Geschichten aus der Geschichte Wilhelm Laforet: Ein Südpfälzer Vater des Grundgesetzes

Wilhelm Laforet wurde 1877 in Edenkoben geboren.
Wilhelm Laforet wurde 1877 in Edenkoben geboren.

Das Grundgesetz feiert 75. Geburtstag. Maßgeblich an dessen Ausarbeitung beteiligt war der gebürtige Edenkobener Wilhelm Laforet. Zwar stand er voll hinter der neuen deutschen Verfassung, seine Zustimmung verweigerte er ihr trotzdem.

Die pfälzisch-bayerischen Verhältnisse, in die Wilhelm Georg Josef Laforet am 10. November 1877 als Sohn des Rotgerbers und Gutsbesitzers Johann Jacob Laforet und dessen Ehefrau Maria Susanne in der Edenkobener Tanzstraße 61 geboren wurde, prägten sein gesamtes Leben – ebenso wie das katholische Elternhaus. Nach dem Besuch der katholischen Volksschule und der Lateinschule in Edenkoben und seit 1892 des Humanistischen Gymnasiums Landau studierte Wilhelm Laforet von 1896 an Rechts- und Staatswissenschaften in München und Berlin. Im Jahr 1900 legte er das 1. Juristische Staatsexamen ab und wurde in Heidelberg mit einer Dissertation über „Die strafrechtliche Rechtsfähigkeit“ zum Dr. jur. promoviert. 1904, nach dem juristischen Vorbereitungsdienst in München, folgte das Assessorexamen und die Laufbahn eines bayerischen Verwaltungsbeamten in München, Regensburg und am Bezirksamt Kusel/Pfalz.

Ab 1909 war Laforet beim bayerischen Innenministerium für den Aufbau der Sozialversicherung und Sozialgesetzgebung zuständig. Von 1918 bis 1922 war Laforet Landrat in Ochsenfurt und wechselte dann wieder ins bayerische Innenministerium, wo er als Ministerialrat die Kommunalgesetzgebung und Gemeindeordnung ausarbeitete. Sein besonderes Verdienst war dabei die Berücksichtigung des pfälzischen Gemeinderechts. In den Jahren der französischen Besetzung der Pfalz war er bayerischer Pfalzreferent. Seit ihrer Gründung 1918 gehörte Laforet der Bayerischen Volkspartei an. 1927, Laforet war mittlerweile Geheimer Justizrat, berief ihn die Julius-Maximilians-Universität Würzburg zum ordentlichen Professor für Allgemeines und Bayerisches Staats- und Verwaltungsrecht. Es handelte sich um den Lehrstuhl des Gelehrten Robert Piloty.

Zeitlebens blieb Laforet, der seit 1920 mit Elisabeth Krez verheiratet war, von Statur, Sprache, Temperament und seiner aufrechten Lebensart nach ein Pfälzer. In den Jahren 1933 bis 1945 war er mancher Anfeindung – bis hin zu Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmen – ausgesetzt, behielt aber als unersetzbarer Fachmann den Lehrstuhl inne.

Mann der ersten Stunde

Seine Kompetenz, sein politisches Engagement und sein pfälzisch-bayerischer Patriotismus machten Laforet nach 1945 zu einem der herausragenden Männer der ersten Stunde. Laforet setzte seine Lehrtätigkeit bis 1951 fort, wurde Vertreter Bayerns im von den USA in Heidelberg einberufenen Ausschuss für Verwaltungsrecht der US-Zone. Als Gründungsmitglied der CSU zog er 1946 in den Bayerischen Landtag ein und war maßgeblich an der Ausarbeitung der Verfassung Bayerns beteiligt. 1947 war er zudem Sachverständiger in der Verfassungskommission für Nordwürttemberg-Nordbaden. Schließlich wurde er 1948 als Vertreter der CSU in den Parlamentarischen Rat gewählt, dem er bis zu dessen Auflösung angehörte. Er verfocht vehement die föderalen und kommunalpolitischen Belange und kämpfte für jedes Formulierungsdetail des Grundgesetzes.

Als Wissenschaftler war Laforet mitunter ein schwieriger Partner. Der für seinen Humor bekannte spätere Bundespräsident Theodor Heuss (FDP) charakterisierte ihn im „ABC des Parlamentarischen Rates“ so: „In langen Linien läuft die Sitzung fort, skandiert von Laforet ,Ich bitt ums Wort’.“ Laforets Schlussfolgerung war, dass der Bund nur über Kompetenzen verfügen könne, die ihm ausdrücklich von den Ländern eingeräumt worden seien. Carlo Schmid (SPD) würdigte Laforets Standpunkt und Leistung; so habe Laforet „das Grundgesetz vor mancher Simplifizierung bewahrt“.

Aus föderalen Vorbehalten verweigerte Laforet übrigens, wie die Mehrheit der bayerischen Delegierten, dem Grundgesetz seine Zustimmung, stand aber nach dessen Verabschiedung als Patriot und Mann des Neuaufbaus voll hinter der neuen Verfassung. Das wissenschaftliche Werk von Laforet im Archiv von Sankt Augustin umfasst 17 laufende Meter. Viele Ehrungen wurden ihm zuteil: die Ernennung zum Geheimrat, das große Verdienstkreuz mit Stern des Bundesverdienstordens zum 80. Geburtstag und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Ochsenfurt. Wilhelm Laforet starb am 14. September 1959 in Würzburg. In einer Würdigung hieß es: „Mit ihm ist eine jener so selten gewordenen imponierenden Gestalten heimgegangen, die menschliche Größe, öffentliche Wirksamkeit, überlegene Leistung und christliche Substanz in sich vereinigen.“

x