Ludwigswinkel Modellbauer machen Ortsgeschichte lebendig

Auf der Zielgeraden: Norbert Ernst 8links) und Albert Wolf legen letzte Hand an. Am Samstag gibt es erstmals Präsentationen des
Auf der Zielgeraden: Norbert Ernst 8links) und Albert Wolf legen letzte Hand an. Am Samstag gibt es erstmals Präsentationen des Diorama im renovierten Lokschuppen im Schönthal.

Seit März 2020 arbeiten Norbert Ernst und Albert Wolf fast täglich an einem Modell des ehemaligen Militärlagers im Schöntal. Das Diorama im Maßstab 1:160 ist nun fertig und steht für Besichtigungen an historischem Ort im alten Lokschuppen bereit. Am Samstag, 24. September, gibt es einen Tag des Offenen Tors.

Auf 18 Quadratmetern wurden über 120 Gebäude errichtet. Norbert Ernst und Albert Wolf, beide schon seit vielen Jahren leidenschaftliche Modellbauer, hat der Eifer gepackt. Nicht nur die Gebäude wurden nachgebildet, auch einzelne Szenen mit Autos und Pferden, die von Postkartenmotiven bekannt sind, beleben die Szenerie.

Die Gebäude wurden von Timo Conrad mit dem 3D-Drucker gedruckt. „Die Häuser eigens in einem Fachbetrieb anfertigen zu lassen, wäre viel zu teuer geworden“, erklärt Wolf. Und Bürgermeister Sebald Liesenfeld ergänzt: „Wir haben es durchgerechnet, und die Anschaffung eines Druckers hat sich bezahlt gemacht“. Die über 1000 Fenster der 120 roten Gebäude wurden separat gedruckt, weiß koloriert und von Hand eingebaut. Für die Kutschstation allein lief der Drucker zehn Stunden am Stück, die Gebäude der Lagerkompanie kamen auf 48 Stunden reine Druckzeit. Sogar die Landschaft mit ihren sanften, bewaldeten Hügeln stimmt.

1400 Bäume und 15 Meter Schienen

Die beiden Tüftler haben allein 1400 Bäumchen gepflanzt, davon 250 Alleebäume, die die Straßen im Camp zieren. „Die Landschaft habe ich bei mir zu Hause modelliert, bis irgendwann kein Platz mehr war“, erinnert er sich lachend. Wolf hätte das Modell gerne größer gemacht, „aber man muss es ja auch irgendwo unterbringen“, sagt er. 15 Meter Schienen wurden verlegt. Als letzter Schliff kam die Innenbeleuchtung der Gebäude mit 300 LEDs dazu. Mit einer eigenen Schaltung können die einzelnen Gebäudegruppen beleuchtet werden, was es den Besuchern erleichtert, den Erläuterungen der Führung zu folgen.

Die Arbeitsstunden, die die Modellbauer in ihr Werk gesteckt haben, sind kaum zu beziffern. „Für so etwas braucht man Leidenschaft, da zählt man keine Stunden“, sagt Wolf und Ernst ergänzt: „Jeder hat zuerst zu Hause in seinem Hobbykeller seine Arbeiten erledigt, bis wir dann mit dem Aufbau angefangen haben.“

3500 Soldaten und 350 Dörfler

Das Lager mit Truppenübungsplatz beherbergte 3500 Soldaten, im Gegensatz dazu hatte das Dorf nur 350 Einwohner. Die Originalpläne der Reichsvermögensverwaltung von 1931, nach denen das Modell gebaut wurde, hängen im Lokschuppen an der Wand. Doch die Erbauer begnügten sich nicht mit den Plänen. Sie hatten sich auch auf Spurensuche nach Rumbach begeben. Die dortige Musikhalle ist noch eine fast im Original erhaltene Mannschaftsbaracke aus jenen Zeiten. Drei Postkartenmotive haben Wolf und Ernst in einem größeren Maßstab aufgebaut.

„Das Militärlager der Franzosen ist Teil unserer Geschichte. Wenn man Fotos betrachtet, bekommt man trotzdem keine realistische Vorstellung. Das wird sich mit dem Modell ändern, hier wird ein Stück Ortsgeschichte wieder lebendig“, sagt der Bürgermeister begeistert. Beim Tag des Offenen Tors werden die Modellbauer mit Hilfe einer Bilderpräsentation Einblick in die Entstehung geben. Beim Blick auf das Modell kann die Geschichte hautnah nachvollzogen werden. Auch übers Jahr soll es nach Terminvereinbarung Führungen geben, je nach Besucher zu unterschiedlichen Schwerpunkten wie beispielsweise Modellbau, Geschichte des Lagers oder Eisenbahn.

Besichtigung

Am Samstag, 24. September, gibt es einen Tag des Offenen Tors. Von 10 bis 16 Uhr sind zu jeder vollen Stunde Führungen mit den Modellbauern und Vorführungen des 3D-Druckers geplant. Die Bewirtung übernimmt die Generation Luwi.

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