Kreis Südliche Weinstraße Sektempfang am Gipfel und Heiratsantrag in der Berghütte

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Wohlbehalten und glücklich ist die 29-jährige Jacqueline Fritz nach ihrer Alpentour wieder in der Heimat. Die beinamputierte Impflingerin bezwang die Berge hauptsächlich mit Armkraft. Am letzten Tag powerte sie noch einmal 14 Stunden durch. Nun laufen bereits die Vorbereitungen für die große Alpenüberquerung im nächsten Jahr.

Wie berichtet, hatte im Vorfeld und auch vor Ort nicht alles so klappen wollen, wie geplant. Denn eigentlich wollte Jacqueline Fritz bereits in diesem Sommer die Alpen von Bayern bis Südtirol überwinden. Aber dann fehlte Sponsorengeld, es gab Probleme mit dem Bergführer, dem Kamerateam, dem Termin, dem Wetter. „Zum Schluss hat es mir den letzten Nerv geraubt, weil sich täglich etwas geändert hat“, gibt sie zu. Schließlich einigte sie sich mit ihrem neuen Bergführer – das 75-jährige Bergsteiger-Urgestein Peter Lammerer aus Rosenheim – auf eine anderthalbwöchige Tour in der Region Gardasee und Chiemgauer Alpen mit einigen Klettersteig-Passagen. Rund 10.000 Höhenmeter Auf- und Abstieg bewältigte die 4,5er-Truppe. Mit dabei waren auch eine befreundete Ärztin und ein Cutterer aus Herxheim, der für Fotoausnahmen sorgte und im nächsten Jahr beim geplanten Filmdreh dabei sein soll. Und natürlich Loui, Jacqueline Fritz’ treuer vierbeiniger Begleiter, der nun zum „offiziellen Bergsteigehund“ aufgestiegen ist. „Er hat das wirklich toll gemacht“, ist sie auf den fast Einjährigen stolz, der sogar ein eigenes Sicherungsgeschirr hat. Eine eigens für sie entwickelte Kletterprothese hat auch die Impflingerin, die in Bad Bergzabern eine Werbeagentur betreibt. „So etwas gibt es eigentlich gar nicht, aber P & E Rehatechnik aus Annweiler, deren Azubi selbst klettert, hat sie für mich angefertigt.“ Damit meisterte sie auch die Schlussmeter am Finaltag, der allen noch einmal die letzten Kräfte abforderte. Unterwegs von früh um 6 Uhr bis abends 20 Uhr an der Wasserwand mit Schulterzerrung, viel Gepäck, schlechtem Wetter und schwierigem Klettersteig. „Als wir auf dem Gipfel waren, hat Loui gleich gepennt, er war komplett fertig.“ Trotzdem ist Jacqueline Fritz sicher, die große Alpenquerung im kommenden Jahr konditionell zu packen. Nun geht sie intensiv auf Sponsorensuche, um die benötigten 20.000 Euro zusammenzubekommen. Schön ist für sie besonders die Erfahrung, dass viele andere Menschen mit Handicaps sich mit ihr auf Facebook befreundeten und ihre Reise interessiert verfolgten. Sie sei sogar beim Wandern von anderen Menschen angesprochen worden, die von ihrer Alpentour gehört hatten. Eine italienische Männergruppe bereitete ihr am Gipfel einen Sektempfang, nachdem diese Fritz am Fuße des Berges noch empfohlen hatte, nicht dort hochzugehen. Es sei ja schließlich ein Berg und sie habe nur ein Bein. Das wisse sie schon und genau deswegen wolle sie es ja machen, gab Fritz den Männern Erklärungshilfe. Ein anderer Einheimischer war gleich so angetan von ihr, dass er ihr nach einer Brotzeit seine Berghütte zeigte und einen Ring hervorholte. „Der Mann war über 60 Jahre“, berichtet sie schmunzelnd und augenrollend. Insgesamt seien die Reaktionen der anderen Wanderer sehr positiv und anerkennend gewesen. Mit dieser guten Stimmung will sie auch auf ihre große Tour im kommenden Jahr gehen. (höj)

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