Hornbach Rotary nach der Flut: täglich zehn Stunden am Schrubber

Aufräumen und saubermachen: An Produktion ist bei Rotary derzeit nicht zu denken.
Aufräumen und saubermachen: An Produktion ist bei Rotary derzeit nicht zu denken.

Die Hochwasserflut kurz vor Pfingsten hat die Hornbacher Firma Rotary hart getroffen. Produzieren kann man hier vorerst nichts. Trotzdem ist man hier recht guten Mutes.

Etwa 40 Zentimeter hoch stand die braune Brühe am Freitag vor Pfingsten in den Fabrikräumen. „Erst samstagmittags konnten wir wieder ins Gebäude rein“, berichtet Michael Wicke, der Geschäftsführer der Firma Rotary in Hornbach. Wann der Hersteller von Kunststofffäden für Rasentrimmer die Produktion nach dem Hochwasser wieder aufnehmen kann, ist noch nicht absehbar. Beim größten Hornbacher Gewerbesteuerzahler mit 100 Mitarbeitern hat die Flut frisch produzierte Ware im Wert von rund 2,1 Millionen Euro vernichtet. Eine eben erst neu errichtete Produktionsanlage ist zerstört; bei Verpackungs-, Blister- und weiteren Maschinen hofft Wicke, dass sich manches mithilfe von Ersatzteilen noch reparieren lässt. „Die Produktion können wir allerfrühestens in drei Monaten wieder aufnehmen“, muss nach Aussage des Geschäftsführers „Rohmaterial für eine halbe Million Euro weggeschmissen“ werden. Man wolle aber versuchen, die durchgeweichten 120 Tonnen Kunststoffgranulat zwecks Wiederverwertung an einen Recyclingbetrieb abzugeben. Aus dem Werk wurden bislang zwölf Schuttcontainer à 40 Kubikmeter mit verwüstetem Inventar abgefahren, fünf bis sechs werden noch dazukommen. Von den rund 7000 gelagerten Rotary-Artikeln seien etwa 1300 vernichtet worden – „etwa 20 Prozent unseres Warenbestandes“. Den Gesamtschaden schätzt Wicke grob auf fünf bis acht Millionen Euro.

„Als das Wasser kam, konnten wir vieles noch auf höhere Regale verschieben“, erzählt Wicke, dass man an jenem Freitagnachmittag versucht habe, „rasch noch eine letzte halbe Tonne Rohmaterial zu verarbeiten. Das haben wir auch geschafft. Aber dann wurde das fertige Produkt vom Wasser getroffen, wir mussten alles wegwerfen.“ Zu allem Übel seien um diese Zeit im Hof sechs Autos überflutet worden: „Die haben wir nicht mehr rausgekriegt. Sie sind kaputt. Ich hätte nie damit gerechnet, dass das Wasser so hoch steigen würde.“

Thomas Schiwek im Hof der Parkklinik: Der Estrich im verglasten Kunst-Atelierraum (links) ist aufgeschwemmt und aufgerissen.
Hornbach

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Täglich zehn Stunden am Schrubber

Seiner Belegschaft macht der Chef ein fettes Kompliment: „Über die ganzen Pfingsten sind sie angerückt. Seit Samstag voriger Woche sind wir hier täglich zehn Stunden am Saubermachen und Aufräumen.“

Geschäftsführer Michael Wicke will nicht aufgeben.
Geschäftsführer Michael Wicke will nicht aufgeben.

Trotz allem bemüht sich Michael Wicke, Optimismus zu verbreiten. „Ein Glück, dass wir eine gute Versicherung gegen Elementarschäden, Cyberangriffe und Produktionsausfall haben“, hofft er, dass Rotary Hornbach „mit einem blauen Auge aus der Sache rauskommt, auch wenn die Versicherung uns nachher bestimmt rauswerfen wird“. „Alles wird gut“, ist er überzeugt und lobt die Hilfen, die seiner Fabrik von der Feuerwehr, der Verbandsgemeinde und auch von Stadtbürgermeister Reiner Hohn zuteil werde, der am Mittwoch die Mainzer Wirtschaftsstaatssekretärin Petra Dick-Walther nach Hornbach gelotst hat, um der versprochenen finanziellen Unterstützung vom Land auf die Sprünge zu helfen.

„Schlagloch auf unserer Straße“

Positiv stimmt Michael Wicke auch der Umstand, „dass wir hier vor dem Hochwasser schon 75 Prozent unseres Jahresumsatzes erzielt hatten. Die fehlenden gut 20 Prozent schaffen wir dieses Jahr sicherlich auch noch. Wir haben immer noch genug Material am Lager, um unsere Kunden weiter beliefern zu können – wenn auch mitunter mit Verzögerungen.“

Zuspruch hat Wicke vom Chef der US-Muttergesellschaft erhalten, der die Hornbacher Hochwasserflut in typisch amerikanischer Gelassenheit lediglich als „ein Schlagloch auf unserer Straße“ bezeichnet habe. „Unser Standort bleibt auf alle Fälle bestehen“, stellt der Geschäftsführer klar. „Und wir setzen auch keinen einzigen Mitarbeiter frei. Das ist definitiv.“

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