Hauenstein/Wilgartswiesen Heimatgeschichte: Die Idylle von „Ferwers Bahnheisel“

Ein kleines, eher unscharfes , aber sehr eindrucksvolles Foto aus dem Jahre 1940: Sonntagsausflug an „Ferwers Bahnwärterheisel“.
Ein kleines, eher unscharfes , aber sehr eindrucksvolles Foto aus dem Jahre 1940: Sonntagsausflug an »Ferwers Bahnwärterheisel«. Die Idylle zwischen interkommunalem Gewerbegbiet, Bahnlinie und B 10 ist längst verschwunden. Aus dem Bahnwärterhäuschen entstand nach dem Krieg ein Wohnhaus.

Für alte Hauensteiner und Wilgartswiesener ist Ferbers Bahnwärterhäuschen immer noch ein Begriff. Damit verknüpft sid Erinnerungen an die Bahnwärter-Dynastie, Metallsucher im Gleisbett und der Hauch von der großen, weiten Welt.

Nur 300 Meter westlich vom neuen Bahnhof Hauenstein Mitte erhebt sich direkt an der Bahnlinie gelegen das Grundstück der Familie Kampe. Am Rande und doch in der Mitte des fast sieben Hektar großen interkommunalen Gewerbegebietes Hauenstein-Wilgartswiesen, wo gerade der mächtige Trifa-Bau hochgezogen wird, ist es das einzige frühere Überbleibsel der zu Wilgartswiesen gehörenden alten landwirtschaftlichen Fläche. Wie eine idyllische Wohninsel mit großem Garten steht das Anwesen auf einer historischen Fläche.

Nur die älteren Hauensteiner und Wilgartswiesener wissen noch, dass genau an dieser Stelle vor fast 150 Jahren der auch für die Wilgartswiesener Bauern so wichtige Bahnübergang gebaut worden war. In Hauenstein heißt die Stelle auch heute noch „Ferwers Bahnwärterhäuschen“. Es gibt nur ganz wenige Fotodokumente dieses Bahnhauses mit Schrankenwärter. Ein besonders eindrucksvolles stammt aus dem Jahr 1940. Wir schreiben das erste Kriegsjahr, als die Strecke Landau-Zweibrücken – wie schon 25 Jahre vorher im Ersten Weltkrieg – eine ganz wesentliche Nachschubrolle zur Front im Westen war. Die heutige Queichtalstrecke war noch zweigleisig. Die Franzosen hatten sie bald nach dem Zweiten Weltkrieg als Reparationsleistung auf ihre heutige Eingleisigkeit zurückgebaut und die rund 80 Kilometer Gleise nach Frankreich gebracht.

„Bahnheisl“ immer einen Sonntagsausflug wert

Für die Hauensteiner war der alte Bahnhof und vor allem auch das näher gelegene „Ferwer Bahnheisel“ jahrzehntelang ein willkommener Sonntagsausflug; nichts Schöneres für Kinder, die dampfenden Ungetüme so nah an sich vorbeirasen zu sehen. Und dann kommt man ja auch noch mit den Bahnleuten in lange Gespräche. Der alte Bahnwärter – in seiner Abwesenheit durfte auch die Ehefrau an die Schranken – war ein eifriger Beamter von altem Schrot und Korn, immer mit Dienstmütze und Uniform. Für die Kinder bedeutete er auch ein Teil der großen, weiten Welt.

Der bis heute gängige Ortsname „Am Ferwer“ geht zurück auf den ersten Bahnwärter Adam Ferber. Er wurde 1868 in Hauptstuhl geboren, und erhielt als junger Mann mit seiner Ehefrau Katharina Leßmeister diesen Posten, inklusive kleiner Wohnung und Wirtschaftsraum. Die Nachkommen von Adam Ferber wohnen heute noch in Hauenstein und Dahn. Den älteren Hauensteinern ist vor allem noch „de Ferwer Sepp“, ein 1905 geborener und 1981 gestorbener Bahnler, bekannt. Dieser trat in die Nachfolge seines Vaters , der auch dort seinen Dienst verrichtete und in guter Erinnerung geblieben ist.

Suche nach Metallen aus dem Krieg

Ein passionierter Eisenbahnkenner, der pensionierte Lehrer Wolfgang Kleemann (83) aus Rodenbach, der seine Kindheit bis Anfang der 50er-Jahre im Hauensteiner Bahnhof verbrachte, wo sein Großvater ein allseits beliebter Bahnhofsvorsteher war, erinnert sich: „Nach dem Krieg habe ich mit meinem Bruder auf den Gleisen dort Messinghülsen und Kupferdraht der Kampflieger gesucht.“ Abgeliefert haben sie die Überbleibsel des Krieges (es gab 3,60 Mark für ein Kilo) beim heute noch legendären „Anstette August“, wenn er nach dem Krieg „mit seinem Gemüse-Dreiradauto zu uns an den Bahnhof kam“. Wie viele andere Geschichten haben sich an diesem alten Bahnübergang unweit der B 10 wohl noch abgespielt?

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