Landau Ein radikaler Intellektueller

Wer waren die Namensgeber von mehr als einem Dutzend neuer Straßen am Gartenschaugelände und im entstehenden Wohnpark am Ebenberg? Dieser Frage geht die RHEINPFALZ in einer kleinen Serie nach. Heute wird berichtet, wer Paul Henri Dietrich Baron d′Holbach war, nach dem die „Baron-Holbach-Straße“ benannt ist.

Die Straße verläuft zwischen der Heinrich-Diehl-Straße und der Georg-Friedrich-Dentzel-Straße, nordöstlich des Weinkontors Null41. Paul Holbach war als gebürtiger Edesheimer ein Philosoph der französischen Aufklärung, wurde vor allem für seine religionskritischen und atheistischen Thesen bekannt. Er war ein Gegner der absolutistischen Monarchie, der Staatsreligion und der feudalen Privilegien und galt als einer der radikalsten Intellektuellen seiner Zeit. Durch sein Leben versuchte er zu beweisen, dass man tugendhaft und atheistisch zugleich sein konnte, entgegen den damals üblichen Vorstellungen. In einem Aufsatz eines unbekannten Autors heißt es über Holbach, „für ihn war das Universum ein komplexes System physischer Substanzen, angelegt nach den mechanistischen Gesetzen von Ursache und Wirkung anstelle von Gott entworfen“. In seinem 1770 unter falschem Namen erschienenen Hauptwerk „System der Natur oder vor den Gesetzen der Physik und der moralischen Welt“, das als „Bibel des Materialismus“ galt, wandte er sich gegen jegliche Religion und Metaphysik. Der Rebell wurde am 8. Dezember 1723 als Sohn des Winzers Johann Jakob Thiry und seiner Ehefrau Catherine Jacobina, geborene Holbach, in der Ludwigstraße 4 in Edesheim geboren. Der ledige Onkel Franz Adam Holbach nahm sich in seinem herrschaftlichen Haus des Jungen an und ließ ihn durch einen Kleriker namens Francois Bellemont erziehen. 1731 folgte die Fortsetzung der Erziehung in Paris, wohin der Onkel gegangen war, als Finanzmakler großen Reichtum erwarb und zum Reichsfreiherrn ernannt wurde. Er adoptierte später seinen Neffen, beide bekamen die französische Staatsbürgerschaft. An der Universität im holländischen Leiden studierte Holbach von 1744 bis 1748 Rechts- und Naturwissenschaft. Er ging nach Paris zurück, erhielt die Zulassung als Anwalt des französischen Parlaments. 1750 heiratete er eine Tochter seiner Cousine. 1753 erbte er das Vermögen seines Onkels und übernahm dessen Titel als Baron. Das Haus von Paul Holbach in Paris war ein Treffpunkt und ein wichtiges Zentrum des Gedankenaustauschs unter den Aufklärungsphilosophen. In seinen Salons verkehrten Freigeister aller Art. Unter anderem kam er mit den Philosophen d′Alembert und Diderot zusammen. Für Denis Diderots Enzyklopädie schrieb er zwischen 1751 und 1765 fast 400 Artikel. Sein eigenes Buch „System der Natur“ fand breite Aufmerksamkeit, aber auch vehemente Ablehnung. Das französische Parlament ordnete die öffentliche Verbrennung dieses Werks und seiner Schriften an. Der schon sehr früh radikale religionskritische Thesen in der französischen Aufklärung vertretende Paul Henri d′Holbach starb am 21. Januar 1789 in Paris, wo er auch begraben wurde. (güw)

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