Kreis Südliche Weinstraße Als Kasimir auf Abschiedstour

Er ist ein Vollblutfastnachter. Wo er auftritt, bleibt kein Auge trocken. Die Rede ist von Ethelbert (Eddi) Koch aus Herxheim und Aktiver des KV Frohsinn Edenkoben. Seit 44 Jahren auf den Bühnenbrettern, davon 38 Jahren in unnachahmlicher Weise in Wortwahl, Mimik und Gestik als „Kasimir“.

Eddi Koch, der im Juni sein 60. Lebensjahr vollendet, ist in dieser außergewöhnlichen Rolle auf Abschiedstour. Ob er allerdings ganz von der Narrenbühne abtritt, steht derzeit noch in den Sternen. Solch ein Erzfasnachter ist als ein Ruheständler nur sehr schwer vorstellbar. Für ihn ist Fasnacht Heimat- und Brauchtumspflege, ein Teil des volkstümlichen Kulturgutes. Für Eddi Koch ist Fasnacht immer gleichbedeutend mit „Spaß an der Freud“: „Mir macht es unheimlich Spaß, anderen Menschen Freude zu bereiten“, erzählt Koch. Angefangen hatte alles 1971 mehr zufällig, als er mit gerade 16 Jahren den Auftritt mit den „Alten Herren Turnern“ des CV Narrhalla Herxheim im Sinne von Turnvater Jahn wagte. Eigentlich hatte er den Schritt auf die Narrenbretter gar nicht im Sinn, bis ihn die Frage des damaligen Sitzungspräsidenten Albert Beiner erreichte, ob er denn nicht mitmachen wollte. In vier Kampagnen zählte er zu den Spaß- Turnern, ehe er 1974/75 in einer Doppelbütt mit dem damals von Funk und Fernsehen bekannten Rhodter Büttenredner Ludwig Müller als Duo „ Alte Waschweiber“ erstmals auftrat. Was in den nächsten Jahren folgte, waren Büttenreden als „Stammtischbruder“ sowie als Mitarbeiter des Studentenhilfsdienstes. 1977 trat er erstmals als „Kasimir“ auf, eine Paraderolle, die ihm buchstäblich auf den Leib geschnitten ist. Eddi ist ein Freund von schwarzem Humor. „Was auf der Zunge liegt, muss raus“, lautet sein Motto. Warum ausgerechnet Kasimir? Eines Nachts sei ihm der Namen eingefallen, der ihn nicht mehr los ließ. Der Name ist polnischer Herkunft. Die Bedeutungen reichen von „Friedensbringer“ über „Weltbeherrscher“ bis hin zum „Unruhestifter“ – letzteres ist er wohl gar nicht. Von 1977 bis 2000 stand er mit der Gesangsgruppe „Die Rostigen Gießkanne Sänger“ bei den Prunksitzungen des CV Narrhalla Herxheim auf der Narrenbühne in Herxheim, ehe er sich seit der Kampagne 2000/2001 ausschließlich auf den „Kasimir“ konzentrierte. Die Bütt sei das Salz in der Suppe jeder Karnevalsveranstaltung. Ohne sie würde der Veranstaltung etwas fehlen, stellt Koch fest. Und wo bekommt er seine Witze her? „Man muss viel lesen und immer wieder etwas aufschnappen“. Ein Eddi Koch ohne Büchlein, in dem er Witze und Anregungen aufschreibt, wäre nicht denkbar. Auf die Frage, wie lange es dauere, bis eine Büttenrede fertig sei, erklärt Eddi: „Eine Rede ist nie fertig.“ Koch geht in seinen Auftritten auf das Publikum ein und improvisiert. In den Prunksitzungen seien auch Zoten gewünscht und müssten dabei sein. Bei seinen Auftritten schaut er: Was habe ich denn jetzt noch? Und könnte der Witz hier funktionieren? „Die Leute zahlen Geld und wollen fünf Stunden unterhalten werden“, weiß er. Eddi Koch hat Buch geführt. In diesen vier mal elf Jahren hat er es auf insgesamt mehr als 500 Auftritte gebracht. Ab 2008 hatte er auch Gastauftritte im vorderpfälzischen Raum. Allein in der aktuellen Kampagne standen Auftritte bei den Prunksitzungen des „Herxemer Wind“, CV Frohsinn Edenkoben, Karnevalverein Böchingen, „Ausles Neustadt-Mußbach“, Frauensitzung der „Purzelhasen“ (BICC) in Billigheim-Ingenheim oder beispielsweise des Karneval-Clubs „Die Kraniche“ in Birkenheide im närrischen Terminkalender. Höhepunkte seiner Paraderolle als „Kasimir“ waren unbestritten die Vorderpfälzer Fastnachtsitzungen 2012 in Bad Dürkheim und 2013 in Bellheim. In den zurückliegenden Jahren waren auch der LCC in Godramstein, der Karnevalverein die „Rhodter Wämbscht“, des Karnevalvereins in Schifferstadt „Gastspielorte“. Als zweiter Vorsitzender ist er seit Jahren beim Förderkreis „Gießkanne“ engagiert. Im Jahre 1999 erhielt er den „Goldenen Löwen“ der Vereinigung Badisch Pfälzischer Karnevalvereine. 2006 wurde er mit dem Verdienstorden des Bundes Deutscher Karnevalvereine (BDK) in Silber ausgezeichnet und im November vergangenen Jahres gab es für ihn in Anerkennung seiner Verdienste die Verdienstmedaille in Gold. (som)

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