Sitzbereich sind noch mal Schubladen für zusätzlichen Stauraum.

Möglichst nachhaltig unterwegs

All das hat das Ehepaar in Eigenarbeit in den ehemaligen Feuerwehrwagen eingebaut. „Es waren rund 1600 Arbeitsstunden, wobei wir natürlich von Familie, Freunden und Mitstreitern unterstützt wurden“, erzählt Sebastian Schmitt. Sein Vater etwa hat Erfahrung mit Holzarbeit, was hier gerade recht kam. Ein anderes Teammitglied war für die Elektrik zuständig. Die ist nicht ohne: An der Wand im Sitzbereich befindet sich eine Schalterleiste, auf der die Abenteurer per Knopfdruck verschiedene Funktionen des Fahrzeugs aktivieren können: „Beleuchtung Bad“, „Beleuchtung Salon“, „Beleuchtung Cockpit“ oder „Kühlschrank“ zum Beispiel. Darüber gibt es einen Bildschirm, der den Stromverbrauch anzeigt. Die Energie liefert die Sonne, denn auf dem Dach sind Solarpaneele verschraubt. Dem Paar ist es ein Anliegen, die Reise möglichst nachhaltig zu gestalten.

Heute ist der Lkw pfafinderlila statt feuerwehrrot.
Heute ist der Lkw pfafinderlila statt feuerwehrrot.

„Das Fahrzeug war für uns ein Glücksfall. Es ist widerstandsfähig und auch für rabiateren Untergrund geeignet. Gleichzeitig ist es als Feuerwehrauto trotz 1987er Baujahr erst 40.000 Kilometer gefahren.“ Das Feuerwehrrot wurde zum Pfadfinderlila, mit dem Lilienlogo des Verbands der christlichen Pfadfinderbewegung auf der Tür, das Logo ihrer Mission „World Tour of Scout“ ist seitlich auf dem Aufbau zu sehen. Besonders recht ist es den beiden, dass der Wagen noch über einen simplen Motor verfügt. Die Hoffnung: Kleinere Schäden können leicht behoben werden, anders als bei modernen Fahrzeugen, bei denen alles computerisiert ist. Anschaffung und Ausbau haben rund 200.000 Euro gekostet – finanziert wurde das ganze größtenteils mit Eigenkapital.

Sabbatjahr ermöglicht Tour

Sebastian Schmitt legt ein Sabbatjahr ein, hat also in den vergangenen Jahren weniger verdient, um nun auf seiner großen Reise weiter Gehalt zu bekommen. Ehefrau Anna-Lena wird ihre Arbeit als Familiencoach von den Straßen der weiten Welt aus weiterführen. Das Paar hat seine Finanzen bis ins Kleinste durchgerechnet. Unterstützung suchen die Schmitts noch für die Fahrten mit der Fähre. Hier gilt es schließlich, Tausende Kilometer auf dem Meer zurückzulegen. „Uns ist klar, dass das Geld für ein Toleranzprojekt nicht unbedingt auf der Straße liegt“, weiß Schmitt.

Nun wird der Theorie also endlich die Praxis folgen. Ein paar Fragezeichen bleiben noch. Wie kommen sie von der Türkei nach Asien? Sowohl die Route über den Iran als auch über Russland bringt die Familie auf geopolitisch heißes Territorium. „Wir werden, wenn wir in der Nähe sind, eine Entscheidung treffen müssen, ob es uns sicher genug ist. Da habe ich eine Verantwortung als Familienvater. Wenn alle Stricke reißen, müssen wir umkehren und dann von Europa aus die Fähre nach Südamerika nehmen.“

Info

www.world-tour-of-scout-movement.org
www.youtube.com/@worldtourofscoutmovement
Die Gruppe sucht noch Kooperationspartner, die helfen möchten. Einzelspenden sind möglich an: One world Community gGmbH, IBAN DE67 4306 0967 1262 9594 00

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