Landau Kerzen mahnen und erinnern

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Beeindruckt von der Gastfreundschaft und Herzlichkeit der polnischen Gastgeber kehrten 17 Schüler der neunten und zehnten Klassen der Integrierten Gesamtschule (IGS) Wörth und zwei Lehrer vergangene Woche von einem achttägigen Austausch mit dem Lyceum in Tarnow zurück.

Bei einem Besuch des Lyceums erläuterten die polnischen Schüler ihren Austauschpartnern das Schulsystem. Einige nahmen am Unterricht teil, während sich die Lehrer beim Schulleiter über Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Schulsystem austauschten. Am zweiten Tag reisten die Schüler gemeinsam nach Krakau und besuchten das jüdische Viertel, die Burganlage – früher Residenz der polnischen Könige und heute Weltkulturerbe. Am nächsten Tag besuchten die Schüler das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, dessen Name zum Symbol des nationalsozialistischen Völkermordes wurde. Dieser Tag war ein besonders bewegendes Erlebnis für Noah aus Hagenbach. Der Schüler, dessen Mutter aus Israel kommt, stellte an der Betonmauer des ehemaligen Krematoriums im Beisein der Lehrer sechs Kerzen auf als Symbol für sechs Familienmitglieder, die hier ermordet wurden, und sprach Worte in Hebräisch. Zuvor hatte die deutsche Gruppe an der Todesmauer, an der Erschießungen stattfanden, einen Kranz niedergelegt. Die polnischen Schüler zündeten eine Kerze an. Das Wochenende verbrachten die Wörther Schüler bei ihren Gastfamilien. „Das hat mir sehr gut gefallen. Wir haben viele Freundschaften geschlossen“, erzählt Anna Maria aus Steinweiler. Seit ihrer Rückkehr schreiben sie und ihre Austauschpartnerin sich täglich. „Ich hatte zuerst etwas Angst gehabt, was mich erwartet. Das war aber schon nach kurzer Zeit vorbei. So herzlich war die Aufnahme“, meint Janina aus Wörth. „Wir haben uns trotz der Sprachprobleme gut und locker verständigt und in der Freizeit viel unternommen“, ergänzt Rebecca aus Maximiliansau. Als Höhepunkt bezeichneten die Wörther Schüler auch die Floßfahrt auf dem Dunajec im Pieniny-Gebirge mit einer Wanderung in der Homole-Schlucht. „Wir besuchten unsere Freunde“, zog Lehrer Alexander Schnur ein Fazit der Reise. Zusammen mit seinem Kollegen Andreas Borm hat er den Austausch begleitet. Die Schulpartnerschaft entstand bei einem europäischen Schülerseminar über geschichtspolitische Beziehungen zwischen Deutschland und Polen, das 2001 in Thüringen stattfand. Hier begegneten sich Schüler und Lehrer beider Schulen und die Idee zum Austausch war geboren. Bereits ein Jahr später waren polnische Schüler in Wörth – damals noch in der Realschule plus – zu Gast, im folgenden Jahr kam es zum Besuch in Tarnow. Dieser Rhythmus wird bis heute fortgesetzt, die Polen werden im Juni in Wörth erwartet. (jopa)

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