Kirrweiler Kirrweilers neue soziale Mitte

Wohn-Pflege-Projekt nimmt Gestalt an: Im Herbst sollen die 19 Wohnungen bezogen werden können.
Wohn-Pflege-Projekt nimmt Gestalt an: Im Herbst sollen die 19 Wohnungen bezogen werden können.

Das Stoßgebet, das Christian Rohatyn, Geschäftsführer des kirchlichen Wohnungsunternehmens GSW, gen Himmel geschickt hatte, war erhört worden: Die Sonne lachte vom Himmel, als am Mittwoch beim Mehrgenerationenprojekt Herta-Kuhn-Höfe Richtfest gefeiert wurde.

Im Ortskern von Kirrweiler entsteht seit elf Monaten eine „neue soziale Mitte“: An der Ecke Kirchstraße/Schlossstraße wird eine Wohnanlage mit einer Wohn-Pflege-Gemeinschaft gebaut, die älteren Bürgern die Möglichkeit geben soll, in der gewohnten Umgebung im Dorf ein selbstbestimmtes Leben zu führen, statt ins Pflegeheim zu müssen. Gedacht ist an eine Durchmischung der künftigen Bewohner: Senioren, aber auch junge Familien sollen einziehen, denen im Herzen von Kirrweiler bezahlbarer Wohnraum angeboten werden soll.

Das Projekt geht zurück auf eine Initiative der vermögenden Kirrweilerer Bürgerin Herta Kuhn. 2016 kaufte sie mehrere seit 40 Jahren leerstehende Gebäude im Ortskern und vermachte diese der Bürgerstiftung Kirrweiler. Die Umsetzung des Projekts erlebte sie nicht mehr: 2018 ist die Wohltäterin gestorben. Wegen des Volumens des Projekts wurde die Herta-Kuhn-Stiftung aus der Bürgerstiftung herausgelöst und 2021 in eine gemeinnützige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts überführt. Bauherrin ist eine Gemeinschaft, die aus der Gemeinnützigen Siedlungswerk Speyer GmbH (GSW), dem Wohnungsunternehmen der Diözese Speyer, und der Herta-Kuhn-Stiftung besteht.

Ins Erdgeschoss kommt eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft mit zehn Plätzen, im Ober- sowie im Dachgeschoss entstehen Wohnungen. Die gesamte Wohnfläche beträgt 1050 Quadratmeter. 16 der 19 Wohnungen werden vom Land gefördert: mit Darlehen der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) von insgesamt rund zwei Millionen Euro, für die nur niedrige Zinsen zu bezahlen sind, sowie Tilgungszuschüssen von etwa 915.000 Euro über das Sonderprogramm des Landes zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus. Die Gesamtinvestition inklusive Grundstückskauf beläuft sich laut GSW auf etwa 4,8 Millionen Euro.

Im Herbst 2022 wurden die leerstehenden Häuser abgerissen, im April 2023 begannen die Bauarbeiten mit dem symbolischen ersten Spatenstich. Seither ging es zügig voran. Einen Zeitvorteil soll bringen, dass seriell vorgefertigte Nasszellen eingebaut werden.

Ortsbürgermeister Rolf Metzger freute sich, dass das Projekt im Zeitplan liege. Den Anwohnern dankte er dafür, dass sie den Lärm und die sonstigen Belastungen durch die Baustelle im Ortskern seit fast einem Jahr ertragen. „Aber es hat sich gelohnt. Hier entsteht etwas Tolles“, sagte Metzger. Die künftigen Herta-Kuhn-Höfe nannte er ein Projekt „mit Vorbildcharakter“. Im Oktober soll nach seinen Worten Einweihung gefeiert werden, am 1. November ist der Start vorgesehen. Bereits am 1. April werde in der ehemaligen Sparkasse in der Hauptstraße das Quartiersbüro öffnen, das als Anlaufstelle dienen soll.

GSW-Geschäftsführer Christian Rohatyn sagte mit Blick auf die verständnisvollen Anwohner, er habe selten eine so „entspannte Baustelle“ erlebt. Er gab sich zuversichtlich, dass die Bauarbeiten im Zeitplan bleiben. Das neue Gebäude vermittle den Eindruck, „als sei es schon immer da gewesen“. Oberbauleiter Markus Mors, Vertreter des Generalunternehmers Weisenburger, sagte, sein Unternehmen sei froh, „dieses schöne Gebäude errichten zu dürfen“. Die Arbeiten „laufen prima“.

Nach dem Richtspruch des Zimmermanns Bernd Bornheimer durften die Offiziellen in zünftiger Handwerkerkluft versuchen, Nägel möglichst gerade in einen Balken zu schlagen, was mehr oder weniger gut gelang.

Hilfs-Zimmerleute: (von links) Jürgen Pluskat, Karl-Ludwig Vatter (Bürgerstiftung), Christian Rohatyn (GSW), Architekt Thomas An
Hilfs-Zimmerleute: (von links) Jürgen Pluskat, Karl-Ludwig Vatter (Bürgerstiftung), Christian Rohatyn (GSW), Architekt Thomas Andres, Ortsbürgermeister Rolf Metzger.
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