Kreis Südliche Weinstraße Mit 1,25 PS bis Tempo 45

Der 78-jährige Ewald Gall aus Remseck am Neckar besitzt das älteste noch voll funktionsfähige Motorrad der Welt: Das historische Gefährt aus dem Hause De Dion Bouton wurde 1897 in Frankreich konstruiert und war am Wochenende der „Stargast“ bei der Motorradveteranen-Ausstellung, die die „Südpfälzer Veteranenfreunde“ in der Festhalle in Heuchelheim in der achten Auflage veranstalteten.

An den beiden Tagen zeigten sich rund 750 Besucher angetan von der historischen Technik. „Das ist ein Viertakt-Motor mit elektrischer Hochleistungszündung“, erklärt Ewald Gall, ein Mechaniker im Ruhestand, und ergänzt: „Wenn das die Leute von Bosch heute sehen, dann werden die schier verrückt.“ Von einem bayerischen Schreiner hat Gall das motorisierte Zweirad vor Jahren gekauft. Es habe ewig ungenutzt in einer Halle gestanden. Das Gefährt gleicht eher einem Fahr- denn einem Motorrad. Es fährt mit einem 1,25 PS starken Motor und einem Hubraum von 211 Kubikzentimetern bis zu 45 Stundenkilometer schnell. „Richtig langsam fahren kann man mit dem Ding nicht“, sagt der 78-Jährige und erklärt: „Es gibt keinen Leerlauf. Wenn man anhält, dann muss man den Motor abwürgen.“ Wie Gall hält auch den 74-jährigen Rolf Beppler aus Appenhofen, Cheforganisator der Ausstellung, das Motorradfahren jung. Ungezählt die Stunden, in denen er in mühevoller Kleinarbeit uralte Motorräder restauriert. Rolf Beppler, dereinst als Motorrad-Fahrer als „Mister Eisenhart“ bekannt, kann auf eine mehr als 50-jährige Karriere zurückblicken. Das Energiebündel nahm als Privatfahrer an 19 Sixdays teil. Mit dem dreimaligen Gewinn der Deutschen Seniorenmeisterschaft rundete Beppler sein aktives motorsportliches Wirken ab. Seine Erfahrung, sein Wissen und seinen Enthusiasmus widmet Beppler seit Jahren dem Oldtimersport. So trug auch die Ausstellung in Heuchelheim mit 120 Veteranen deutlich die Handschrift von Beppler. Gekommen waren einmal mehr Fans von antiken Motorrädern, nicht nur aus der Südpfalz, sondern auch aus dem Siegerland, dem Saarland oder von der Schwäbischen Alb. Einst gehörten die jetzigen Veteranen zum Modernsten, was die Motorrad-Technik zu bieten hatte. Wer selbst einen Veteranen besitzt, weiß, dass es nur von Vorteil ist, wenn man Leute kennt, die dem gleichen Hobby frönen. Die Besucher konnten wieder eine Vielfalt von geschichtsträchtigen Modellen bestaunen: Keilriemenmotorräder aus Kaisers Zeiten, atemberaubende Motorräder aus den 30er- und 40er-Jahren, Nachkriegsmaschinen aus der Zeit, als das „normale“ Leben nach dem Krieg wieder begann, bis hin zu Motorrädern der 70er-Jahre, als das Motorrad als Freizeitartikel wieder neu entdeckt wurde. Nicht zu vergessen eine Reihe von Mofas, Mopeds, Mokicks und die 50-Kubikzentimeter-Kleinkrafträder der 60er- und 70er-Jahre sowie Modelle von Hercules, Kreidler und Zündapp. Als „Hingucker“ erweist sich ein weißes Mars-Motorrad, Baujahr 1923. Allein beim Namen bekommen Oldtimerfreude Herzklopfen und Techniker springen vor Begeisterung in die Höhe. Die Besucher waren von der ästhetischen Gestaltung dieses historischen Brummers fasziniert. Die Weiße Mars wurde von 1920 bis 1932 von dem Nürnberger Motorradhersteller Mars gebaut und erhielt wegen ihrer Lackierung im Volksmund schell ihre Bezeichnung. Auffallend der Kastenrahmen, in dem auch der Zehn-Liter-Tank geschützt untergebracht ist. Danach sticht sofort der Motor ins Auge – ein längs eingebauter Boxermotor, der dominant in der Mitte glänzt. Da staunen die Sammler, Schrauber, Fahrer und Besucher Bauklötze. (som)

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