Landau An Strohballen entzündet sich neue Kritik

„Die Sicherheitskette hat funktioniert“, kommentierte gestern Nikolaos Tzoulakis, Betriebsleiter des Landauer Geothermie-Kraftwerks, den Fehlalarm am Mittwochmittag. Wie gestern berichtet, hatte einer der vier Sensoren auf dem Gelände nach dem Vorfall am 1. August bereits zum zweiten Mal angeschlagen.

Die Feuerwehr Landau habe vorbildlich reagiert, betonte Tzoulakis, er verstehe die Aufregung nicht. Zum Vorfall selbst stellte der Werkleiter klar: Der defekte Sensor sei am 1. August vom Hersteller neu justiert, die Einstellungen mehrfach überprüft worden. Insofern sei der Feuerwehr Vollzug gemeldet worden, obwohl – entsprechend der Vorschriften – ein Ersatz bestellt worden sei, der wohl bis Mitte nächster Woche geliefert werde. Die extremen Wetterkapriolen machten den Sensoren zu schaffen, argumentiert Tzoulakis. Er kann nachvollziehen, dass Vorfälle dieser Art das Vertrauen der Menschen in die Technik erschütterten, beantwortete er eine entsprechende Frage. Der Stachel im Fleisch des einstigen Vorzeigeprojektes ist die Landauer Bürgerinitiative Geothermie, deren Mitglieder von Anfang kritische Begleiter der Entwicklung waren. Hintergrund der jüngsten Debatte um den ersten Fehlalarm eines Sensors am 1. August und die Fragen nach der fachlichen Kompetenz der Landauer Feuerwehr (Bericht vom 6. August) ist auch die Entschärfung einer 250-Kilo-Fliegerbombe in der Südstadt am 14. Juni des vergangenen Jahres. „Wir weisen auf sachliche Widersprüche hin, auf die wir bis jetzt keine befriedigende Antwort erhalten haben“, schreiben Thomas Hauptmann und Werner Müller vom Vorstand der BI. Sie haben damals auf dem Gelände im Ex-Zone-2-Bereich, einem sensiblen Bereich der Anlage mit hoch entzündlichem Material, mehrere Strohballen entdeckt. Die hatte der Betreiber, die Geox GmbH, angefordert, um die technischen Steuerungsanlagen oder Rohre vor möglichen Bombensplittern zu schützen, sollte die Sprengladung detonieren. „Aus Sicht der Anlagensicherheit sind die Strohballen von geringer Bedeutung und dienten eher dazu, sensible Messeinrichtungen etc. zu schützen. Die Verwendung von brennbaren Materialien im Ex-Bereich ist nicht generell verboten“, erklärt dazu die Sprecherin der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD), Ulrike Schneider. Die Strohballen hätten symbolischen Charakter gehabt, soll am Dienstag ein Mitarbeiter der Gewerbeaufsicht bei der SGD Süd gegenüber Werner Müller gesagt haben. Tatsächlich sind Strohballen wohl das geringste Problem der Sicherheitskräfte im Falle einer Bombendetonation. Nach dem erfolgreichen Einsatz des Kampfmittelräumdienstes habe die „hochpeinliche Strohballen-Geschichte“ damals für helle Aufregung im Bergamt und bei der Landesregierung gesorgt, sagen Hauptmann und Müller. Die Strohballen seien nirgendwo sichernd drapiert worden, sondern hätten auf dem Boden gelegen. Der BI geht es um den Umgang mit diesen Sicherheitsaspekten. Hauptmann betont, erst auf Betreiben der BI sei die Anlage vor der Entschärfung herunter gefahren worden. Der Einsatzleiter der Feuerwehr habe bei einem Einsatz die Richtlinienkompetenz, sprich das Sagen, und hätte die Brandlast sofort aus dem Ex-Bereich entfernen lassen müssen, so Hauptmann. Dazu Schneider von der SGD Süd: „Die Leitung der Bombenentschärfung oblag der Stadtverwaltung Landau, welche vom Kampfmittelräumdienst, der Feuerwehr und der Gewerbeaufsicht, die in engem Kontakt mit dem Betreiber war, beraten wurde. Gegen das Sicherheitskonzept des Betreibers gab es keine Einwände, wenn auch die Strohballen nicht explizit gefordert wurden.“ Für die Gewerbeaufsicht bei der SGD sei von Bedeutung gewesen, „dass die Anlage ,herunter gefahren’ war und keine Beschäftigten anwesend waren“. Die Anlage sei sehr robust. Für die BI hätte es nur eine adäquate Sicherheitsvorkehrung gegeben: die 15 bis 18 Tonnen Iso-Pentan aus der Anlage zu entfernen. Das sei auf Grund der Tatsache, dass die Anlage nicht dem in der chemischen Industrie geforderten und eingehaltenen Sicherheitsstandard entspreche, nicht ohne weiteres möglich, betont Hauptmann, der bis vor einem Jahr zur Betriebsleitung eines Forschungslabors bei der BASF gehörte und dessen täglich Brot Anlagenüberwachung war. 500.000 Euro hätte die „Mercedes-Lösung“ einer Entleerung der Anlage gekostet, rechnet er vor, „marginale Kosten“. Die Landauer Feuerwehr lasse sich nicht als politischen Spielball instrumentalisieren, betonten Stadtfeuerwehrinspekteur Dirk Hargesheimer und sein Vize Michael Bumb. Der einzige, der der Wehr Ratschläge geben könne, sei der Landesfeuerwehrinspekteur. „Es gibt definierte Größen mit Risikoklassen für Gerät und Mannschaft.“ (sas)

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