Kreis Südliche Weinstraße Mit Herz und Verstand

INSHEIM. Als er sich Anfang Juli in den kommunalpolitischen Ruhestand verabschiedete, war Max Bergdoll der dienstälteste Ortschef im Kreis. 42 Jahre lang war der 73-Jährige Mitglied im Gemeinderat, 40 Jahre davon führte er die Gemeinde Insheim. Am Dienstag verlieh ihm sein Nachfolger Martin Baumstark (CDU) die Ehrenbürgerwürde.

Mit dieser höchsten Auszeichnung der Kommune werden die herausragenden Verdienste um die Gemeinde gewürdigt, in der er mit Herz und Verstand gewirkt und bedeutende Impulse gegeben hat. Die Pflicht des Kommunalpolitikers, darin stimmt Max Bergdoll dem Soziologen Max Weber zu, sei es, sachlich und mutig zu sein. Kommunalpolitiker müssen durch Argumente überzeugen, lautet das Credo von Bergdoll. Für damalige Verhältnisse außergewöhnlich, wurde er im Alter von nur 33 Jahren zum ersten Mal zum Ortsbürgermeister seiner Heimatgemeinde gewählt. Außergewöhnlich auch deshalb, weil seine CDU-Fraktion damals gerade einmal drei der 15 Mandate auf sich vereinen konnte. Gerade wenige Wochen im Amt, hatte Bergdoll bereits seinen ersten großen kommunalpolitischen Erfolg zu feiern. Bei der Bezirksregierung war die Schließung der Grundschule bereits beschlossene Sache. Bergdoll, bekannt für seine Ecken und Kanten, fand das Hintertürchen, fuhr nach Mainz und legte die Argumente aus der Sicht der Gemeinde auf den Tisch. Nur wenige Tage später kam der Anruf: „Die Schule bleibt bestehen.“ Und sie besteht heute noch. Er hat auch Ärzte nach Insheim geholt und mit anderen Einrichtungen wie der Bürgerstube, dem Jugendtreff und der ersten Krabbelstube im Kreis schon früh die Gemeinde ins Gespräch gebracht. Bergdoll, der eigentlich nur eine Amtsperiode auf der Kommandobrücke stehen wollte, aus denen am Ende acht wurden, hat das Amt des Bürgermeisters stets so verstanden, dass er Visionär und Modernisierer sein und sein Handeln immer bürgerorientiert ausrichten müsse. „Der Bürgermeister ist für die Bürger da und nicht umgekehrt.“ „Gelassenheit bei der Akzeptanz von Dingen, die man nicht ändern kann. Entschlossenheit bei Dingen, die man ändern kann. Und so viel Weisheit, um das eine oder andere unterscheiden zu können.“ Dieses Zitat hat sich Bergdoll zur Leitschnur gemacht. „Hut ab vor dem, was Max für Insheim geleistet hat“, so sein Nachfolger Baumstark. Gut erinnern kann sich Bergdoll aber auch an weniger erfolgreiche Zeiten. Vergeblich hat er für ein Gewerbegebiet auf dem Konversionsgelände gekämpft. Mit dem damaligen Verbandsbürgermeister Elmar Weiller habe er so manches Hühnchen zu rupfen gehabt. Und auch zwei böse Briefe – anonym zugesandt – musste er verkraften. „Sie werden das 69. Lebensjahr nicht überleben“, ist in einem geschrieben. Bergdoll wird am 3. September 74 Jahre alt. Bergdoll will seinen kommunalpolitischen Ruhestand so richtig genießen, nicht mehr dem Diktat des Terminkalenders unterworfen sein. Öfter will er in seiner Ferienwohnung im thüringischen Oberhof anzutreffen sein. Eine Reise nach Ägypten steht bereits im Winterhalbjahr an. Eines bleibt allerdings fester Bestandteil seines Terminkalenders: die Heimspiele des 1. FC Kaiserslautern, bei denen er als Platzordner im Einsatz ist. „Ohne mich pfeift kein Schiedsrichter das Spiel an.“ (som)

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