Kreis Südwestpfalz Auf Spurensuche nach 555 Fahrrad-Kilometern

Vorigen Samstag setzte er sich in Thüringen aufs Fahrrad, am Mittwochabend kam er in Homburg an: Auf höchst sportliche Weise ist Uwe Appelfeller, Redakteur der Ilmenauer Tageszeitung „Freies Wort“, ins Saarland gereist. Dort wollte er sich ein Bild davon verschaffen, was 25 Jahre nach ihrer Gründung von der Städtepartnerschaft Homburg - Ilmenau geblieben ist.

In Homburg angekommen, suchte sich Appelfeller am Mittwoch erstens ein Hotelzimmer und zweitens eine Kneipe in der Altstadt, um das Champions-League-Spiel des FC Bayern zu sehen. Im „Curry“, einer Imbissstube mit Fußball-Leinwand, begegnete der Thüringer seinen ersten Homburger Gesprächspartnern: „Ilmenau? Ja, das ist die Partnerstadt“, habe er dort zu hören bekommen. „Meine Heimatstadt ist in Homburg ein Begriff – auch wenn von den Leuten, mit denen ich geredet habe, noch keiner dort war“, berichtet der 44-Jährige. Ob man’s nun glaubt oder nicht: In der Innenstadt vor dem Straßenschild am Ilmenauer Platz angekommen, sprang die Digital-Anzeige an Uwe Appelfellers Fahrradlenker exakt auf Kilometerstand 555. Fünf Tage lang hatte sich der Journalist abgestrampelt, um die saarländische Stadt kennenzulernen, mit der sich das thüringische Ilmenau im Sommer 1989 verbandelte – wenige Wochen vor dem Wendeherbst, noch zu SED-Zeiten. Wo er hier wohl den Walter Ehlhardt findet, möchte Uwe Appelfeller gerne wissen. Leider nur noch auf dem Friedhof: Die Annalen künden von einer bizarren Brieffreundschaft jenes Homburgers mit dem damaligen DDR-Staatschef Erich Honecker, die in die seinerzeit noch ungewöhnliche Städte-Verschwisterung mündete. Genau wie sein Korrespondenz-Partner aus Wiebelskirchen lebt Walter Ehlhardt heute nicht mehr. Und die Städtefreundschaft? Die Euphorie der frühen Jahre, als die Stadt Homburg unter anderem eine Mikrofon- und Verstärkeranlage für die soeben demokratisch gewordenen Stadtratssitzungen nach Thüringen geschickt hatte, scheint inzwischen der Normalität Platz gemacht zu haben. Längst hat die Homburger Anwaltskanzlei Knicker & Kapitain ihre Ilmenauer Filiale aufgegeben, längst gibt es in der Goethestadt im Thüringer Wald keine Gaststätte namens „Siebenpfeiffer-Stuben“ mehr. „Bei uns daheim ist im Moment vor allem die junge Partnerschaft mit Blue Ash im Gespräch – einer amerikanischen Stadt in Ohio, in der Nähe von Cincinnati“, erzählt Uwe Appelfeller. Und berichtet, dass der Platz vor dem renovierten, mit schicken neuen Geschäften bestückten Ilmenauer Bahnhof neulich den Namen „Blue-Ash-Platz“ hätte bekommen sollen. „Aber dann sind die Leute auf die Barrikaden gegangen, weil das halt doch schon immer der Bahnhofsplatz ist. Und in den neuen Geschäften hatten sie keine Lust, wenige Wochen nach ihrer Eröffnung gleich wieder die Briefköpfe auszutauschen.“ In Homburg sei zuletzt eine Seniorengruppe aus Ilmenau zu Besuch gewesen. Von Visiten in der Gegenrichtung ist Appelfeller aus jüngerer Zeit aber nichts bekannt. Auf seinem eigenen Ausflugsprogramm standen gestern Besuche in den Schlossberghöhlen und in der Altstadt. „Ich bin überrascht, wie viele schöne Ecken es in diesem Städtchen gibt“, fand der Thüringer am Donnerstagnachmittag: „Homburg ist nach außen hin ganz klar unterbewertet.“ Und der Partnerschafts-Beauftragte Peter Rothgerber habe sich spontan die Zeit genommen, um dem Ilmenauer die Ruinen auf dem Schlossberg zu zeigen. Radfahren ist eines der Hobbys von Uwe Appelfeller. Die bislang weiteste Tour führte ihn und seine Freundin auf 2000 Kilometern nach Kopenhagen und zurück. Heute bringt ihn jedoch die Eisenbahn heim nach Ilmenau: Daran ist sein zweites Hobby schuld. Appelfeller: „Ich spiele Bass in der Alternative-Rockband ,Answer Machine’. Unterwegs wurde mir am Handy gesagt, dass wir am Samstag zuhause einen überraschenden Auftritt haben. Da hätte die Heimreise mit dem Fahrrad ja dann doch ein bisschen zu lange gedauert.“

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