Landau „Nicht zu viel erwarten“

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„Arbeit ist der Schlüssel für die gesellschaftliche Integration der Flüchtlinge. “ Das sagt Christine Groß-Herick von der Agentur für Arbeit Landau. Deshalb müsse in die Ausbildung der meist gering qualifizierten Menschen investiert werden. Das wird nicht sofort Früchte tragen: „Wir brauchen Zeit.“

Die Bundesagentur für Arbeit hat Anfang November kurzfristig Geld locker gemacht, damit Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive aus dem Iran, Irak, Syrien und Eritrea Deutsch lernen. Noch bis 31. Dezember können Asylsuchende auf Vermittlung der Kommunen mit einem achtwöchigen Sprachkurs beginnen. Ihre Rechnungen schicken die Träger der Kurse an die Arbeitsagentur. Groß-Herick kann noch keine Teilnehmerzahlen aus ihrem Beritt nennen – außer der Südpfalz zählen auch die Regionen Neustadt und Bad Dürkheim dazu. „Das ändert sich täglich.“ Ein Drittel aller registrierten Asylbewerber im Arbeitsamtsbezirk Landau sei jünger als 25 Jahre, so die Behördenchefin. Sie sieht darin ein großes Potenzial für den Arbeitsmarkt. Das Bildungsniveau reiche von Akademikern bis zu Analphabeten, „eine ungeheure Bandbreite“. „Wir werden diese Menschen nicht im nächsten Jahr integrieren, wir brauchen Zeit und Geld.“ Nach Erkenntnissen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Arbeitsagentur liegt bisher die Beschäftigungsquote von Flüchtlingen im Zuzugsjahr bei unter zehn Prozent und steigt auf 50 Prozent fünf Jahre nach dem Zuzug. Die Flüchtlingswelle wird Arbeitssuchende hierzulande nicht wegspülen. Groß-Herick rechnet nicht mit Verdrängungseffekten. In den ersten drei Monaten nach der Registrierung dürfen Asylsuchende nicht arbeiten. Ab dem 4. bis 15. Monat ist eine Beschäftigung mit Erlaubnis der Ausländerbehörde möglich. Die Arbeitsagentur prüft jedoch, ob andere Bewerber ältere Rechte auf den Job haben. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt sei gut – die Arbeitslosenquote liegt bei vier Prozent –, was die Chancen für alle erhöhe, so Groß-Herick. Ab dem 4. Monat dürfen Asylbewerber auch eine Ausbildung beginnen. Weil die Behörden in den Erstaufnahmestellen überfordert sind, gilt bei Anrechnung der Verweildauer nicht mehr der Tag des Antrags auf Asyl, sondern der Tag der Registrierung, also Aufnahme der Personalien. Zu diesem Zeitpunkt hat der Flüchtling im Zweifel noch gar keinen Asylantrag stellen können. Die Sozialämter der Kommunen unterstützen die Flüchtlingen monatlich mit Sachkosten und Geld, sobald sie von der Erstaufnahmestelle in Gemeinden und Städte verteilt werden. Die Sätze liegen zwischen 217 und 359 Euro und damit unter Hartz IV. Anerkannte Asylanten, die keine Arbeit finden, werden von den Jobcentern betreut und erhalten Hartz IV. Deren Kundschaft dürfte sich im Zuge der angekündigten Beschleunigung der Verfahren schnell vergrößern. Ab 1. Januar wird in Landau und in Neustadt, in den Kreisen Südliche Weinstraße, Germersheim und Bad Dürkheim jeweils ein Beschäftigungspilot eingestellt, der in Unterkünften oder bei Treffpunkten nach Flüchtlingen sucht, die noch keinen Kontakt zum Arbeitsamt hatten. Neuerung im Arbeitsamt ist seit einem halben Jahr die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, die auch Ehrenamtliche informiert. Shabana Khan arbeitet zurzeit ihre Nachfolgerin Katharina Conrad ein. Jobcenter und Arbeitsagentur sollen 2016 aufgestockt werden. (sas)

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