Kreis Südliche Weinstraße „Schnell mal für Obdachlosen gehalten“

Herxheim. Am 22. Juni 2013 zog der Herxheimer Felix Starck aus, die Erde mit seinem Fahrrad zu umrunden. Am Anfang noch dabei sein Freund Fynn Ettenhuber, der mittlerweile aber ausgestiegen ist. Auch gesundheitlich lief es nicht ganz rund: Nachdem sich Felix mit einem Virus infiziert hatte, mussten die Radler im Juli ihre Reise unterbrechen und in die Heimat zurückkehren. Im August ging es für Felix zurück auf den Sattel: Asien und Neuseeland in Angriff nehmen. Judith Hörle fragte bei dem 23-Jährigen nach, wo er sich momentan herumtreibt und was er seit seinem Bericht vom 14. Februar erlebt hat.

Bei deinem letzten Bericht bist du gerade nach Neuseeland aufgebrochen. Dort hat dich eine Gastfahrerin begleitet. Wir war die Erfahrung, mal wieder zu zweit unterwegs zu sein?

Die Gastfahrerin war meine Freundin. Es ist natürlich schön, das Erlebte mit einem Vertrauten zu teilen. Wenn man 24 Stunden am Tag aufeinander sitzt, muss man sich wirklich gut verstehen – sonst endet die Reise schneller als gedacht. Das hat man ja bei meinen ehemaligen Reisepartnern gesehen. In Neuseeland bist du sogar an einigen Weinbergen vorbeigekommen. Hast du in solchen Momenten die Heimat zurückgesehnt? Ich wusste vorab gar nicht, dass Neuseeland solch eine großer Weinhersteller ist. Fast täglich passierten wir Weinberge, die mich natürlich ungemein an die Südliche Weinstraße erinnerten. Ich habe den Kiwis sogar versucht, unser Gebräu Rieslingschorle schmackhaft zu machen – geklappt hat das leider nicht, folglich muss ich dafür weiterhin ins „Sternl“. Am 26. Februar hast du die 10.000-Kilometer-Marke geknackt. Wo warst du in diesem Moment? Ich war mitten in den Neuseeländischen Alpen unterwegs. Der Moment an sich ist eigentlich gar nicht so besonders, wie man vielleicht denken mag, aber abends freut man sich natürlich ungemein über das Geleistete. Wer hätte vor Abreise gedacht, dass ich so weit komme? Ich nicht ... Im März ging es Richtung Amerika. Eine weite Flugstrecke. Ging alles glatt mit deinem zweirädrigen Begleiter? Es ist immer sehr stressig, mit einem Fahrrad in den Flieger zu steigen. Das Flugpersonal ist oftmals nicht geschult und weiß nicht, wie mit meinem Fahrrad umzugehen ist. Grundsätzlich packe ich meinen Begleiter aber immer in einen Karton, um eventuellen Schäden vorzubeugen. Bisher ging immer alles gut. Wie sehen deine Tourenpläne für Amerika aus und auf welche Ziele freust du dich am meisten? Ich befahre die beiden Küsten. Zuerst von Los Angeles nach Seattle und danach Miami bis New York. Von der Westküste bin ich momentan noch etwas enttäuscht, was aber nach Neuseeland auch keine sonderliche Überraschung ist. Natürlich gibt es ein Ziel, auf das ich mich am meisten freue: Herxheim. Dir hatte sich wieder ein Gastfahrer angeschlossen. Wie kam es dazu? Mein bester Freund Jonas Rieder kam für zehn Tage an die Westküste und hat mich von Los Angeles nach San Francisco begleitet. Das sollte aber auch der letzte Gastfahrer gewesen sein. Was gab es für Herausforderungen auf deiner Tour seit Neuseeland ? Neuseeland war eine physische Herausforderung. Berge und Wind sind so ziemlich die größten Gegner auf solch einer Reise. Ähnlich auch an der Westküste Amerikas. Zudem kommt noch das verlockend ungesunde Essen hier in den Vereinigen Staaten – endlich kommen mal wieder ein paar Kilo auf die Rippen. Auf deinen Bildern wucherst du im Gesicht immer mehr zu. Seit wann hast du Haare und Bart nicht mehr geschnitten? Gehörst das für so einen Survival-Trip einfach dazu oder hast du eine Wette verloren? Die Haare habe ich seit Beginn der Reise im Juni nicht mehr geschnitten. Damals fuhr ich mit neun Millimeter los. Der Bart kommt regelmäßig alle vier Wochen ab, aber da ich einen relativ starken Bartwuchs habe, sieht das natürlich immer ein wenig wild aus. In Kombination mit der Frisur und dem Fahrrad wird man da schnell mal für einen Obdachlosen gehalten – Geld habe ich noch keins bekommen. Am 6. April hast du Geburtstag. Wie und mit wem wirst du deinen Ehrentag verbringen? Ich will versuchen, bis nach Seattle zu kommen, um den Abend in einem Hostel zu verbringen – dort trifft man meist auf spannende Leute. Grundsätzlich lege ich eh keinen Wert auf Geburtstage, somit wäre es auch kein Weltuntergang, wenn ich den Tag alleine verbringen sollte. Jetzt hast du schon fast die ganze Welt umrundet. Gibt es ein Land, was dir besonders im Gedächtnis geblieben ist? Neuseeland war bisher mit Abstand das schönste Land für mich. Nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen dort. Die Kiwis sind ein wahnsinnig hilfsbereites Volk und wir kamen vor lauter Einladungen kaum zum Radfahren. Im Nachhinein muss man aber sagen, dass auch Deutschland sehr schön war.

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