Lokalsport Südpfalz Das Comeback

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WESTHEIM. Wir reden nicht von Behindertensport. Der 33-jährige Alexander Butz ist gedanklich viel weiter. In Auswahlmannschaften im Behindertensport war er, im Volleyball, im Sitz- und im Beachvolleyball. Er spielte internationale Turniere und kam in den erweiterten Kader der Sitzvolleyballer für die Paralympics. In Rülzheim spielte er Volleyball. Nun hat er wieder Lust auf Handball – bei der HSG Lingenfeld/Schwegenheim. Die zweite HSG-Mannschaft soll es sein, Tabellenführer in der B-Klasse. Trainer ist Sascha Pfliegensdörfer. Training zweimal die Woche. Lingenfeld hat Butz sich ausgewählt. Weil es an Westheim, wo er seit einigen Jahren wohnt, näher liegt als an Kuhardt, wo er vor seinem Motorradunfall Handball spielte. Über Klaus Rickert, Sportwart beim HSV Lingenfeld, wurde ein Spielerpass beantragt. Der wurde auch ausgestellt. Fehlte noch die Unbedenklichkeitserklärung. Ein Funktionär stellte sich wohl quer, als er von einer Prothese hörte: IHF-Spielregeln, Punkt Gefährdung. Ausgeschlossen. Wenn Alexander Butz sich etwas vorgenommen hat, zieht er nicht einfach zurück, wenn es Schwierigkeiten gibt. Sport nimmt einen hohen Stellenwert in seinem Leben ein, seit er prothetisch versorgt ist. Seit September 2011. Er wollte die Prothese. Und kein linkes Bein, das Ärzte zu retten versucht hatten, das er aber nicht gescheit gebrauchen konnte. Butz ist nach eigenen Angaben der erste Polizeibeamte in Deutschland, der trotz Unterschenkelprothese uneingeschränkt diensttauglich ist. Er spricht von einem Pilotprojekt des Polizeipräsidiums Karlsruhe. 2014 spielte Butz mit der Polizei-Auswahl die Handball-Polizeilandesmeisterschaften Baden-Württemberg. Die Leidenschaft, erzählt er, sei wieder gekommen. Das Unternehmen Pohlig, ein Spezialist für Orthopädietechnik, seit 2008 auch in Heidelberg, stellte sich an seine Seite und gab der Prothese, deren Fuß für Kontaktsport geeignet ist, einen „adaptiven Schutzmantel“. „Eine selbst abstrakte Gefährdung von Mit- und Gegenspielern in allen denkbaren Fällen“ habe ausgeschlossen werden müssen, berichtet Butz. Dass es so ist, davon ließen sich Präsidiumsmitglieder des Handballverbandes am Ostermontag in Haßloch überzeugen. Für ihre Einzelfallentscheidung, die Spielerlaubnis auf Widerruf zu erteilen, ist Butz ihnen dankbar; für Leute, „die mutig sind zu sagen, wir probieren es“. Verbandspräsident Friedhelm Jakob hatte sich zuvor schon beim Training in Lingenfeld ein Bild von Butz und dessen Prothese gemacht. Trainer Pfliegensdörfer ist vom „Neuzugang“ beeindruckt: „Wenn ich daran denke, wie ich bei einem Bänderriss schon rumgemacht habe ...“ Ganz normal sei das Training, „da passiert gar nichts“, ist Pfliegensdörfer überzeugt. Und: „Die Jungs haben ihn alle gleich akzeptiert.“ Sobald er grünes Licht bekomme, dürfe Butz spielen. „Wenn eine Gefahr davon ausginge, würde ich es nicht machen“, sagt der 33-jährige Streifenpolizist. „Mein Stumpf ist mein Kapital.“

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