Landau Enges Örtchen

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Andre Johann ist auf seinen Elektrorollstuhl angewiesen, denn der 30-Jährige aus Eußerthal ist schwer gehbehindert. Mit seinen Eltern besucht er gerne Ausstellungsmessen. Die Wirtschaftswoche in Landau gehört dazu allerdings nicht mehr – wegen der Toilette.

Am Mittwoch wollte Johann auf der „Wiwo“ die Behindertentoilette aufsuchen. Was ihm die Putzkraft dann zeigte, ließ ihm nach eigenen Worten „das vorhandene Bedürfnis absterben“. Die Bewegungsflächen vor und neben der Toilette in dem Container seien viel zu klein gewesen, sodass es ihm unmöglich war, sich aus dem Rollstuhl auf die Toilette umzusetzen. Er verweist auf eine DIN-Norm, eine Vorschrift, wonach in Sanitärräumen Bewegungsflächen von eineinhalb Quadratmetern vor allen Objekten – also auch Toiletten – einzuhalten sind. „Zu unserer Schande müssen wir gestehen, dass uns eine DIN-Norm für Abmessungen nicht bekannt ist“, sagt Andrea Breuer, Leiterin der Messe. Eine Abmessung des Klohäuschens habe ergeben, dass die Fläche 1,50 Meter mal 1,50 Meter betrage – die Gesamtfläche und nicht der vorgesehene Raum vor dem Klo. „Das muss aber auch nicht sein“, sagt Detlef Koenitz, Geschäftsführer der Fimac GmbH, die die „Wiwo“ in Landau ausrichtet. Er weist darauf hin, dass E-Rollstuhlfahrer die Toilette im Messebüro neben dem neuen Messeplatz nutzen könnten. Sie müssten sich nur vorher melden. Klaus Johann, der Vater von Andre, weiß von dieser Möglichkeit nichts – offenbar genauso wenig wie einige andere: „Die Putzfrau hat uns erzählt, dass schon mehrere Menschen im E-Rolli kamen und wieder weggefahren sind.“ Er fragt sich: Wer kontrolliert die Toiletten vor Messebeginn auf ihre Tauglichkeit? Nach Angaben der Landauer Stadtverwaltung gibt die Stadt lediglich vor, dass es solche Toiletten geben muss. Zu überprüfen, ob sie funktionieren, sei Sache des Veranstalters. „Erst wenn Beschwerden eingehen, überprüfen wir den Sachverhalt“, sagt Sandra Diehl, Stadtpressesprecherin. Als regelmäßiger Messebesucher weiß Andre Johann, dass auf anderen Großveranstaltungen entsprechend große WC-Container aufgestellt und danach wieder abgeholt werden. „Nur in Landau gib es entweder gar kein WC oder nur in so einer miserablen Ausführung.“ Das sei nicht nur bei der Wirtschaftswoche der Fall, sondern auch auf anderen Veranstaltungen in der Innenstadt wie beispielsweise beim Landauer Sommer oder Weihnachtsmarkt. Auch dort gebe es auf den Behindertentoiletten zu wenig Platz für E-Rollifahrer. Die Stadt bestätigt das. Das liege daran, dass die Toiletten Bestandsschutz hätten, sagt Diehl. Die Stadt ist demnach bei gesetzlichen Änderungen nicht gezwungen, diese umzusetzen. „Natürlich ist die Stadt Landau bestrebt, dass es hier für alle Leute gut läuft“, so Diehl. Letztendlich sei die Erneuerung der Toiletten aber auch eine Frage des Geldes. Für Klaus Johann sind die WC-Bedingungen in der Stadt und auf der Messe „nicht menschenwürdig“. Er und sein Sohn wünschen sich nichts mehr, als dass es angemessen große Toiletten auf Großveranstaltungen wie der morgen Abend endenden „Wiwo“ gibt. Damit auch Behinderte mit E-Rollstuhl ohne Bedenken dabei sein können. Lokalseite 2 |bje

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