Kreis Südliche Weinstraße Der Schein trügt

Viele Leerstände konzentrieren sich auf die mittlere Marktstraße, aber auch in diesem Teil der Altstadt werden neue Geschäfte er
Viele Leerstände konzentrieren sich auf die mittlere Marktstraße, aber auch in diesem Teil der Altstadt werden neue Geschäfte eröffnet.

Als Susanne Schultz im April 2016 das Zentrumsmanagement in Bad Bergzabern übernahm, wurden 24 leerstehende Geschäfte in der Innenstadt gezählt. „Seither hat sich die Zahl um gut die Hälfte reduziert“, betont Stadtchef Fred-Holger Ludwig (CDU), der Schultz für ihre „erfolgreiche Arbeit und ihren Einsatz“ lobt. Ende vergangenen Jahres hat der Stadtrat den Vertrag von Schultz um zwei Jahre verlängert. Sie arbeitet vertragsgemäß einen Tag pro Woche für die Stadt. „Ich mache aber viele Überstunden“, sagt sie. Die Arbeit von Susanne Schultz geht weit über die Suche nach Geschäftsleuten, die in der Kurstadt ihre Zukunft sehen, hinaus. Doch sie weiß ganz genau, dass viele Bürger den Erfolg ihres Engagements an der Anzahl der leerstehenden Geschäfte messen. „Das Problem ist“, sagt Schultz, „dass sich die Leerstände auf den Bereich der mittleren Marktstraße konzentrieren.“ Also genau die Gegend in der Nähe des Marktplatzes, wo besonders viele Menschen zum Einkaufsbummel unterwegs sind. Bad Bergzabern unterscheide sich von vergleichbaren Städten dadurch, dass es nicht nur eine Einkaufsstraße gebe, sondern mehrere, die teilweise parallel verliefen. „Wir haben die Marktstraße, die Königstraße, die Weinstraße und die Kurtalstraße – überall gibt es Geschäfte, wir haben hier eine riesige Fläche zu belegen“, sagt die Zentrumsmanagerin. Dabei gebe es in den anderen Straßen kaum Leerstände, nur eben in der Marktstraße, obwohl es auch dort zunehmend Neuansiedlungen gebe. Schultz verweist in diesem Zusammenhang gern darauf, dass man jedes Gebäude individuell betrachten müsse. „Es gibt nicht den einen Grund, der alle Leerstände in der Stadt erklärt.“ Bei manchen leerstehenden Geschäften habe man einen Sanierungsstau, da müsse erst kräftig investiert werden, bevor man wieder vermieten könne. Manche Besitzer scheuen aber die Kosten. Bei anderen Läden seien Besitz- oder Nachfolgeregelungen unklar. „Und in Bad Bergzabern kommt noch dazu, dass wie in mittelalterlichen Städten üblich, die Geschäfts- auch Wohnhäuser sind“, erläutert Schultz. Das heißt: Die Gebäude stehen nicht komplett leer, sondern nur das Erdgeschoss mit dem Laden, obere Etagen sind oft bewohnt. „Ich muss in vielen Gesprächen immer wieder über die Hintergründe aufklären“, sagt Schultz. Zu dem „Lebenszyklus“ eines Gebäudes gehöre es dazu, dass es mal saniert werden müsse und dass es auch einmal leer stehe. „Früher hat es zwei bis fünf Jahre gedauert, bis ein Leerstand wieder belegt war, heute dreht sich alles viel schneller“, behauptet Schultz. Heutzutage seien die Städte alle nahezu gleich, Geschäftsleute könnten überall einen Laden eröffnen. „Entscheidend sind die weichen Standortfaktoren, und die sind in Bad Bergzabern hervorragend“, versichert Schultz. Bad Bergzabern sei als Kurstadt für Investoren interessant. „Wir stehen für Gesundheit und Wellness, haben die Therme“, hebt Schultz hervor. Zudem gebe es viele ältere Bürger, die solvent seien und Zeit zum Shoppen hätten. „Wir sind heilklimatischer Kurort und Mitglied im Netzwerk der gesunden Städte“, ergänzt Ludwig, „das müssen wir noch stärker hauerausstellen.“ Das Image des „Kurstädtchens der Lebensfreude“ weiter aufzupolieren sieht Schultz als eine zentrale Aufgaben an. Dabei macht ihr der Blick auf 2018 Mut. Die 2017 gegründete Image-AG sei ein Musterbeispiel für bürgerliches Engagement, arbeite sehr erfolgreich. Schultz nennt beispielhaft den Hamecker-Markt, die Hamecker-Zeitung, die 2019 eine Neuauflage erfahren soll, und das Leitbild für die Stadt. 2018 wurde auch eine Standortgemeinschaft gegründet, die rund 80 Mitglieder hat, darunter Geschäftsleute und Vereine. Als Erfolgsgeschichte bezeichnet Schultz den 2017 ins Leben gerufenen Hamecker-Markt. Der einzige Nachmittagsmarkt in der Region lädt von April bis Oktober an jedem ersten Freitag im Monat zum Einkaufen und Feiern rund um die Marktkirche ein. In diesem Jahr wird er weiter aufgewertet. So soll der erste Hamecker-Markt im April von Freitag bis Sonntag dauern. Hintergrund ist das neue Konzept für Frühlings- und Herbstmarkt, das unter der Federführung von Schultz erarbeitet wurde. „Die Märkte waren in der bisherigen Form nicht mehr zeitgemäß“, sagt Schultz. Künftig sollen auch hier Gesundheit und Genuss eine wesentliche Rolle spielen. Der Frühlingsmarkt werde unter dem Motto „Fit für den Frühling“ stehen, „Herbstrauschen“ heißt es beim Herbstmarkt. Die Eröffnung des Frühlingsmarkts fällt mit dem Start der Hamecker-Markt-Saison zusammen. „Damit wir nicht zwei Eröffnungen kurz hintereinander haben“, erläutert Ludwig. An diesem Wochenende wird der Sonntag verkaufsoffen sein. Ähnliche Pläne gibt es für den Herbstmarkt.

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