Merzalben Dorfmoderation: Keine Utopien unter den Ideen

Überschaubar war die Beteiligung bei der Abschlussveranstaltung der Merzalber Dorfmoderation.
Überschaubar war die Beteiligung bei der Abschlussveranstaltung der Merzalber Dorfmoderation.

Nach annähernd drei Jahren fand die Dorfmoderation in Merzalben mit der Abschlussveranstaltung im Vereinsheim der Kaninchenzüchter ihren Abschluss.

Waren bei der Auftaktveranstaltung im November 2019 noch 70 interessierte Bürger gekommen, begrüßten Ortsbürgermeister Michael Köhler, Moderator Peter Dell vom „Kobra Beratungszentrum Landau“ sowie Planer Hans-Jürgen Wolf aus Kaiserslautern nur noch 16 Besucher. Dell berichtete bei der wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobenen Abschlussveranstaltung von den Aktivitäten, zeigte sich mit der Bürgerbeteiligung zufrieden. Während des Moderationsprozesses hätten sich bis heute rund 100 Bürger beteiligt. „Es ist nichts Utopisches dabei“, stellte er zu der Ideenvielfalt fest.

Die Themenfelder, die die Gräfensteingemeinde zukunftssicher machen soll, sind breit gefächert. Die Ortseingangsgestaltung, die Dell als „die Visitenkarte einer Gemeinde“ bezeichnete, der Mittagstisch, der im September mit 50 Teilnehmer sehr erfolgreich gestartet ist, die Aufstellung von Toren auf dem Spielplatz vor der Schule, sowie das fertig gestellte Backhaus, das im Frühjahr eingeweiht werden soll, sind Projekte, die aus Reihen der Bürger gekommen sind. Die einzelnen Projekte sind etwa zehn bis 15 Jahre förderfähig.

Bodentrampolin ist geplant

Auch die Gründung einer Nachbarschaftshilfe wurde in einer der Arbeitsgruppensitzungen „Zukunft im Dorf“ angeregt. „Sie liegt in der Schublade und kann aufgeweckt werden“, fasste Dell zusammen. Ortsbürgermeister Michael Köhler erklärte, dass sich während Corona Nachbarschaftshilfen gebildet hätten. Er sehe derzeit keinen Bedarf, diese jetzt wieder aufleben zu lassen. Jedoch sei dies jederzeit möglich.

Geplant, jedoch noch nicht umgesetzt, ist auch die Aufstellung eines Bodentrampolins auf dem Schulhof. Der Park, so Köhler, wird neu überplant. Dazu soll eine Planungsgruppe eingerichtet werden. Dell erklärte, das ehemalige Tretbecken könnte zu einem Teich umgewandelt werden mit Zugang zur Merzalbe. Köhler informierte, dass ein Verkauf des Geländes angedacht sei. Mögliche Investoren seien bereits gefunden.

Wegenetz wird kürzer

„Wenn die Moderation in Merzalben nicht stattgefunden hätte, würden wir noch auf das Benutzerlenkungskonzept der Verbandsgemeinde warten“, berichtet Dell. Am Parkplatz zur Burg startet künftig die Gräfensteintour, die nach den Richtlinien des Deutschen Wanderinstituts zertifiziert werden soll. Auch soll eine neue Tour zum Luitpoldturm geschaffen werden. Das ursprüngliche Wegenetz der Ortsgemeinde von mehr als 40 Kilometer wird auf knapp 24 reduziert. Widersprüchliche Angaben gab es, ob der blau-weiße Wanderweg, der durch die Kernzone führt, erhalten bleibt oder nicht. „Meines Wissens fliegen alle Wege aus der Kernzone raus“, sagte Dell.

Zu den ersten Projekten der Dorfmoderation gehörte die Anlegung einer Blühwiese im November 2019 im Neubaugebiet. Ein Teil der Wiese wurde allerdings mittlerweile bebaut, der zweite Teil ist noch im Bestand. Dell erklärte abschließend, er sehe drei „große Brocken“: Gestaltung der Ortseingänge, die Schaffung der Wohngemeinschaft sowie das Rathaus.

Kritik an mangelnder Kommunikation

„Gemeinsam an einem Strang ziehen, das habe ich vermisst“, kritisierte Monika Schnellbacher. Die Mitglieder der Arbeitsgruppen seien zu wenig einbezogen worden. „Fehlende Transparenz und mangelnde Kommunikation“, fasst sie ihre Kritik an der Umsetzung zusammen. Ortschef Köhler versuchte, die Wogen zu glätten: „Die Tür ist nicht zu, wer helfen will, kann gerne helfen“. Ein anwesender Bürger regte, an, neben der Burg Gräfenstein auch mit dem Luitpoldturm zu werben. Angeregt wurde auch, die Burg Gräfenstein abends wenigstens noch für eine oder zwei Stunden anzustrahlen.

„Mir fehlt die Rückkopplung mit den Bürgern, seit Beginn der Pandemie sehr“, befand Planer Hans-Jürgen Wolf. Er erklärte, private Bausubstanz von 1945 und älter könne im Rahmen der Dorfmoderation gefördert werden. Die Beratung privater Wohneigentümer sei bisher so gut wie nicht in Anspruch genommen worden. Er warb dafür, dies zu ändern. Kummer bereite auch die Altersstruktur der Gemeinde. „Die Bevölkerung wird weniger und älter“, so Wolf.

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