Rodalben Indische Schwestern verlassen Rodalben

Im September verlassen auch die letzten indischen Ordensschwestern Mary Steephan (links) und Joe Mary Rodalben.
Im September verlassen auch die letzten indischen Ordensschwestern Mary Steephan (links) und Joe Mary Rodalben.

Über sieben Jahre waren die Ordensschwestern Mary Steephan und Joe Mary vertraute Gesichter im Rodalber Krankenhaus. Jetzt ziehen die beiden Inderinnen weiter. Nicht jedoch ohne etwas Wehmut.

Im April 2018 sind vier indische Ordensschwestern nach Rodalben gekommen und ins Schwesternwohnheim eingezogen. Sie waren Nachrückerinnen für die ins Mutterhaus zurück beorderten Mallersdorfer Schwestern. Am 20. September werden Mary Steephan und Joe Mary, die beiden bis dahin noch verbliebenen Schwestern, Rodalben wieder verlassen.

Schwester Tincy ist schon vor zwei Jahren nach Meppen gewechselt, Schwester Vimal im Februar nach Indien zurückgekehrt. „Der jetzt bevorstehende Abschied tut schon weh“, bekennt Schwester Steephan in gut verständlichem Deutsch. „Aber zu zweit war kein Konventleben mehr möglich, und Verstärkung war nicht zu bekommen.“ Dabei verfügt das Schwesternwohnhaus sogar über eine eigene kleine Kapelle, die während der fünf Jahre auch immer wieder beansprucht worden ist.

Gottesschwestern am Teufelstisch

Die Versetzung bedeute die Trennung von Kontakten und von einer bekannt gewordenen Umgebung. Die beiden kennen Wanderwege im Pfälzerwald, sie haben den Teufelstisch und den Jungfernsprung kennengelernt, sind durch Speyer spaziert und waren zu Besuch im Dom. Mit vielen Gemeindemitgliedern haben sie in Verbindung gestanden.

Ihre besondere Wertschätzung hat Stadtbürgermeister Claus Schäfer gewonnen. „Der Bürgermeister“, so erzählen sie, „hat Möbelstücke abgebaut, aufgeladen, in die Wohnung indischer Pflegekräfte transportiert und beim Aufbau geholfen.“ Diese tatkräftige Unterstützung habe sie beeindruckt. 14 weltliche Pflegekräfte, 12 Frauen und zwei Männer, sind aktuell am hiesigen Krankenhaus- Standort beschäftigt. Sieben von ihnen haben noch keine Wohnung gefunden.

Wege führen nach Plaidt und Meppen

Nun heiße es „Neues anzufangen, begleitet von unserem lieben Gott“, richtet Mary Steephan den Blick in die Zukunft. Aber solche Wechsel gehörten eben auch zum Ordensleben. Sie zieht nach Plaidt bei Koblenz, wo sie künftig im Altenheim der Barmharzigen Brüder mitarbeitet. Der Weg ihrer Mitschwester führt ins Krankenhaus nach Meppen.

Die beiden Ordensschwestern stammen aus Kerala, das auch die Heimat von Pfarrer Pious ist. Der Bundesstaat an der tropischen Malabar-Küste erstreckt sich über fast 600 Kilometer am Arabischen Meer. Hier leben mit einem Anteil von 2,3 Prozent an der Bevölkerung verhältnismäßig viele Christen. Mary Steephan trat 1984 in den von Pfarrer Mathew gegründeten indischen Herz-Jesu-Orden ein, Joe Mary im Jahr 1999. Mary Steephan entschied sich für diesen Schritt in der zwölften Klasse. Eine Lehrerin als Ordensschwester wirkte für sie als Vorbild. Joe Mary folgte einer Familientradition – für sie sei es eine Berufung gewesen, denn viele ihrer Verwandten lebten in Ordensgemeinschaften.

Sorge um die Kirchenkrise in Deutschland

Die beiden Schwestern lernten Deutsch und den Beruf der Krankenschwester, kamen vor Rodalben zuerst ins Dernbacher Krankenhaus (Mary Steephan) und ins Nardini-Klinikum Zweibrücken (Joe Mary). Warum sie sich zur Arbeit in Deutschland entschlossen? „Das ist eine Win-Win-Situation“, erklärt Mary Steephan. „Hier werden Krankenschwestern gebraucht, und wir können mit unserem Lohn unseren Orden in Indien unterstützen.“ In Rodalben arbeiteten sie auf der Station für Innere Medizin, auf der Palliativ- sowie auf der Privatstation, beide betreuten zudem auf der Intensivstation Corona-Patienten.

Sorgen bereitet den indischen Ordensschwestern die Krise in der Kirche in Deutschland. „Was passiert ist, ist passiert“, sagt Mary Steephan und mahnt an, durch Initiativen – vom Bischof bis zum Pfarrer – „den Glauben wieder wachsen zu lassen“. Das falle in Indien leichter als in Deutschland, weil dort der Glaube intensiv gelebt werde. Eltern nähmen ihre Kinder mit in die Gottesdienste, wo sie auch laut sein und umher laufen dürften. Sie achten auf die Teilnahme am Religionsunterricht und den Erwerb des Religionszertifikats. Alle zwei Wochen geht man zur Beichte. Die Familien beten abends und lesen in der Bibel. „Die Religion steht nicht am Rande, sie wird in Indien als fester Teil des Alltags gelebt“, fasst Mary Steephan zusammen.

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