Landau Alle Wege führen nach oben

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Ein Jahrespraktikum in Betrieben, Unterricht mit engem Praxisbezug, viel Technik: Die zweijährige Fachoberschule, in Landau ein noch junges Angebot, ist anders. Und sie ist, meint Rektor Manfred Schabowski, zweifellos ein Erfolgsmodell. Drei junge Männer erzählen, warum sie auch dieser Ansicht sind.

Die Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Technische Informatik ist seit 2012 an der Konrad-Adenauer-Realschule plus (Kars) im Fort angesiedelt. Sie baut auf dem Realschulabschluss auf. Theorie und Praxis sind eng verzahnt. Das sieht man schon daran, dass die Schüler in der elften Klasse je drei Wochentage in einem Praktikumsbetrieb lernen und anpacken; nur zwei Tage pro Woche drücken sie die Schulbank. Renommierte Firmen wie BASF, Hornbach, Daimler oder Stadtler und Schaaf stellen als Partner der Schule Praktikumsplätze zur Verfügung. Im zwölften Schuljahr sind die Schüler ständig in der Kars, um sich auf ihre Abschlussprüfung zur Fachhochschulreife vorzubereiten. Dieser Abschluss, so Schulleiter Manfred Schabowski, öffnet drei Perspektiven: Man kann eine betriebliche Ausbildung beginnen – häufig im früheren Praktikumsbetrieb. Man kann in der berufsbildenden Schule noch ein Jahr anhängen und die allgemeine Hochschulreife erwerben. Oder man studiert direkt nach dem Abschluss an einer (Fach-) Hochschule. Oleg Zernikel hat sich für Abi und Uni entschieden – aus gutem Grund. Der 20-jährige Landauer ist ein Ass im Stabhochsprung. Sein Maschinenbau-Studium am Karlsruher Institut für Technologie macht es ihm möglich, das harte Trainingsprogramm neben den Vorlesungen durchzuziehen. Er kann sich mehr Zeit lassen, und wenn er ein Semester länger studiert, ist das für den Leichtathleten „kein Beinbruch“. An die Landauer Fachoberschule denkt Zernikel mit Freude zurück – vor allem wegen des starken Praxisbezugs. „Da zerlegt man schon mal komplett einen Computer – toll.“ Für ein Informatikstudium an der Hochschule Worms, und damit für die straffere Variante, hat sich Silvio Brück (19) entschieden. Er hat eine weitere Herausforderung angenommen: Er wurde zum Präsidenten des Studierendenparlaments gewählt. Sein Vater Helmut erzählt, dass Silvios Schulkarriere gar nicht so glorios begonnen hat. Im Gymnasium tat er sich schwer, vor allem mit Deutsch. Mit dem Wechsel auf die Fachoberschule „ging’s bergauf“, so Helmut Brück. Ihm gefällt besonders, dass auch „am Leben orientierter Stoff“ vermittelt wird – zum Beispiel Haushaltsführung. „Das kann nichts schaden, wenn man eine WG bekochen will“, sagt der Sohn. Das betriebliche Praktikum war für Dustin Hoffmann (19) der entscheidende Faktor bei der Wahl des Studiums. Bei Stadler und Schaaf Mess- und Regeltechnik in Offenbach hat er alle Abteilungen durchlaufen und einen guten Einblick bekommen. Offenbar war die Firma auch mit dem heute 19-Jährigen zufrieden, denn sie schlug ihm vor, ein duales Studium der Elektrotechnik zu machen und weiter im Unternehmen zu arbeiten. Hoffmann nennt einen weiteren Vorteil: „Man muss nicht jobben, sondern wird vom Betrieb finanziell unterstützt.“ Kars-Schulleiter Manfred Schabowski freut sich sichtlich an seinen Vorzeigeschülern: „Das läuft so erfolgreich, dass man über eine Erweiterung nachdenken kann.“ Bisher ist die Fachoberschule auf zwei Züge begrenzt, hat also vier Klassen mit etwa 80 Schülern (und ganz wenigen Schülerinnen). Die Organisationsverfügung des Ministeriums lässt nicht mehr zu als die Zweizügigkeit. Dabei könnte sich der Rektor im Raum Landau auch andere Schwerpunkte vorstellen, etwa Tourismus, Weinbau oder – in Kooperation mit der nahen Universität – Umwelttechnik. Zuversichtlich schaut Schabowski in die Zukunft, denn: „Eine gute Schule ist immer in Bewegung.“

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