Kreis Südliche Weinstraße Grenze in Köpfen abbauen

„Nie mehr Krieg“, schworen sich Jung und Alt nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Gründung der Europa-Union Deutschland war 1948 eine der Konsequenzen dieses Versprechens. „Wir wollen die Europäer einander näher bringen“, so der Kreisvorsitzende Jörg Saalbach beim Neujahrsempfang des Kreisverbandes Südpfalz der Europa-Union im Hotel Schweigener Hof.

Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag, und erster Kreisbeigeordneter Marcus Ehrgott (CDU) betonten in ihren Grußworten ebenso wie Saalbach die Wichtigkeit einer guten europäischen Zusammenarbeit, da viele der heutigen Probleme von keiner Nation alleine zu bewältigen seien. Der endgültige Fall der Schlagbäume vor 25 Jahren sei ein spürbarer und gerade im Drei-Länder-Grenzland Rheinland-Pfalz erster weitreichender Schritt zur Annäherung gewesen. Doch nach wie vor gelte es, Grenzen in den Köpfen abzubauen. Dafür engagiert sich die Europa-Union. Seit 67 Jahren organisiert sie europaweite Zusammentreffen, Studienreisen oder Vorträge zum Thema Europa. Von der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit berichtete im Auftrag von Ministerpräsidentin Malu Dreyer Werner Schreiner, der sich seit 50 Jahren mit „Grenz-Problemen“ befasst. Anschaulich erzählte er von alltäglichen Begegnungen in der zwar schlagbaumlosen, dafür aber mit vielen Alltagshürden gepflasterten Region. Greifbar machte er das mit einer Anekdote über den kleinen Grenzverkehr: So dürfe eigentlich kein Taxifahrer seine Gäste von Deutschland nach Frankreich befördern, weil seine Konzession auf der anderen Seite nichts gelte. Auch Lehrer bekommen diese Defizite der Europäischen Union zu spüren. Bei bilateralen Schülertreffen dürfe im Prinzip kein Pädagoge die Kinder der anderen Nation betreuen – der Versicherung wegen. Es gebe viele, zum Teil in dunkler Vergangenheit angelegte Hürden, die den ganz normalen Alltag zwischen den Ländern und Regionen Europas erschwerten. Schreiner berichtete vom verbindenden Einsatz regionaler Politiker – etwa bei Verkehrsverbindung, Schüleraustausch oder Sprache und Kultur. Er erinnerte unter anderem an die 2013 vereinbarte „Rahmenvereinbarung über grenzüberschreitende Berufsausbildung“. Und an die im selben Jahr verabschiedete „Charta zur Förderung der Mehrsprachigkeit“, die künftigen Generationen mehr „interkulturelle und kooperative Kompetenzen“ mit auf den Weg geben soll. „Die Menschen sollen das Leben im Grenzraum nicht als Beschränkung wahrnehmen, sondern als Erweiterung“, so Schreiner. Dabei denkt er nicht nur an die mehr als 200.000 berufsbedingten Grenzgänger in der Großregion: „Zentrale Herausforderungen wie Jugendarbeitslosigkeit, Fachkräftemangel, Klimaschutz und Energiewende verlangen nach gemeinsamen Antworten.“ Wie schwer das wirtschaftliche und politische Geflecht zu durchschauen ist bekommen Politiker und interessierte Bürger täglich zu spüren. Saalbach räumte ein, dass auch die Europa-Union „keine fundierte Meinung“ zur Debatte um das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen Europa und den USA habe. Bei der Meinungsbildung helfen sollen bundesweite Veranstaltungen zum Thema. (ika)

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