Landau Mit dem Traktor zur Singstunde

Drei Familiengenerationen unter dem Dach des MGV Dierbach vereint (von links): Klaus Ulm, Sohn Marco Ulm und der Schwiegervater
Drei Familiengenerationen unter dem Dach des MGV Dierbach vereint (von links): Klaus Ulm, Sohn Marco Ulm und der Schwiegervater von Klaus Ulm, Walter Wüst.

Der MGV Dierbach ist einer der letzten reinen Männerchöre in der Region. In Dierbach trägt der 1861 gegründete Verein, seit vielen Jahrzehnten aktiv zum Dorfleben bei und ist bei Festlichkeiten wie dem Weihnachtsmarkt, dem Federweißenfest oder dem Erntedankfest nicht wegzudenken – und es gibt noch eine Besonderheit: Eine Familie ist gleich mit drei Generationen vertreten.

54 aktive Sänger aus Dierbach und den umliegenden Gemeinden ist für den Männergesangsverein eine respektable Leistung. Drei von ihnen haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander: Walter Wüst (79 Jahre), Klaus Ulm (63) und Marco Ulm (36) vereinen eine Familie im Dierbacher MGV. Opa Walter singt bereits seit über 60 Jahren im Gesangsverein. Zwar stammt er aus Dierbach, wohnt aber schon seit 1959 im Nachbarort Hergersweiler. Damals war er der Einzige, der als Auswärtiger zum Singen nach Dierbach kam. „Ich weiß noch, wie ich oft bei Schnee mit dem Traktor übers Feld zur Singstunde gefahren bin“, erinnert sich Walter Wüst an die Anfangsjahre seiner „Sänger-Karriere“. Bis heute hat er sechs Dirigenten beim MGV erlebt. Egal ob zur Singstunde, bei Beerdigungen, Geburtstagen oder sonstigen Dierbacher Festen, an denen der MGV singt, auf den Sänger Walter Wüst ist bis heute Verlass. An Römern und Biergläsern, die am Ende des Jahres den treuesten Sängern verliehen werden, ist bei Walter Wüst im Laufe der Jahre eine stolze Sammlung zusammen gekommen. Im Jahr 1972, mit 18 Jahren, trat auch Klaus Ulm den Dierbacher Sängern bei. Einige Jahre später wurde er der Schwiegersohn von Walter Wüst, als er die Tochter heiratete. Für den 63-jährigen Klaus Ulm ist das Singen bis heute eine große Leidenschaft, wie er erzählt. Umso schwieriger war es für ihn, als er wegen Schichtarbeit bei Daimler in Wörth fünf Jahre lang nicht mehr zur Singstunde kommen konnte. 1985 kehrte er zum MGV zurück und ist bereits seit 20 Jahren in der Vorstandschaft aktiv. Die Leidenschaft am Singen hat Klaus seinem Sohn Marco vererbt. Seit zwei Jahren singt der 36-jährige Familienvater wieder im MGV und macht das Familien-Trio perfekt. Bereits mit 15 Jahren war Marco Ulm erstmals dabei. Der damalige Vorstand des MGV konnte mehrere Jugendliche dazu animieren zur Singstunde zu kommen, Marco blieb fünf Jahre dabei. Mit 20 ging’s zur Bundeswehr und weg von Dierbach. Mit 36 zählt Marco Ulm derzeit zu den Jüngsten Sängern im Verein. Alle drei schätzen am MGV Dierbach vor allem die Kameradschaft und das Gemeinschaftsgefühl, das unter den Sängerkollegen herrscht. „Seit einigen Jahren machen wir einmal pro Jahr ein Sängerwochenende, an dem wir gemeinsam singen, essen und auch dort übernachten. Man kann das Ganze mit dem Trainingslager einer Sportmannschaft vergleichen“, erklärt Klaus Ulm. Der große Höhepunkt des Sängerjahres, da sind sich Opa, Schwiegersohn und Enkel einig, ist das Jahreskonzert im Mai. „Wir haben viele Sänger für ein kleines Dorf wie Dierbach. Aber wir wollen auch die jüngere Generation für den MGV begeistern.“ sagt MGV-Vorstand Werner Vogler.

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