Annweiler Menschenkette von Annweiler bis Landau: Wer erinnert sich?

Ort des Widerstands in der NS-Zeit: der Asselstein.
Ort des Widerstands in der NS-Zeit: der Asselstein.

Annweiler demonstriert, dass es für Demokratie einsteht. Im gleichem Atemzug mit der Absage der AfD-Veranstaltung hat die Stadt zwei weitere Signale gesetzt. Was hat das verrostete Rohr am Marktplatz damit zu tun?

Am 6. Mai 1934 trafen sich am Asselstein Sozialdemokraten aus Annweiler und der ganzen Pfalz, um den Widerstand gegen die Nationalsozialisten zu diskutieren. Der Tag war nicht zufällig gewählt, sprach doch zur selben Zeit Joseph Goebbels in Zweibrücken, was zu einem Abzug der SA dorthin führte. Die Gruppe der Widerständler wurde später denunziert, ihre Mitglieder wurden verhaftet und verfolgt.

Den mutigen Akt der „Asselsteiner“ will Annweiler wieder stärker in den Blickpunkt rücken. Auf Anregung des Heimathistorikers Helmut Seebach schließt sich die Stadt der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ an. Das bundesweite Projekt verfolgt den Ansatz einer identitätsstiftenden Demokratieerinnerung. Denn: „Demokratie, Grund- und Menschenrechte sind nicht selbstverständlich. Sie müssen immer wieder aufs Neue erkämpft und verteidigt werden.“

„Asselsteiner“ als Vorbild

Stadtbürgermeister Benjamin Seyfried wünscht sich, dass der Asselstein, der bekannte Felsturm oberhalb von Annweiler, als Lernort etabliert wird. Zusammen mit Schulen könnten Projekte und Exkursionen entwickelt werden. Die Trifelsstadt hatte für das NS-Regime eine zentrale Bedeutung, wollte es doch die Burg zu einer „nationalen Weihestätte“ des Dritten Reichs aufbauen. „Wir müssen auch auf unsere dunkle Zeit in Annweiler blicken“, sagte erster Beigeordneter Benjamin Burckschat, „aber auch auf die Menschen, die dem entgegengetreten sind“. Jener Widerstand der „Asselsteiner“ sei eine Geschichte, „die uns als Vorbild dienen sollte“, fand auch Seyfried.

Im nächsten Tagesordnungspunkt hatte sich der Stadtrat mit großer Geschlossenheit dazu entschlossen, der AfD für ihren „Bürgerdialog“ mit Parteichef Tino Chrupalla im Hohenstaufensaal eine Absage zu erteilen. Rechtspopulistischer Gesinnungshaltung soll in Annweiler keine Bühne geboten werden.

Menschenkette von Annweiler bis Landau

Passend dazu berichtete Seyfried auch über eine weitere Aktion der Stadt im Zeichen der Demokratie. Wer über den Rathausplatz schlendere, habe sich bestimmt schon mal gefragt, was dieses verrostete Rohr beim Café Chelini bedeuten soll. Das Objekt gehe zurück auf eine ganz besondere Aktion im Jahr 1993. „Aber keiner weiß mehr, was es ist“, so Seyfried. Das soll sich ändern. Am 30. Januar 1993 bildeten ungezählte Engagierte unter dem Motto „13 Kilometer gegen Gewalt“ eine Menschen- und Lichterkette von Annweiler bis Landau, initiiert von Schülern des Trifelsgymnasiums.

Zeugnis dieser Aktion ist noch heute jenes Stahlrohr – vielmehr die „Friedenssäule“ des Künstlers Karlheinz Zwick. Im Inneren befindet sich eine mit einem Himmelsmotiv bemalte Pappsäule, die von zahlreichen Teilnehmenden signiert wurde. Um an die damalige Menschenkette und die Intention dahinter zu erinnern, soll eine Infotafel neben der Säule angebracht werden, um ihre Bedeutung als Mahnmal gegen Fremdenhass deutlich zu machen. Das Schild sei fertig und soll jetzt angebracht werden, kündigte Seyfried an.

Die „Friedenssäule“ am Rathausplatz erinnert an die Lichterkette.
Die »Friedenssäule« am Rathausplatz erinnert an die Lichterkette.
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