Landau Ein roter Stadtchef soll die Ausnahme bleiben

Am kommenden Sonntag wählen die Landauer ihren Oberbürgermeister. Oder ihre Oberbürgermeisterin. Denn im Bewerberquintett setzt eine Frau auf den Joker: Gertraud Migl, unabhängig. Während sie schon vor acht Jahren nach den Insignien der Macht gegriffen hat, sind die Männer alle neu in der Rolle: Thomas Hirsch (CDU), Maximilian Ingenthron (SPD), Lukas Hartmann (Grüne) und Manfred Kassner (AfD).

Die Christdemokraten hatten die Oberbürgermeisterwahl im September 2007 ausgelassen, nachdem ihnen kurz vor knapp der Kandidat abhanden gekommen war. Der mit vielen Lorbeeren bedachte Theologe Kai Schürholt hatte sich als Blender entpuppt. Ein Doktor im Titel hatte ihm zum Vorteil bei der Wahl gereichen sollen. Alles Schwindel. Zu dem Zeitpunkt hatten die ersten Briefwähler bereits ihr Kreuzchen gesetzt. Sicher ein Grund dafür, dass der Hochstapler doch noch auf 797 Stimmen kam. Der Name Schürholt stand auf jedem Wahlzettel. Die Wahl wurde zum Triumph für die Sozialdemokraten. Der damalige Bürgermeister Hans-Dieter Schlimmer schaffte auf Anhieb 62,5 Prozent und wurde der erste rote Stadtchef Landaus. Die CDU lag am Boden. Vorsitzender Ralf Göbel trat zurück und verließ die Stadt. Dann trat wie Phönix aus der Asche Thomas Hirsch auf den Plan, ein Zögling des 2008 scheidenden CDU-Oberbürgermeisters Christof Wolff und damals schon Geschäftsführer der Stadtholding. Er setzte sich gegen parteiinterne Konkurrenz durch und wurde im Dezember 2007 vom Stadtrat zum Bürgermeister und damit zum Nachfolger Schlimmers gewählt. Jetzt setzt Hirsch zum Sprung an, es Schlimmer gleich zu tun. Seine Chancen stehen gut. Er hat einen Amtsbonus. Der 48-Jährige kennt die Verwaltung aus dem Effeff. Er nutzte die Zeit als Bürgermeister, um sich in der Stadt bekannt zu machen, hat viele Hände geschüttelt. Und – der ehemalige Pressesprecher der Stadt setzt auf offensive Öffentlichkeitsarbeit. Wie Hirsch ist auch der Sozialdemokrat Maximilian Ingenthron ein Landauer „Bub“. Der 47-Jährige hat Hirsch zwar viel an kommunalpolitischer Erfahrung voraus – immerhin ist er seit 26 Jahren Mitglied des Stadtrats, engagiert sich in mehreren Vereinen und ist in seiner Heimatstadt sehr bekannt, aber er tritt zurückhaltender auf als der Konkurrent. Beide Männer sind sich sicher: Gemeinsam werden sie die Stadtspitze stellen. Der eine wird der vom Volk gewählte OB, der andere der am 22. September vom Stadtrat zu wählende Bürgermeister. So lautet die Absprache der Großen Koalition aus dem vergangenen Jahr. Damit hadern natürlich die drei anderen Kandidaten. Lukas Hartmann, der als Student die politische Bühne in Landau vor den Kommunalwahlen 2014 betrat und die Palastrevolution gegen den alten Grünen-Vorstand erfolgreich anführte, möchte grüne Politik in der Stadt stärker verankern. Die Enthüllung eines Kooperationsentwurfs der Grünen mit der CDU beim RHEINPFALZ-Wahlforum, die dem SPD-Mann Ingenthron zugespielt wurde und ebenfalls personelle Absprachen beinhaltete, haben dem 26-Jährigen einen Dämpfer versetzt. Er fiel mit einem pfiffigen Wahlkampf auf und hat sich die Unterstützung von Piraten und Linken gesichert. Gertraud Migl will es noch einmal wissen. Sie sieht in ihrer Einzelbewerbung eine Stärkung der Demokratie. Zurzeit muss sie sich mit den ehemaligen Freunden vom UBFL herumschlagen, aber sie erfährt viel Zuspruch aus der Bevölkerung. Die 62-Jährige ist seit vielen Jahren die Stimme der Benachteiligten in dieser Stadt. AfD-Kandidat Manfred Kassner (31) schließlich ist ein unbeschriebenes Blatt in Landau. OB-Wahlergebnis 2007 Wahlbeteiligung 42,8 Prozent, Hans-Dieter Schlimmer (SPD) 62,5 Prozent, Udo Lichtenthäler (Grüne) 13,72 Prozent, Hans Volkhardt (FWG) 8,16 Prozent, Maria Helene Schlösser (FDP) 3,47, Gertraud Migl (UBFL) 6,49 Prozent.

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