Kreis Südwestpfalz „Die wollen selber wieder auf die Beine kommen“

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Die Verbandsgemeindeverwaltungen in der Region sind wegen der vielen Flüchtlinge gefordert, aber nicht überfordert. Wohnraum sei in der Region noch genug auf dem privaten Markt zu bekommen, heißt es aus allen Verbandsgemeinden. Lediglich in Thaleischweiler-Fröschen muss die Verwaltung sich besonders anstrengen, um freie Wohnungen für Asylbewerber zu finden. Deutlich mehr als andere gefordert ist Bruchmühlbach-Miesau, wo bezogen auf die Einwohnerzahl mit Abstand die meisten Flüchtlinge zugeteilt wurden.

Zweibrücken. 140 Flüchtlinge sind in der Verbandsgemeinde (VG) Bruchmühlbach-Miesau gemeldet, wie Bürgermeister Werner Holz mitteilte. Das sind bezogen auf 1000 Einwohner 13,5 Flüchtlinge. Ein Wert, der in der Region nur annähernd von Hauenstein mit 12,5 Flüchtlingen pro 1000 Einwohnern erreicht wird. Thaleischweiler-Wallhalben kommt mit 173 Flüchtlingen auf einen Wert von 9,7 Flüchtlingen pro 1000 Einwohner und Pirmasens-Land mit 120 Flüchtlingen auf 9,8. Am günstigsten hat es bisher auch in der gesamten Südwestpfalz Zweibrücken-Land erwischt, wo 140 Flüchtlinge untergebracht werden müssen, was einer Quote von 8,5 pro 1000 Einwohner entspricht. Den stärksten Anstieg gab es in Brüchmühlbach-Miesau, vielleicht auch wegen des dort sehr entspannten Wohnungsmarktes durch den Abzug von US-Amerikanern. Im August hatte Bürgermeister Werner Holz noch 81 Flüchtlinge unterzubringen, jetzt sind es 59 mehr. In Thaleischweiler-Wallhalben waren es im August laut der dortigen VG-Verwaltung 135, in Pirmasens-Land 90 und in Zweibrücken-Land 104 Asylbewerber, die dort im August gemeldet waren. Bei der Herkunft überwiegen inzwischen überall syrische Flüchtlinge. Die Balkanländer haben nach Aussage aller deutlich abgenommen. Die zweitstärkste Asylbewerbergruppe sind Afghanen, die aber lange nicht so häufig wie Syrer hier eintreffen. Die übrigen Nationalitäten sind meist Ägypter, Pakistani, Eritreer, Somali aber auch Russen, Aserbaidschaner und auch Inder. Untergebracht sind alle Flüchtlinge immer noch ausschließlich in privaten Wohnungen und alle dezentral. Es gibt außer in der VG Thaleischweiler-Wallhalben fast keine Gemeinde mehr, in der keine Flüchtlinge leben. In Pirmasens-Land beispielsweise sind Flüchtlinge in allen Gemeinden außer Kröppen, Schweix und Trulben zu finden, wie Bürgermeisterin Silvia Seebach informiert. „Wir haben noch genug Wohnungsangebote“, so Seebach. Nicht nur der Wohnungsmarkt in Pirmasens-Land sei gefordert, auch die Verwaltungsmitarbeiter würden durch die vielen Flüchtlinge gut in Anspruch genommen. Zur Entlastung habe die VG eine Art Hausmeister engagiert und Glück gehabt, freut sich Seebach, die einen arabisch sprechenden Mann fand, der mit neu ankommenden Flüchtlingen beim Bezug der Wohnung mitgehe und eventuelle Probleme im Vorfeld klären könne. „Damit es dann auch beim Auszug keine Schwierigkeiten gibt“, wie Seebach zu Bedenken gibt. Wenn mehrere Personen in einer Wohnung oder einem Haus untergebracht werden, bestimme der Hausmeister einen Verantwortlichen, der als Ansprechpartner fungieren kann. „Der guckt auch, dass die zusammen passen“, erzählt die Bürgermeisterin, die damit im Vorfeld Probleme vermeiden will. Generell habe es in ihrem Bereich bisher keine Probleme gegeben, wohl auch wegen des Hausmeisters. Nach Seebachs Beobachtung verhalten sich die Flüchtlinge auch allesamt sehr gesittet und seien engagiert. „Die wollen selber wieder auf die Beine kommen und nicht wie kleine Kinder behandelt werden“, so Seebach. In der VG Zweibrücken-Land wohnen in allen Gemeinden Flüchtlinge, was der dortige Bürgermeister Jürgen Gundacker auch gut so findet. „Das ist unser Schlüssel zum Erfolg, die dezentrale Unterbringung.“ So könnten Probleme von Massenunterkünften vermieden werden, wie sie derzeit in den Medien beinahe täglich zu hören sind. Außer einer beschädigten Wohnung in Hornbach (), die Flüchtlinge nach dem Auszug nicht so hinterlassen hatten, wie es sein sollte, sei es bisher zu keinen Problemen gekommen. Ein ähnliches Problem hatte sein Kollege Werner Holz in Bruchmühlbach-Miesau mit einer Frau aus Somalia, die eine Wohnung in renovierungsbedürftigem Zustand hinterlassen habe. „Die Wohnung haben nun andere Asylbewerber wieder hergerichtet“, berichtet Holz. In Thaleischweiler-Wallhalben sind inzwischen in 11 der 20 Gemeinden Flüchtlinge einquartiert worden. Die dortige Verwaltung sucht zunehmend angestrengt nach freien Wohnungen bei privaten Vermietern. Eine Massenunterkunft sei aber auch dort noch nicht nötig. (kka) Die Serie In unserer Serie „Zuflucht“ beleuchten wir das Thema Flüchtlinge aus verschiedenen Blickwinken: Wie viele Asylbewerber leben unter uns, wie sieht ihr Alltag aus, wie werden sie aufgenommen?

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