Lokalsport Südpfalz Wenn der Führende sich verläuft ...

91-71068652.jpg

BIRKWEILER (thc). Gemütliche Gipfel-Plaudereien, weil bei der Hitze manche oben erst mal Pause machen, harte Zweikämpfe, „verirrte“ Läufer und neue Rekorde sowieso gab es am Samstagnachmittag in Birkweiler. Den 8. Hohenberg-Trail hatte der SV Birkweiler leicht verändert, mit neuer Zielpassage im Hof des alten Schulhauses und anderen Passagen unterwegs. Der Bellheimer Marcel Job, Birgit Zimmermann aus Rheinsheim (im Halbmarathon) sowie Gerolf Ast aus Nierstein und die Einheimische Jutta Dreisigacker (eine Runde, 10,55 Kilometer) waren die Schnellsten.

Knapp 47 Minuten war die Siegerzeit über eine Runde vor einem Jahr. 48, 49, 50 Minuten, die Uhr tickt. Dann tauchen die Ersten auf der Orensfelsstraße auf, zwei Halbmarathonläufer, der Hauensteiner Wolfgang Seibel (Südpfalz-Adventures) und dicht hinter ihm Job (TV Maikammer) kommen zur „Wasserstelle“. Etwas trinken, kurz miteinander reden, dann machen sich die beiden zur zweiten Runde auf. Der gebürtige Saarländer Ast (Corre Cabron) huscht vorbei zum Ziel, auf seinen Fersen Thomas Weishaar vom LC Bad Dürkheim. 50:49 zu 50:52 Minuten endet der Zweikampf - und Ast (46) räumt nach kurzem Verschnaufen ein: „Unverdient gewonnen, der Führende hat sich verlaufen.“ Er habe überlegt, ob er Weishaar vorbeiziehen lassen sollte, aber ... „Zweiter über 10,55 Kilometer ist halt doch nicht Erster“. Der Neustadter Weishaar (49) hätte sich in den Hintern beißen können: Bei drei Kilometern rechts oder links? Er schaut auf den Boden, findet keine Markierung (die war an einem Baum), trifft die falsche Entscheidung. Als gerufen wird, ist er „schon 70 Meter gelaufen“, sind zig andere richtig unterwegs vor ihm. Weishaar setzte alles auf „downhill“, gab Gas auf den Bergab-Passagen, rannte, wie er schildert, bei Kilometer neun wieder in Führung: „Da habe ich gedacht, es reicht.“ Aber Ast zieht an ihm vorbei. Und spricht danach von einer guten Vorbereitung für die zweite Serie des Pfälzer Berglaupokals: „Da habe ich was gutzumachen.“ Im Frühjahr hatte er eine Virusgrippe. Weiter geht die Serie am 19. September mit dem Rietburg-Berglauf. Nach 1:00,52 Stunden ist die schnellste Frau über eine Runde im Ziel, Jutta Dreisigacker. Kaum zu glauben, was die 43-Jährige, Sportlehrerin am Otto-Hahn-Gymnasium, erzählt: Sie hat gerade den dritten Zeitlauf ihres Lebens bestritten. „Ich bin Mutter von drei Kindern und habe nicht viel Zeit“, sagt sie, die mit Thorsten Holle den örtlichen Lauftreff leitet. 37. im Gesamtklassement war sie vor einem Jahr. In Mainz ist sie den Halbmarathon gelaufen, in einer 1:42er-Zeit. Nun ist sie 15. im Gesamtklassement. Von 64 Teilnehmern, die finishen. 43 Sportler beenden am Samstag den Halbmarathon. Und Sieger Job vom TV Maikammer (in 1:42:01) macht sich einen Spaß: Er sei bei der Sparkasse im Risiko-Controlling, vielleicht sei er deshalb so vorsorglich ängstlich. Der 33-Jährige sprintete ins Ziel, obwohl er großen Vorsprung hatte. Als ob er immer noch mit Wolfgang Seibel rechnete. Beim ersten Anstieg in der zweiten Runde hatte er sich gelöst. Er hätte sich nur umsehen müssen. Auf der Strecke sprach er Streckenposten an: Ist jemand hintendran? 1:59 Minuten verstreichen, ehe Seibel, seit Freitag 54, als Zweiter einläuft. „Nach dem ersten Anstieg habe ich es abreißen lassen, die Hitze war zu arg. Die Jüngeren haben eine höhere Drehzahl, einen höheren Puls“, sagt er, dem auch ein Malheur passiert war: Bei Kilometer acht in Führung, wusste er an einer Kreuzung nicht weiter und wartete auf Job: „Dann sind wir geradeaus gerannt, zum Glück hat das gestimmt.“ Job, Seibel und auch die Frauen-Siegerin Birgit Zimmermann von der LSG Zeiskam (in 2:21:31) waren diesen Halbmarathon noch nicht gelaufen. „Wir hatten es schon oft vor, entweder war das Wetter nicht gut oder wir waren im Urlaub. Eigentlich laufe ich immer nur flach“, sagte die 49-Jährige nach der neuen Herausforderung. Ob man manchmal an Aufgeben denkt? „Nach der ersten Runde überlegst du, gehst du raus, dir geht es noch gut. Sich dann durchzubeißen, gibt einem auch die innere Stärke.“ Jobs nächste Anstrengung: Er hat vor, den Marathon de l′Atlas in Marokko zu laufen.

91-71068653.jpg
x