Kreis Südliche Weinstraße Gesucht: Investor für Senioren-WG

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Wenn es zu Hause nicht mehr alleine oder mit Unterstützung geht, führt der weg ältere Menschen oft ins Seniorenheim. Viele wünschen sich aber, im vertrauten Umfeld bleiben zu können, wo Nachbarn, Freunde und Verwandte leben. Um diesem Wunsch zu entsprechen, plant die Ortsgemeinde Gossersweiler-Stein eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft – eine Art Senioren-WG mit Betreuung. Unterstützt wird sie dabei vom Land über das Förderprogramm „Wohnpunkt RLP“. Das bezahlt die Beratung des Landauer Beratungszentrums Kobra. Seit 2015 ist die Doppelgemeinde in dem Programm und fleißig am Planen. Aber die Umsetzung stellt sich als schwierig heraus. Mit vier Investoren seien schon Gespräche geführt worden, berichtet Projektkoordinator Thomas Schwögler. Doch bisher habe keiner angebissen. Zwei weitere Rückmeldungen stünden noch aus. Bislang angedacht gewesen sei, das leerstehende Gebäude der alten Metzgerei mit Tanzsaal im Ortskern abzureißen und dort ein 2,5-geschossiges Haus zu errichten. Ins Erdgeschoss sollten Gewerbeflächen und eine Dorfbegegnungsstätte (die nun im Erdgeschoss des Dorfhauses entstehen soll, nachdem die Sparkasse ihre Filiale dort geschlossen hat), ins erste Obergeschoss der barrierefrei erreichbare Wohn-Pflege-Punkt und in die zweite Etage Wohnungen. Da Gossersweiler-Stein aber nun mal nicht Landau sei, hätten Investoren bisher immer Rückzieher gemacht. Sie fürchteten, die Flächen nicht rentabel genug verkaufen oder vermieten zu können. Deswegen hat sich die Ortsgemeinde zusammen mit Architekt Patrick Müller, der die Planung ehrenamtlich übernommen hat, eine Alternative einfallen lassen: eine Solitärlösung. Diese umfasst nur den Wohn-Pflege-Punkt, untergebracht auf einer Etage. Denn mit der Wohn-Pflege-Gemeinschaft könnte der Investor lukrativere Mieten als mit normalen Wohnungen erzielen, erklärt Schwögler. Solch ein Flachbau wäre zwischen den beiden Ortsteilen möglich. Mit dem Grundstücksbesitzer sei bereits gesprochen worden. Damit wäre die Senioren-WG zwar nicht mehr im Ortskern, dort passe ein eingeschossiger Bau aber städtebaulich nicht ins Bild. Geplant sei die Senioren-WG mit zwölf Wohnungen à 18 Quadratmeter und Gemeinschaftsräumen wie Küche, Essen- und Aufenthaltsraum. Dafür falle eine Miete von etwa 340 Euro an. Hinzu kämen Kosten für den Betreiber, der eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung übernimmt, eine Art Haushälter. Seinen Pflegedienst bestelle jeder Bewohner individuell. Insgesamt sei das Angebot nicht günstiger als ein Seniorenheim, biete aber den Vorteil des wohnortnahen Altwerdens. Müller schätzt die Kosten für die Ortskernlösung auf 2,4 Millionen Euro, für die Solitärlösung auf eine Million Euro. Die Gemeinde selbst sei knapp bei Kasse und müsste einen Kredit aufnehmen, um als Investor aufzutreten, erklärt Ortsbürgermeister Stefan Renno. Eine Option wäre noch eine Baugemeinschaft, bei der Privatpersonen Kapital investieren. Die Idee für das Projekt – damals noch als Mehrgenerationenhaus – gehe noch auf die Vorgänger-Gemeindeführung zurück, berichtet Renno. Sie sei also schon neun Jahre alt. Ob der Wohnpunkt tatsächlich realisiert wird? Renno und Schwögler schnaufen. „Es gab schon einige Rückschläge. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Die Rückmeldungen bei einer Seniorenumfrage im Ort seien gut gewesen. Und das Projekt sei sowohl für ältere Menschen und deren Angehörige als auch für die Dorfgemeinschaft eine gute Sache.

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