Kreis Südwestpfalz Ein Jahrhundertfund beim Frühjahrsputz

Im Archiv der Integrierten Gesamtschule in Contwig wurden beim Aufräumen rund 4000 Blatt an alten Unterlagen ab dem frühen 20. Jahrhundert gefunden. Dabei handelt es sich unter anderem um Schülerlisten und Zeugnisse, die auch von den umliegenden Schulen stammen. Die IGS will daraus eine Chronik erstellen und stellt die Unterlagen auch Heimatforschern zur Verfügung.

„Du bist doch promovierter Historiker. Geh mal runter und schau dir an, ob man das noch gebrauchen kann.“ Also tauchte der Deutsch- und Geschichtslehrer Peter Hammerschmidt auf Bitte von Schulleiter Thomas Höchst in den Untiefen des Schularchivs ab – und begeistert wieder auf. „Wahnsinn, welche Mengen an Informationen dort lagen“, berichtet Hammerschmidt. Der Lehrer entdeckte gut erhaltene Schülerlisten, Zeugnisse und das Schultagebuch eines ehemaligen Direktors – die ältesten Unterlagen gehen zurück auf die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Vor allem die Dokumente aus der Zeit von 1930 bis 1940 gäben einen guten Einblick, wie der Nationalsozialismus in die Schulen einzog. „Die Verbalurteile aus der Zeit zeigen, wie sich das nationale Denken immer mehr durchsetzt. Da heißt es bei einem Schüler, dass er Probleme in Mathematik hat, aber gut in Sport ist und das Volk als dienendes Glied bereichern wird. Da ist das Soldatentum bereits gut zu erkennen“, berichtet Hammerschmidt. Auch aus dem Tagebuch eines Direktors geht hervor, wie sich der aufziehende Krieg im Schulleben bemerkbar macht. „Der Direktor hat in das Buch reingeschrieben, was grade so passiert ist. An einem Tag gab es in Zweibrücken einen Truppeneinzug, weshalb die Schüler nicht zur Schule kamen.“ Zusammen mit seiner Kollegin Christine Nothhaft will der promovierte Historiker aus Ramstein-Miesenbach die Unterlagen in den Osterferien sichten. Zusammen mit den Schülern der Oberstufe und dem restlichen Kollegium soll daraus eine Chronik entstehen. Die Schwerpunkte müssen vorher herausgearbeitet werden, ansonsten verliere man sich in dem Material. Denkbar seien beispielsweise die Entwicklung der Schülerzahlen oder die Schule im Nationalsozialismus. Entgegen kommt den beiden Lehrern, dass es im Schularchiv offenbar nie einen Wasserschaden gab. „Die Unterlagen sind sehr gut erhalten, und die Lagerbedingungen waren ausgesprochen gut. Auch die Sütterlinschrift entziffern wir mittlerweile recht gut“, erzählt Hammerschmidt lachend. Warum in Contwig Dokumente aus anderen Schulen, etwa aus Stambach und Dellfeld, zu finden sind, erklärt er sich so: „Es gibt die Pflicht, Zeugnisse eine gewisse Zeit aufzubewahren. Als die Schulen in den umliegenden Orten geschlossen wurden, hat man die Dokumente wohl nach Contwig zum Lagern gebracht und dann im Archiv vergessen.“ Wenn alles durchgesehen und ausgewertet ist, sollen die Unterlagen wieder in ein Archiv. Denkbar sei das Landesarchiv in Speyer oder das Zweibrücker Stadtarchiv. Auch Heimatforscher lädt Hammerschmidt ein, das Material durchzusehen. Die Chronik soll zur Eröffnung des Neubaus an der IGS fertig sein. Die ist im kommenden Jahr. „Das ist ambitioniert, aber vielleicht schaffen wir das“, sagt Hammerschmidt.

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